Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
miteinander abzugleichen. Leider ist die Datenmenge mittlerweile derart angewachsen, dass wir einen großen Teil von Owls Überwachungskapazität dafür verwenden. Und selbst im hyperheuristischen Modus kann ich ihm davon kaum etwas abnehmen. Mir fehlt einfach die Multitasking-Fähigkeit, um mit einer derartigen Bandbreite zurechtzukommen. Allerdings bin ich jetzt in der Lage, beziehungsweise: ich habe genug Zeit dafür, mir Datenpakete etwas genauer anzuschauen und Owl auf einzelne Aspekte … aufmerksam zu machen, wenn für ihn der Zusammenhang von Details nicht so offenkundig ist wie für mich.«
»Ich muss zugeben, dass ich genau darauf gehofft hatte«, gestand Merlin. »Nicht einmal im Traum hatte ich für möglich gehalten, Sie könnten Owl ›erwecken‹! Aber ich wollte unseren besten Auswertungsexperten genau da haben, wo er sich ausführlich mit Informationen befassen kann.«
»Ich kann natürlich nicht versprechen, dass ich immer zu Ergebnissen komme, deren Wahrheitsgehalt völlig unbestreitbar ist. Aber derweil habe ich herausgefunden, wer der Maulwurf der Pulvermühle von Hairatha war.«
»Wirklich?«, fragte Merlin ungewohnt scharf nach. Nahrmahn nickte. Er wirkte traurig.
»Ich bin mir fast sicher, dass es Captain Sahlavahn war.«
»Mahndrayns Vetter? «
»Ja«, bestätigte Nahrmahn. »Die Indizienkette ist zwar nicht vollständig, aber wenn man alles zusammennimmt, ist die Beweislast ziemlich erdrückend. Ich habe mir, glaube ich, wirklich jede Aufnahme angeschaut, die von ihm existiert – eine ziemlich große Menge übrigens. Schließlich war er in der Hairatha-Mühle ja nicht gerade ein kleines Licht. Nirgends gibt er Dritten gegenüber zu, auf Seiten der Tempelgetreuen zu stehen. Aber dass er schon immer sehr fromm war, steht völlig außer Frage. Das war meines Erachtens der Auslöser. Und die Chronologie der Ereignisse lässt vermuten, dass etwas, das Commander Mahndrayn bei seinem letzten Besuch dort gesagt oder getan hat, Sahlavahn dazu bewogen hat, die ganze Pulvermühle in die Luft zu jagen … zusammen mit sich selbst.«
»Das ist ein schwerwiegender Vorwurf, Nahrmahn. Haben Sie etwas, womit Sie das belegen könnten – außer dass gerade zu diesem Zeitpunkt Urvyn in der Mühle zu Besuch war?«
»Ich denke ja.« Nahrmahn blickt so unglücklich drein, wie ich mich bei dieser Vorstellung fühle , ging es Merlin durch den Kopf. »Sahlavahn hat sehr viel Zeit damit verbracht, Dinge aufzuschreiben, Merlin. Das meiste davon befand sich in einem Tagebuch, das er regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht hat. Immer wenn er das getan hat, war er unseren wenigen Aufzeichnungen davon nach bemerkenswert vorsichtig. Aber trotzdem finden sich darin zumindest einige Andeutungen darüber, wie er in Wahrheit über die Entwicklung im Kaiserreich gedacht hat. Er hat auch deutlich mehr Zeit als nötig damit verbracht, Briefe an seine Schwester zu schreiben. Ich meine Madame Thyrstyn, die in der Botschaft bei Euch in Siddar-Stadt tätig ist. Ich sollte mich vielleicht klarer ausdrücken: Er hat viel zu lange gebraucht, die einzelnen Briefe abzufassen, wenn man sich anschaut, wie viel Zeilen sie letztendlich umfassten … aber selbst das war nicht immer so. Dahinter schien keinerlei Logik zu stecken. Manche Briefe waren fast sofort fertig, für andere hat er Ewigkeiten gebraucht. An einem Brief hat er fast einen ganzen Fünftag gesessen. Natürlich gibt es dafür einen Grund. Nur ist uns das damals nicht aufgefallen: Die beiden haben einander ständig Rätsel und Akrosticha zugeschickt. So etwas zusammenzubasteln, dauert natürlich seine Zeit. Dann ergibt es natürlich auch Sinn, dass er dabei ständig in Nachschlagewerken geblättert hat.« Nahrmahn schüttelte den Kopf. »Er hat unmöglich wissen können, dass er unter Beobachtung stand. Trotzdem hat er sich auch dabei fast völlig unauffällig verhalten.«
»Sind Sie sich sicher, dass dahinter wirklich mehr gesteckt hat? Ich meine, vielleicht hat er ja wirklich nur für seine Schwester ein paar harmlose Rätsel ersonnen.«
»Auch ich wäre nicht stutzig geworden … wenn uns keine Aufzeichnung vorläge, in der man sie zwei dieser harmlosen Akrosticha an Verwandte ihres Mannes in den Tempel-Landen weiterleiten sieht.« Nahrmahn zuckte mit den Schultern. »Gut, wir haben keine Aufnahme davon, wie sie gerade vielsagende geheime Zeichnungen weitergibt. Aber wenn Captain Sahlavahn seine Schwester in der charisianischen Botschaft dazu nutzt,
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