Nimue Alban 10 - Der Verrat
bestätigten das. Die Dragoner hatten schwere Verluste davongetragen. Die Charisianer aber hatte es offe n kundig noch deutlich schwerer erwischt. Mit eingekniffenem Schwanz zogen sie sich zurück, die Feiglinge! Das zufried e ne Lächeln auf Mahknashs Gesicht wurde noch breiter. Le i der trug die Strömung sie rasch den Fluss hinunter. Daher hatten sie bedauerlicherweise all ihre Verfolger abgeschü t telt. Leider befanden sich zwischen der letzten Position der Charisianer und Sarmouth auch keine Kriegsschiffe oder Galeeren auf dem Fluss, die ihnen den Weg verstellen kön n ten. Die Charisianer würden also entkommen. Doch diese Flucht gelang ihnen nur, weil sie feige genau die Leute im Stich ließen, die sie eigentlich hatten abholen sollen.
Aber was konnte man von Ketzern und Gotteslästerern auch anderes erwarten? Was sollte man von Leuten erwa r ten, die Kindern die Kehlen durchschnitten, um Shan-wei ein Blutopfer darzubringen? Mahknash hatte die Geständnisse aller Charisianer gelesen. Es war gut gewesen, dass Graf Thirsk sie an die Inquisition ausgeliefert hatte. So hatten sie ihre gerechte Strafe empfangen. Der Sergeant war entsetzt gewesen, welcher Verbrechen sich die Ketzer schuldig g e macht und welch verderbte Dinge sie getrieben hatten. Übe r rascht hingegen hatte es ihn nicht. Schließlich wusste ja ganz Delferahk, wie diese Charisianer waren. Ja, nach dem, was diese Dreckskerle Ferayd angetan hatten, wusste man in ganz Delferahk das vermutlich besser als jedes andere Volk auf Gottes Welt!
Ich frage mich, ob die auch noch einen zweiten Plan au s geheckt haben, nur für den Notfall?, dachte er. Ich weiß ja nicht, wo sie mit diesen Booten Zusammentreffen wollten. Aber angenommen, es gelingt ihnen irgendwie, an den Pa t rouillen vorbeizukommen – ha! Als ob das jemals geschehen könnte! Na, früher oder später werden die jedenfalls begre i fen, dass man sie im Stich gelassen hat. Was aber machen die dann? Werden die versuchen, den ganzen Weg bis nach Sarmouth auf dem. Rücken ihrer Pferde zurückzulegen? Na, das wird ihnen ja wohl kaum gelingen! Wir hätten sie doch innerhalb …
Abrupt endete Sergeant Mahknashs Gedankengang. Der Grund war einer der ersten beiden Perkussionsrevolver, die jemals auf dem Planeten Safehold produziert worden waren. Das Geschoss traf ihn genau unter dem Kinn, mit einer Geschwindigkeit von annähernd elfhundert Fuß pro Sekunde, angetrieben von sechzig Gran Schießpulver. Knapp unte r halb von Mahknashs Haaransatz im Nacken trat das G e schoss wieder aus und riss den Sergeant dabei rücklings aus dem Sattel. Einen kurzen Moment hing er noch auf dem R ü cken des Pferdes, dann stürzte er zu Boden. Erschrocken, verwirrt, schrien seine Kameraden auf, als weitere Schüsse aus dem stockfinsteren Bergwald fielen.
Es mussten mindestens ein Dutzend Angreifer sein! O f fensichtlich waren sie von diesem Zusammentreffen ebenso überrascht wie Sergeant Mahknashs Patrouille. Die Schüsse fielen rasch hintereinander. Hätten die Verräter jedoch b e griffen, dass sie ihren Verfolgern gegenüberstünden, hätten sie eine zeitlich koordinierte Salve gefeuert.
Drei weitere Männer aus Mahknashs Trupp wurden von ihren Pferden gerissen, ein vierter schwankte. Er war ve r wundet, doch er konnte sich noch im Sattel halten. Die Mä n ner riefen einander Warnungen zu. Sie hatten das Donnern der Hufe gehört: Die Flüchtigen hatten ihre Reittiere gewe n det und gaben den Pferden nun die Sporen, um ihren Verfo l gern erneut zu entkommen.
»Nyxyn, kümmern Sie sich um die Verwundeten! «, rief Corporal Walthar Zhud, der nun das Kommando übernahm. »Waimys, Sie machen Meldung! Ab zum Colonel! Sagen Sie ihm, dass wir Kontakt mit den Flüchtigen hatten und sie nun Richtung Nordwest verfolgen. Für mich sieht ’ s so aus, als würden sie auf dem gleichen Weg zurückreiten, auf dem sie gekommen sind! «
»Schon unterwegs, Corp! «, erwiderte Private Zhoshua Waimys, ließ sein Pferd wenden und gab ihm die Sporen.
»Der Rest von euch – mir nach! «
»Ein bisschen dick aufgetragen, Mein Lord «, meinte T o bys Raimair nachdenklich, als er die gleißenden Mündung s blitze der Pistolen auf der anderen Seite des Tales sah.
»Ja, vielleicht ein bisschen «, gestand Coris ein und mac h te eine abwägende Handbewegung. »Aber trotzdem effe k tiv. «
»Ich frage mich, wie viele er dieses Mal erwischt «, sagte Raimair dann. »Ich meine, er schießt aus dem Sattel. Das arme Viech muss doch völlig
Weitere Kostenlose Bücher