Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
– oder zumindest so tief in die Provinz Gletscherherz hinein, wie wir das eben schaffen. Nur noch ein paar Fünftage, dann trifft die zweite Welle ein. Dann haben wir wieder eine Reserve zur Verfügung und können daher jetzt nach vorn schicken, was uns im Augenblick zur Verfügung steht.«
Erneut kniff Stohnar die Lippen zusammen, doch dann nickte er schwerfällig.
»Nun, Kaitswyrth stößt sehr rasch vor, während unsere Truppen nach Westen geschickt wurden. Wir können von Glück reden, wenn unsere Leute es bis nach Sankt Maikel vom schneebedeckten Berg schaffen. Spätestens dort müssten sie dann auf Kaitswyrths Truppen stoßen«, griff er verbittert den Gedanken auf.
»Es gibt da zwei Punkte, die ich gern anmerken würde, wenn Sie gestatten«, meldete sich Merlin da zu Wort. Die anderen blickten ihn an.
»Gewiss, Seijin «, ermunterte Stohnar ihn, vorzutragen, was Merlin im Sinn hatte.
»Ich danke Ihnen, Mein Lord. Zunächst einmal sind Herzog Eastshares Truppen aufgrund ihrer frühen Verlegung noch weitgehend mit Vorderladern ausgestattet. Der Geleitzug mit den Waffen führt genug Mahndrayns mit, um Eastshares gesamte Truppe mit modernen Hinterladern auszurüsten und zugleich seine Artillerie zu verbessern. Natürlich würde die Übergabe der neuen Ausrüstung etwa einen Tag in Anspruch nehmen, und mir ist durchaus bewusst, dass Seine Majestät der Ansicht ist, wir sollten die Truppen so rasch wie möglich in die Sylmahn-Kluft und nach Gletscherherz schaffen. Aber wenn sie gerade noch lang genug in Siddar-Stadt bleiben, um die Mahndrayns zu übernehmen, wird das ihre Effizienz mindestens verdoppeln. Die Auswirkung der neuen Geschütze habe ich dabei noch gar nicht berücksichtigt.«
Stohnar wirkte ein wenig skeptisch, doch Cayleb nickte nachdrücklich.
»Damit hat Merlin recht«, sagte er. »Es würde die Kampfstärke wirklich verdoppeln – wenn nicht sogar verdreifachen.«
»Ob die Männer jetzt einen Tag früher oder später an der Front eintreffen, wird wahrscheinlich keinen so großen Unterschied machen«, stimmte Stohnar zu. »Ganz zu schweigen davon, dass das natürlich immer noch Eure Truppen sind, Euer Majestät, was Euch nun einmal ein gewisses Mitspracherecht einräumt, was ihre Verwendung angeht.« Er blickte zu Merlin hinüber. »Euren ersten Vorschlag greifen wir also mit Wohlwollen auf, Seijin Merlin. Ihr hattet gesagt, es gäbe noch einen zweiten?«
»Sogar noch zwei weitere, Mein Lord. Es wird zumindest mehrere Fünftage dauern, Siddarmarks Truppen in den Umgang mit den überschüssigen Gewehren an Bord der Schiffe einzuweisen, und es gibt noch weitere neue Waffen, mit denen Ihre Männer erst vertraut gemacht werden müssen. Selbst Ihre bereits bestehenden Regimenter werden wir bestenfalls Ende August mit neuen Waffen ausstatten, sie daran ausbilden und dann in den Kampfeinsatz schicken können. Bei den neu auszuhebenden Regimentern wird es noch länger dauern.«
Stohnar blickte düster drein, aber er konnte Merlin nicht widersprechen. Die Armee der Republik behielt ihre bisherige Weisungskette aufrecht, statt mitten während eines Krieges zu einer neuen, gänzlich unvertrauten Organisationsstruktur zu wechseln. Stohnar und Parkair hoben unablässig Dutzende neuer Regimenter aus, die um die noch bestehenden Kader derzeit entbehrlicher, erfahrener Berufssoldaten und Milizionäre herumgruppiert wurden. Mit den Gewehren aus Charis sollten sie dreißig reine Schützenregimenter ausstatten können. Diese Männer bräuchten dann keine sperrigen Piken mehr mitzuschleppen und könnten damit ungleich leichter manövrieren. Aber wie Merlin gerade schon angemerkt hatte: Regimenter auszuheben und aufzustellen war etwas anderes, als sie auch auszubilden . Sowohl der Reichsverweser als auch sein Seneschall hatten zu viel Erfahrung, um Männer in den Kampf schicken zu wollen, die noch nicht bereit dafür waren. Bedauerlicherweise.
»Ich muss Eurer Lagebeurteilung zustimmen, Seijin «, sagte Stohnar düster. »Und ich weiß auch, welche entsetzlichen Verluste Einheiten hinnehmen müssen, deren Ausbildung nur halb abgeschlossen ist. Aber ich fürchte, uns bleibt gar keine andere Wahl. Ich habe vollstes Vertrauen in die Schlagkraft Ihrer Armee. Aber selbst wenn diese einen Gegner auch dann besiegen kann, der in zehnfacher Überzahl anmarschiert, können Ihre Männer unmöglich ein hinreichend großes Territorium abdecken. Wir werden jeden Mann brauchen, den wir nur finden können, wenn wir den
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