Nimue Alban 10 - Der Verrat
schnell. Deswegen hatte er sich darauf spezial i sieren müssen, besonders hart zuzuschlagen. Auf die Sprin t fähigkeit seiner Beine hatte er sich beim Lauf von einer Base zur nächsten nie verlassen können. Im Laufe der Jahre hatte er es geschafft, mit seinem Schläger wirklich erstaunliche Geschwindigkeiten zu erreichen. Der Schauermann mit dem Messer hatte einen Fehler gemacht: Er hatte sich ein wenig zu weit vor seine beiden Begleiter gewagt.
Der gleiche Baseballschläger, mit dem Sailys Trahskhat in seiner letzten Spielzeit bei den Tellesberg-Kraken ganze dreiundzwanzig Homeruns erzielt hatte, traf den Heranstü r menden genau an der Stirn. Ein entsetzlicher Laut, erst ein Knirschen und Knacken, dann ein Laut, als platze eine ma t schige Frucht, war zu hören. Der Mann schrie nicht einmal auf; er stürzte einfach nur hinten über. Das Messer flog durch die Luft; Blut spritzte aus der Stirnwunde. Sailys tat einen Schritt nach links.
Dann beschrieb er mit dem Baseballschläger eine große, liegende Acht: eine kräftige, ungestüme Bewegung. Der a n dere Hafenarbeiter sah den Schläger kommen. In plötzlicher Panik riss er die Augen auf, nestelte mit der rechten Hand hektisch an der Scheide seines Messers und hob den anderen Arm, um den Schlag abzuwehren. Doch er war zu langsam, und die Panik schwand aus seinem Blick, als der schwere Schläger ihm mit fast schon verächtlicher Leichtigkeit die rechte Schläfe einschlug. Sofort ging der Blick des Mannes ins Leere und wurde völlig ausdruckslos – für immer.
So rasch hatte Sailys nur noch einen einzigen Gegner vor sich. Verdutzt zuckte der Blick des Schwertträgers zu den beiden Leichen, die widernatürlich verdreht auf dem Str a ßenpflaster lagen. Dann schaute er wieder zu Sailys herüber. Mit seinen kräftigen Händen umklammerte der den blutigen Baseballschläger. Sailys lächelte seinen Gegner an.
»Das habe ich mit dem großen bösen Baseballschläger vor, du Dreckskerl! «, sagte er. All der Zorn, all die unbänd i ge Wut, die er schon verspürt hatte, seit er nach Siddar-Stadt gekommen war, brach sich nun aus Angst um seine Familie Bahn. »Du willst dich mit mir anlegen? Du willst was von meiner Familie? Dann komm doch! «
Der Schwertträger starrte ihn an, trat dann vorsichtig e i nen Schritt zurück. Der vermeintliche Rückzug war eine Fi n te. In dem Augenblick, in dem Sailys den Baseballschläger sinken ließ, sprang der Mann mit dem Schwert wieder vor.
Nur war er nicht der Einzige, der einen Gegner zu tä u schen wusste. Als der Mann wieder auf Sailys zustürzte, zuckte der Baseballschläger schon wieder aufwärts. Der Schlag traf die Schwertklinge seitlich und drosch sie zur Se i te. Doch damit endete die Bewegung des Baseballschlägers nicht: Mit unbändiger Wucht traf er den Schwertträger am Kinn. Der Angreifer schrie auf; Blut spritzte, Zähne flogen durch die Luft. Der Kerl ließ das Schwert fallen, umkla m merte mit beiden Händen den zerschmetterten Kiefer und taumelte unkontrolliert vorwärts. Sailys trat einen Schritt zur Seite. Der Angreifer torkelte weiter, sackte zusammen, und wie ein Rakurai Langhornes traf ihn der Baseballschläger am Hinterkopf.
Mit einem dumpfen Laut schlug der Mann aufs Straßenpflaster. Die Blutlache breitete sich rasch aus. Sailys blickte auf den Angreifer hinab und atmete schwer.
»Du wagst es, meine Familie zu bedrohen? «, zischte er und trat dem toten Mann in die Rippen. Dann blickte er seine Frau und seine Kinder an. »Seid ihr in Ordnung? «, fragte er.
Myrahm nickte nur. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und zitterte vor Entsetzen am ganzen Leib. Aus dem A u genwinkel bemerkte er, dass Mahrtyn bereits das Messer aufgehoben hatte, das der erste der Angreifer in der Hand gehalten hatte. Auch wenn die Waffe in den Händen seines Sohnes zitterte, verriet der Blick des Jungen grimmige En t schlossenheit. Er war geschockt von dem, was er hatte mi t ansehen müssen. Den Blick des Vaters aber erwiderte er g e lassen. Sailys Trahskhats Herz war voller Stolz.
Dann deutete Pawal, der sich immer noch am Rock seiner Mutter festhielt, mit der anderen Hand auf ihn.
»Daddy «, sagte er. Seine Kinderstimme zitterte vor Furcht, und es war unverkennbar, dass er in einer Welt, die völlig aus den Fugen geraten war, nach etwas Vertrautem suchte, das ihm Trost sein konnte. »Daddy, du hast deinen Baseballschläger kaputtgemacht! «
»Los jetzt, macht! «, bellte Major Borys Sahdlyr. »Wir hinken schon jetzt
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