Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
Montage der Geschütze warten, bis wir die Siddarmark erreicht haben. Und für die Überfahrt selbst geht nur eine Stammbesatzung an Bord. Wie viel Fahrt können die Frachter aufnehmen? Zwölf Knoten?«
»Sogar ein bisschen mehr«, antwortete Howsmyn. »Unsere Prototypen sind für die Fahrt in Kanälen geradezu lächerlich übermotorisiert – bei den Versuchen ging es ja in erster Linie darum, den Antrieb zu testen. Auf dem See haben wir die Kähne auf mehr als vierzehn Knoten gebracht. Aber die, an denen wir jetzt arbeiten, erreichen nicht mehr als zehn Knoten. Und selbst die Prototypen dürften auf See nicht so schnell sein. Mehr als zwölf oder dreizehn werden die kaum schaffen, meine ich.«
»Selbst dann könnten sie die Überfahrt nach Siddar-Stadt in etwa sechs oder sieben Fünftagen schaffen. Das ist immer noch besser als alles, was eine Galeone hinbekommt. Vor allem, weil man sich keine Gedanken über Flauten machen oder gegen den Wind kreuzen muss.«
»Das stimmt«, gab ihm Howsmyn recht. Mehrere Sekunden lang rieb er sich nachdenklich das Kinn, dann seufzte er.
»Also gut. Ich gebe Euch nicht gern recht. Denn schließlich weiß ich, was dann passiert. Dennoch muss ich zugeben, dass es theoretisch möglich ist. Soll ich also jetzt gleich meine ursprünglichen Produktionszeitpläne einstampfen, oder sollen wir noch abwarten und so tun, als hättet Ihr tatsächlich die Absicht, diese Entscheidung Cayleb und Sharleyan zu überlassen?«
»Wie können Sie nur so etwas sagen!«, schimpfte Merlin. »Ich bin zutiefst getroffen. Nachdem wir beide jetzt festgestellt haben, das ein solches Vorgehen zumindest machbar wäre, lege ich den beiden selbstverständlich diese Möglichkeit dar. Es wäre doch ungebührlich von uns, eigenmächtig die Prioritäten Ihrer Majestäten zu ändern, ohne den beiden zuvor Zeit zu lassen, die Vor- und Nachteile einer solchen Änderung des Plans ausgiebig abzuwägen!«
»Aber ich sollte schon einmal entsprechende Arbeitspläne erstellen, richtig?«, setzte Howsmyn nach und grinste über das ganze Gesicht.
»Aber selbstverständlich! Gute Manieren und Höflichkeit sind ja schön und gut. Aber wir können doch nicht zulassen, dass unter derlei Dingen die Effizienz leidet, oder?«
.XII.
Königlicher Palast,
Manchyr,
Fürstentum Corisande
»Das ist doch wohl ein Scherz!« Sir Taryl Lektor, seines Zeichens Graf Tartarian, starrte Sir Rysel Gahrvai an. »Bitte sagen Sie mir, dass das ein Scherz ist!«
»Sehe ich aus, als würde ich scherzen?«, versetzte Sir Rysel, auch als Graf Anvil Rock bekannt und Vorsitzender von Prinz Daivyn Daykyns Regentschaftsrat.
»Gütige Bédard!« Schwer ließ sich Tartarian in seinen üblichen Sessel am großen, massiven Konferenztisch fallen und starrte Anvil Rock ungläubig an. Sein Verstand überschlug sich fast bei dem Versuch, das soeben Gehörte zu verarbeiten.
Lektor war ein willensstarker, an sich nicht leicht zu erschütternder Mensch. Dafür hatte Anvil Rock in den äußerst bewegten letzten Jahren Beweise genug gesehen, vor allem seit Prinz Hektors Tod ihnen beiden ihre derzeitigen Rollen aufgenötigt hatte: Sie waren die offiziellen Regenten seines Sohnes – in einem besetzten Fürstentum. Ein Großteil von Hektors Untertanen war fest davon überzeugt, der Regent der Besatzer habe seinerzeit Hektors Mörder gedungen. Tartarian war Corisandes ranghöchster Admiral – oder besser: Einst hatte er diesen Posten bekleidet … als Corisande noch über eine Flotte verfügt hatte. Nun war er Anvil Rocks engster Verbündeter bei dem Versuch, das Fürstentum zusammenzuhalten. In vielerlei Hinsicht, das wusste der Ratsvorsitzende sehr wohl, war sein Freund geistig deutlich beweglicher als er selbst. Inzwischen verließ Anvil Rock sich auf die Unerschütterlichkeit des Grafen beinahe ebenso sehr wie auf seine Integrität.
Aber als unerschütterlich hätte ihn wohl niemand bezeichnet, der seinen derzeitigen Gesichtsausdruck gesehen hätte. Trotz der Brisanz der jüngsten Neuigkeit verspürte Anvil Rock eine gewisse Befriedigung: Sein Gegenüber hatte ebenso entgeistert darauf reagiert wie er selbst.
»Was in Langhornes Namen hat sich Phylyp dabei denn bloß gedacht?«, wollte Tartarian wissen.
»Nun, laut seiner Nachricht hat er sich vor allem gedacht, er könne so dem Jungen und Irys das Leben retten«, erwiderte Anvil Rock. Tartarian bedachte ihn mit einem scharfen Blick. Mit mürrischem Gesicht ließ auch Anvil Rock sich in seinen Sessel am
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