Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
werden«, dachte Merlin laut nach. »Was, wenn Sie die Dicke auf … na, sagen wir: nur einen Zoll anlegen würden?«
»Großartig!«, grummelte Howsmyn und kritzelte weiter. Kurz darauf lehnte er sich mit einem Grunzlaut in seinem Sessel zurück.
»Der Einfachheit halber gehe ich davon aus, dass die Seitenwände der Kasematten gerade verlaufen – aber das stimmt natürlich nicht. Wahrscheinlich werden wir zumindest die Seitenwände ein wenig abrunden. Dadurch bekämen wir nicht nur einen besseren ballistischen Koeffizienten und größere Stabilität, sondern auch noch einen deutlich schmaleren ›Deckel‹. Zu großzügig möchte ich bei der Schätzung nun auch nicht wieder sein, aber egal: Mit den Zahlen, die ich hier verwendet habe, komme ich auf ein zusätzliches Gewicht von etwa hundertdreizehn Tonnen. Alles in allem sind das dann etwa dreihundertvierzehn Tonnen für die gesamte Panzerung. Die Gewichtsverminderung durch den Ausschnitt für die Geschützpforten ist dabei natürlich noch nicht berücksichtigt. Andererseits möchtet Ihr, so wie ich Euch kenne, sicher gepanzerte Geschützpfortenabdeckungen, oder nicht?«
»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Merlin sichtlich nachdenklich. »Wahrscheinlich. Aber die Zahlen klingen tatsächlich besser, als ich gedacht hatte. Wenn Sie bereits fünfzehnhundert Tonnen Drei-Zoll-Panzerplatten auf Lager haben, könnten Sie jetzt sofort vier Schiffe damit ausstatten, ja? Vielleicht sogar fünf, wenn Sie recht haben und eine leicht geschwungene Bordwand das Gesamtgewicht des Kasemattendachs verringert.«
»Nur dass es bislang noch keine einzige Panzerplatte mit einer Dicke von einem Zoll gibt«, gab Howsmyn freundlich, aber bestimmt zu bedenken. Merlin lachte leise.
»Das wohl, aber ich wette, von derart dünnen Panzerplatten könnten Sie rasch vier- oder fünfhundert Tonnen fertigen, oder?«
»Auf jeden Fall deutlich schneller als Drei -Zoll-Platten«, stimmte Howsmyn zu. »Schon das Abschrecken würde nicht annähernd so lange dauern. Ich weiß natürlich nicht, wie viel Zeit wir alles in allem sparen würden. Aber wir dürften das in … ach, ich weiß nicht: Vielleicht bekämen wir das innerhalb des nächstes Monats hin, wenn wir dem höchste Priorität einräumen. Größenordnungsmäßig.«
»Und wie lange würde es dauern, vier Ihrer Kähne aus dem Wasser zu holen und sie zu panzern?«
»Wahrscheinlich ungefähr einen Monat …«, antwortete Howsmyn gedehnt.
»Dann scheint mir das Ganze wirklich eine Überlegung wert«, erklärte Merlin nachdrücklich. »Vor allem, wenn man bedenkt, wie wichtig der Transport auf dem Wasserwege in der Siddarmark wird.«
»Das mag sein. Aber fast jeder Festlandkanal wird bei diesen Kähnen an seine Grenzen stoßen, Merlin! Wahrscheinlich – nur wahrscheinlich! – werden die durch die meisten Neueren gut durchkommen. Aber für alle werden die auf keinen Fall geeignet sein. Und für die See sind sie gar nichts!«
»Bei einer derart niedrigen Freibordhöhe wären sie auf See nutzlos, das stimmt«, pflichtete ihm Merlin bei. »Aber wir reden hier von Binnengewässern, nicht von der See. Zehn Fuß Freibordhöhe sollten im Inland ausreichen – und für die meisten Häfen gilt das ebenso.«
»Sicher, aber dafür muss man die Kähne erst einmal zum Festland schaffen.« Howsmyn schüttelte den Kopf. »Ich bin gewiss kein so erfahrener Seemann wie Ihr oder Cayleb. Aber ich habe den Eindruck, derart kleine Boote mit einem so geringen Tiefgang dürften sich auf dem Ozean erschreckend schlecht halten.«
»Unter Segeln noch schlimmer als unter Dampfantrieb«, räumte Merlin ein. »Doch ein Großteil der Probleme ließe sich sicher in den Griff bekommen, mit Kielplanken oder Seitenschwertern zum Beispiel. Die würden bei den Booten für einen größeren effektiven Tiefgang sorgen – so wie bei den Landungsbooten für Corisande. Und genauso haben wir es auch bei den Booten gehalten, die Dustyn für die Siddarmark vorbereitet. Nun, Ihre Frachter sind nicht viel kürzer oder schmaler als die meisten Kriegsgaleonen. Sie haben weniger Tiefgang, ja. Und die Freibordhöhe ist gerade einmal halb so groß; also ist auch die Verdrängung geringer. Aber auch das ist kein allzu großes Problem für Dampfschiffe mit Seitenschwertern. Und da die Kähne ursprünglich für den Transport von Kohle gedacht waren, werden wir wohl kaum Schwierigkeiten haben, darin genug Treibstoff für die Überfahrt unterzubringen – vor allem, wenn wir mit der
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