Nimue Alban 10 - Der Verrat
wird ’ s interessant! «, murmelte Yairley, als er sah, welch hohen Rang der Bote bekleidete.
»Commander Jynkyns, Sir Dunkyn «, erklärte Aplyn-Ahrmahk.
»Ich verstehe. Sie haben eine Depesche für mich, Co m mander? «
»Jawohl, Sir. « Jynkyns salutierte, öffnete einen Aktenko f fer und zog einen schweren Leinenbeutel heraus. Dessen offenes Ende war mit einem Papierstreifen versiegelt. Jynkyns legte den Beutel auf Yairleys Schreibtisch.
Der Admiral bedachte das Päckchen mit einem nachdenklichen Blick. Dann tauchte er seinen Federkiel in das Tintenfass und schrieb seinen Namen quer über den Papierstreifen.
»Vielen Dank, Sir Dunkyn «, sagte Jynkyns, griff dann nach dem Beutel und begutachtete kurz, aber konzentriert, die Unterschrift. Anschließend zog er ein kleines Messer aus der Tasche und schlitzte vorsichtig die Naht auf, die den Beutel zusammenhielt. Im Inneren des Beutels befand sich ein Briefumschlag, den Jynkyns nun herausholte und ihn Yairley aushändigte, bevor er den Beutel wieder in seinen Aktenkoffer zurücklegte.
»Sir Dunkyn, Admiral White Ford bittet darum, ihm i n nerhalb der nächsten zwei Stunden mitzuteilen, ob Sie sich dieser Angelegenheit annehmen können. «
»Ich verstehe. « Yairley wog den Umschlag in der Hand. Viel Gewicht hatte der nicht. Andererseits bekam ein Befehl auch erst sein wahres Gewicht, wenn es an der Zeit war, ihn auszuführen.
»Hektor, würden Sie Commander Jynkyns wohl zu se i nem Boot zurückbegleiten? «
»Selbstverständlich, Sir Dunkyn. «
»Ich danke Ihnen. Und, Commander? « Yairleys Blick fiel wieder auf Jynkyns . »Bitte informieren Sie Admiral White Ford, dass ich so bald als möglich Bericht erstatten werde! «
»Das mache ich, Sir Dunkyn. Ich danke Ihnen. «
Erneut salutierte der Commander und ließ sich von A p lyn-Ahrmahk hinausbegleiten. Yairley blickte den beiden hinterher. Als sich die Kabinentür hinter ihnen geschlossen hatte, öffnete er den zweiten Umschlag, zog ein halbes Du t zend Bögen Papier hervor und begann zu lesen.
»Jawohl, Sir Dunkyn? «, fragte Aplyn-Ahrmahk zehn M i nuten später und betrat erneut das Arbeitszimmer des Adm i rals. » Sylvyst sagte mir, Sie wollten mich sprechen? «
Belustigt stellte Yairley fest, dass der junge Leutnant vor Neugier fast platzte. Er wollte unbedingt wissen, was es mit dieser geheimnisvollen Depesche auf sich hatte. Ebenso o f fenkundig war allerdings auch, dass nichts auf der ganzen Welt Aplyn-Ahrmahk dazu bewogen hätte, seine Neugier zuzugeben.
»Das stimmt «, bestätigte er. »Wir werden in der nächsten Stunde einiges zu erledigen haben, Hektor. «
»Sehr wohl, Sir. Inwiefern? «
»Ich wurde angewiesen, Admiral White Ford innerhalb der nächsten zwei Stunden zu melden, wie es um die Berei t schaft des Geschwaders steht und ob wir es schaffen, die Thol Bay noch mit der Abendflut zu verlassen. «
Kaum merklich weiteten sich Aplyn-Ahrmahks Augen. Die Werftarbeiter hatten die Destiny doch erst vorgestern offiziell freigegeben! Und während der Reparaturzeit hatte das Schiff, wie stets in jüngster Zeit, Mannschaft abgeben müssen. Zu einer vollständigen Besatzung fehlten Captain Lathyk fast siebzig Mann. Die Chance, dass sich innerhalb der nächsten sechs Stunden so viele neue Matrosen anheuern ließen, lag irgendwo zwischen ›vergiss es‹ und schlechter. Dann war da noch das kleine Problem, dass innerhalb der gleichen sechs Stunden auch noch Proviant und andere Ve r sorgungsgüter aufzunehmen waren … und das erschien A p lyn-Ahrmahk dann doch unmöglich. Aber wenn einem Off i zier der Krone ein Befehl erteilt wurde, gab es darauf nur eine Antwort.
»Sehr wohl, Sir «, erwiderte Lieutenant Aplyn-Ahrmahk ruhig. »Dann gehe ich jetzt wohl besser den Flaggkomma n danten suchen. «
November,
im Jahr Gottes 895
.1.
HMS Destiny, Schueler-Meerenge,
und Königlicher Palast, Tellesberg,
Altes Königreich Charis
»Gentlemen, ich danke Ihnen für Ihr Kommen. «
Den meisten der Männer am hochglanzpolierten Tisch in Sir Dunkyn Yairleys Arbeitszimmer war die Erschöpfung deutlich anzusehen. Tiefe Falten hatten sich in ihre Gesichter gegraben, und viele waren unrasiert. Yairley hingegen war wie aus dem Ei gepellt und wirkte putzmunter. Seine Augen funkelten regelrecht. Von Erschöpfung keine Spur – und das grenzte unter den gegebenen Umständen beinahe schon an ein Wunder.
Irgendwie war es ihm gelungen, sein Geschwader zum gewünschten Zeitpunkt in See stechen zu lassen. Die
Weitere Kostenlose Bücher