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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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deutlich lohnenswertere Ziel Thesmar. Und auf dem Weg dorthin gab es kaum noch etwas, das ihm die Weiterreise erschweren könnte.
    Für die Dohlaraner hat es sogar einen gewissen Vorteil, dass die ganze Landschaft verwüstet ist , dachte Merlin. Da sie dort nichts Essbares auftreiben werden, brauchen sie auch keine Truppen auf die Nahrungssuche auszuschicken. Genau das hat alle prä-industriellen Armeen gewaltig aufgehalten. Wenn man den Marsch immer wieder unterbrechen muss, um nach Lebensmitteln Ausschau zu halten, kommt man eben immer nur so rasch voran, wie die Männer die umliegenden Farmen plündern können. Aber da es ja überhaupt keinen Sinn hat, hier nach etwas zu suchen, können die Truppen den ganzen Tag über ungehindert weitermarschieren. Wären die schon auf die Idee gekommen, ihre Streitmacht in einzelne Korps aufzuteilen und parallele Marschrouten einzuschlagen, kämen sie sogar noch rascher voran!
    Allmählich begriff Merlin, warum Stohnar und die anderen siddarmarkianischen Offiziere pessimistisch gestimmt waren. Sie sahen das Ungleichgewicht der Truppenstärke im Zentrum der Siddarmark – deutlicher als die Befehlshaber aus Charis und Chisholm – und ich selbst, verdammt noch mal! Caylebs Ratgeber waren davon ausgegangen, dass größere Truppenverbände ungleich länger für einen Marsch über Land bräuchten, weil sie aus ihrer Heimat eben kein so dichtes Straßen- und Kanalnetz wie das des Festlandes kannten. Ihre Annahmen basierten auf der lebenslangen Erfahrung, dass keine Fracht – und damit auch keine Armee – jemals mit der gleichen Geschwindigkeit über Land kommen konnte wie auf dem Seeweg. Und ein gewisser anderer Ratgeber, der weder aus Charis noch aus Chisholm stammte, hatte dem zugestimmt, weil er dergleichen ja schließlich aus der Geschichte von Terra ›wusste‹.
    Und sie alle hatten sich getäuscht.
    Ich kann es mir nicht leisten, etwas derart zu verbocken! , schalt Merlin sich verbittert. Verdammt noch mal, ich habe doch selbst immer und immer wieder ausgenutzt, dass Safehold eben nicht bloß ein Abbild der prä-industriellen Erde ist! Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass mir Vorurteile die unvoreingenommene Sicht auf die Dinge nehmen!
    Er saß in der Dunkelheit trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. Wie wirkte sich das unerwartet rasche Vorrücken der Truppen der Kirche wohl auf seine eigenen Überlegungen und Einschätzungen aus? Wir werden’s ja sehen , dachte er trübsinnig, aber einen Teil der Antwort kannte er bereits.
    Ganz übel , dachte er. In dem Teil, den ich schon kenne, kommt ›ganz übel‹ vor.

.X.
HMS Destroyer ,
im Hafen von Tellesberg,
Altes Königreich Charis, Kaiserreich Charis
und
charisianische Botschaft,
Siddar-Stadt, Republik Siddarmark
    »Das ist wirklich beeindruckend«, sagte High Admiral Rock Point und stützte beide Hände auf das Geländer der Heckgalerie. Er blickte den Galeonen hinterher, die gerade in See stachen.
    »Weniger beeindruckend als manche der Geleitzüge mit Nahrungsmitteln«, erwiderte Merlin über den kleinen Kopfhörer in seinem Ohr.
    »Ich habe unsere Muli gemeint«, versetzte Rock Point und deutete mit dem Kinn auf ein kleines Schiff, das unter dichten Rauchwolken eine Galeone aus dem Weg einer Vertäuboje schob. Am auffallend breiten Bug des Schubschiffs waren dicke Fender angebracht; und unter seiner Gilling schäumte das Wasser, als das Boot mit dem Bug gegen die Flanke der Galeone stieß und das deutlich größere Schiff drehte, bis es den Wind schließlich backstags nehmen konnte.
    »Oh.« Der High Admiral hatte das Gefühl, Merlin klinge ein wenig verlegen. »Wie kommen die Leute denn mit ihr zurecht?«, erkundigte er sich schließlich.
    »So weit, so gut.« Um es nicht zu beschreien, klopfte Rock Point mit den Fingerknöcheln auf das Holzgeländer der Galerie. »Sicher, ein paar Leute haben einen Lachanfall bekommen, als sie die Kleine zum ersten Mal gesehen haben, und andere konnten es einfach nicht fassen. Aber wir hatten im Vorfeld ja alle gewarnt, und Paityr hat für uns auch alle erforderlicher Gutachten abgefasst.« Leise lachte er in sich hinein. »Mindestens die Hälfte aller, die der Muli bei der Jungfernfahrt zugesehen haben, sind wahrscheinlich davon ausgegangen, dass sie jeden Moment in Flammen aufgeht. Und als zum ersten Mal die Pfeife der Kleinen losgegangen ist, da ist bestimmt hundert Leuten gleichzeitig ein äußerst peinliches Missgeschick passiert. Aber tatsächlich haben sich

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