Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
Knochenfisch-Bucht vertrieb. Der gesamte Rest der Provinz allerdings würde sich spätestens Ende Juli in Feindeshand befinden.
Aber das waren noch längst nicht alle schlechten Nachrichten aus Tarikah. Die zweite, ungleich kampfstärkere Kolonne aus Seenstadt nutzte mit Lastkähnen den Hildermoss: Selbst gegen den Strom legten sie pro Tag fast fünfzig Meilen zurück. Ganz offenkundig hatten sie es auf die Stadt Guarnak und die Sylmahn-Kluft abgesehen. Laut den jüngsten Berichten führte Bischof-Kommandeur Bahrnabai persönlich diese Kolonne an. Noch vor Ende des Monats würde er in Guarnak eintreffen.
Schlimmer noch war die andere Nachricht: Die nicht minder kampfstarke Armee unter Bischof-Kommandeur Cahnyr Kaitswyrth bewegte sich derzeit auf dem Sair-Selkyr-Kanal in Richtung Süden und Daivyn. Dort sollte sie mit den Tempelgetreuen zusammentreffen, die im Winter die Provinz Westmarch eingenommen hatten. Diese Entwicklung hatte kein Spion im Dienste des Reichsverwesers vorhergesagt. Offenkundig hatte Kaitswyrth die Absicht, vom Norden her nach Klippenkuppe vorzustoßen, während die Dohlaraner ihnen aus dem Süden entgegenkamen. Dann würden sie wahrscheinlich gemeinsam nach Osten schwenken und sich auch auf Gletscherherz stürzen. Kaitswyrth würde die Ostberge von Gletscherherz ansteuern. Wenn er auch dieses Territorium einnähme, wäre Gletscherherz endgültig verloren. Dann bestünde auch keinerlei Hoffnung mehr für die Teile von Shiloh, die immer noch der Republik die Treue hielten. Schon Tage später würden desnairianische Truppen aus Silkiah den Somyr überqueren und zwischen dem Salthar-Kamm und dem Somyr-See in die Südmark vorstoßen. Und währenddessen würde sich eine noch größere Armee aus Harchong, mehr als eine Million Mann, in allen Häfen rings um den Golf von Dohlar positionieren.
Da kann selbst einem erfahrenen Offizier , dachte Merlin, angesichts derartiger Widrigkeiten der Mut sinken . Nimue Alban hatte bereits eine deutlich schlimmere taktische Lage erlebt – damals, als der Würgegriff der Gbaba um das Heimatsystem der Menschheit fester und fester wurde. Aber das war natürlich nur ein schwacher Trost … Schließlich war die Sache damals nicht gerade gut ausgegangen.
»Der Geleitzug mit den Waffen aus Charis wird irgendwann übermorgen in die North Bay einfahren«, sagte Daryus Parkair und warf einen kurzen Blick auf die Notizen, die er für die tägliche Besprechung vorbereitet hatte. »Laut der Depesche, die vergangene Nacht per Kurierboot eingetroffen ist, sollte einen oder zwei Tage später auch Herzog Eastshare hier sein.« Er blickte auf. »Das wird unsere Kampfkraft beträchtlich steigern.«
»Das weiß ich, Daryus«, entgegnete Stohnar. »Glauben Sie bloß nicht, ich hätte Langhorne dafür nicht schon auf Knien gedankt. Aber wenn man sich anschaut, welcher Bedrohung wir hier gegenüberstehen …« Mit der Hand deutete er auf den riesigen Kartentisch: Zahllose Marker standen für die verschiedenen feindlichen Truppen, die immer tiefer in die Republik vorstießen. »Und so froh ich auch bin, den Herzog und seine Truppen hier zu wissen: in Siddar-Stadt sind sie verdammt weit von Klippenkuppe oder auch nur der Sylmahn-Kluft entfernt.«
»Das wohl«, pflichtete ihm Parkair bei. »Aber wenigstens hat der Schaden, den diese aufständischen Idioten an den Kanälen angerichtet haben, an denen sie vorbei sind, den Feind fast einen ganzen Monat lang aufgehalten. Wer so etwas fertigbringt, schafft es wahrscheinlich auch noch auf andere Weise, angewandte Idiotie an den Tag zu legen.«
»Na, da haben Sie natürlich recht, Daryus«, bestätigte Stohnar knochentrocken und lächelte. Mehrere Sekunden lang betrachtete er aufmerksam die Karte. Dann hob er den Kopf und blickte über den Kartentisch hinweg Cayleb an.
»Ich hoffe, Euch ist bewusst, dass jedes Wort hinsichtlich meiner Dankbarkeit nichts als die reine Wahrheit war, Euer Majestät«, sagte er leise. Cayleb nickte.
»Durchaus. Und mir ist auch klar, dass Ihnen achtzigtausend Mann nicht einmal annähernd ausreichend erscheinen können. Schließlich …«, der Kaiser stieß ein raues Schnauben aus, » ist es das ja auch nicht! Bedauerlicherweise wird das zumindest noch einige Monate lang ausreichen müssen .« Er schüttelte den Kopf. »Ich sage das nur ungern: Aber so lange wird es mindestens dauern, die erforderlichen Truppentransporter zum Osten von Chisholm zu bringen und von dort aus das Festland zu erreichen. Und was noch
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