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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Ehrlich gesagt: eine Ablenkung von den Dingen, über die ich gerade nachdenke, ist mir höchst willkommen.«
    »Geht es um die Sylmahn-Kluft?« Sorge färbte Nahrmahns Tonfall. Er seufzte, als Merlin kaum merklich nickte. »Ich habe mir über die SNARCs die Lage auch angesehen. Das wird richtig schlimm werden, oder?«
    »Für meinen Geschmack ist es jetzt schon schlimm genug.« Merlin verzog das Gesicht und legte die wieder zusammengesetzte Pistole beiseite. Dann griff er nach ihrem Gegenstück und fuhr auch dort mit der Bürste durch den Lauf. »Aber Sie haben ganz recht: Das kann und wird noch deutlich schlimmer werden.«
    Während er sprach, erlosch das Bildmaterial aus der Sylmahn-Kluft. An dessen Stelle trat ein Abbild Nahrmahns: Er befand sich auf einem Balkon des Palasts und blickte über die Dächer von Eraystor bei Nacht hinweg; über ihm funkelten an einem samtschwarzen Himmel Sterne. Entspannt saß der kleine, untersetzte Fürst in einem seiner Rattan-Sessel, in der Hand ein Glas Wein. An dem kleinen Tisch mit der auf Hochglanz polierten Steinplatte saß ihm jemand gegenüber, den Merlin nicht kannte.
    »Wahrscheinlich habt Ihr recht: Es wird noch viel schlimmer werden«, bemerkte Nahrmahn nüchtern. »Ich habe genug Erfahrung, um zu wissen, dass selbst in den guten Seelen ein Ungeheuer schlummert. Selbst, wenn ich das nicht aus erster Hand wüsste, gibt es ja immer noch Owls Archiv.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin eine ganze Weile in dem, wie Ihr es nanntet, hyperheuristischen Modus geblieben. Was ich dabei herausgefunden habe, gefällt mir zwar nicht, aber wenigstens ein Gutes hat es, tot zu sein: Endlich komme ich mal zum Lesen!« Er schnaubte, und kurz durchbrach Belustigung seine an sich düstere Stimmung. »Allerdings musste ich festgestellt, dass es für mich jetzt, wo ich tot bin, auch ungleich mehr zu lesen gibt.« Verwundert schüttelte er den Kopf. »Ich war davon überzeugt, ich hätte eine gewisse Vorstellung, als Ihr Owls Speicherkapazität beschrieben habt. Aber ich hätte niemals gedacht, dass man derart viel Wissen an einem Ort sammeln kann. Das ist ja nachgerade beängstigend!«
    »Aber selbst das ist nur ein Bruchteil dessen, was uns einst zur Verfügung gestanden hat. Vielleicht ein nicht allzu kleiner Bruchteil, aber doch immer noch nur ein Bruchteil.«
    »Daran zweifle ich nicht. Es wird dennoch ein gewaltiges Erbe sein, sobald Ihr dieses Wissen endlich jedem auf Safehold zugänglich machen könnt.«
    »Auf diesen Augenblick warte ich schon eine ganze Weile.«
    »Ich weiß, und … ich habe beschlossen, ihn selbst mitzuerleben – zusammen mit Euch.« Nahrmahn nippte an seinem Wein und grinste dann Merlin an. »Ich weiß noch nicht, ob ich Ohlyvya darüber informieren will. Die Entscheidung … fällt mir schwerer, als vermutet. Aber ich glaube, ich verstehe Nimue Alban mittlerweile ein wenig besser. Ich kann diese Sache genauso wenig unfertig liegen lassen wie sie seinerzeit. Wenn Ihr mich also in Eurer Nähe haben wollt und es Euch nichts ausmacht, ständig die Stimme eines Toten im Hinterkopf zu hören, dann bleibe ich.«
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, das zu hören«, erwiderte Merlin leise und blieb einen Augenblick völlig reglos in seinem Sessel sitzen. »Und das nicht nur, weil Sie mir wirklich immens nützlich sein werden.«
    »Wahrscheinlich kann man sein Leben nach dem Tode wirklich sinnloser verbringen«, bemerkte Nahrmahn, im Ton nun leichter. Merlin lächelte. Der Fürst tat es ihm gleich und hob das Glas, als wolle er Merlin zuprosten. Dann wurde er wieder ernst. Er stellte das Glas vor sich auf den Tisch und beugte sich ein wenig vor.
    »Bevor wir weitersprechen, möchte ich Euch jemanden vorstellen.« Er deutete auf die Person, die ihn an dem kleinen Tisch gegenübersaß. »Merlin, das ist Owl.«
    Merlin hob die Augenbrauen. Das Auffälligste an der Person, die dem verstorbenen Fürsten von Emerald gegenübersaß, war ihre Androgynität sowohl von Statur wie vom Schnitt des Gesichts her. Owl war durchschnittlich groß, damit ein gutes Stück größer als Nahrmahn, aber immer noch sehr viel kleiner als Merlin. Er (oder sie?) hatte dunkles Haar, blaue Augen, und es gab, das zu bemerken brauchte Merlin länger, eine ausgeprägte ›Familienähnlichkeit‹ zu Nimue und ihm.
    »Owl?«, fragte er nach einer kurzen Pause.
    »Jawohl, Lieutenant Commander Alban«, bestätigte der (die?) Fremde mit den blauen Augen und einer bemerkenswert vertrauten

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