Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
und Desnairia drohen. Stohnar muss den Norden halten, um die unmittelbare Bedrohung abzuwehren, ja. Aber Gletscherherz, Shiloh und Trokhanos sind für das langfristige Überleben der Republik ebenso unerlässlich wie die Nordhälfte des Landes. Rahnyld und Mahrys dürften spätestens Anfang März in die Südmark einmarschieren. Unsere Agenten berichten«, er verschwieg, dass die besten Agenten Owls SNARCs waren, »dass die beiden Armeen gemeinsam auf etwa dreihundertsechzigtausend Mann kommen.« Angesichts dieser Zahl erbleichte mancher seiner Zuhörer, doch Merlin fuhr ungerührt fort. »Die Armee Gottes und deren Kontingente aus den Randstaaten haben mindestens dieselbe Truppenstärke beizusteuern. Sie werden in die Westmarch ziehen, nach Tarikah, New Northland und Mountaincross. Das heißt: Sie stehen zu weit nördlich, um sich mit Dohlar und Desnairia zu koordinieren. Bleiben die Tempelgetreuen aus der Republik selbst. Bislang lassen Schätzungen vermuten, dass bereits etwa eine halbe Million unter Waffen im Feld stehen. Zu guter Letzt scheinen Harchongs Truppen allein schon auf eine Stärke von anderthalb Millionen Mann hinauszulaufen.«
»Großer Gott!«, entfuhr es einem seiner Zuhörer. Merlin konnte es ihm nicht verdenken.
Die Gesamtstärke der Imperial Charisian Army betrug kaum vierhundertfünfzigtausend Mann (den größten Teil der Marineinfanterie-Division eingeschlossen, die man ursprünglich für den Einmarsch in Corisande ausgehoben, dann aber in die Armee eingegliedert hatte). Die Imperial Charisian Navy bestand aus etwa dreihundertzwanzigtausend Mann, wenn man alle mitzählte, die derzeit an Land eingesetzt waren. Von den Imperial Charisian Marines waren noch etwa fünfzehntausend Mann verblieben. Also betrug die gesamte militärische Stärke des Kaiserreichs gerade einmal ein Viertel der Truppen, die kurz davor standen, die Siddarmark zu zerschmettern. Selbst wenn Charis jeden Mann zu Unterstützung Stohnars abstellte, war diese vereinte Armee dann immer noch im Verhältnis zwei zu eins unterlegen. Natürlich war es dem Kaiserreich schlichtweg unmöglich, seine Garnisonen aus Corisande abzuziehen oder die Heimat gänzlich ungeschützt zu lassen. Schließlich bestand immer die Gefahr, dass es einem Stoßtrupp vom Festland gelang, der Navy auszuweichen.
»Gut hingegen ist, dass Rahnyld und Mahrys einander aus tiefstem Herzen verabscheuen«, fuhr Merlin fort. Den Blick hatte er dabei fest auf das Kaiserpaar gerichtet. Es musste ja wenigstens der Eindruck gewahrt bleiben, er erkläre diese Dinge seinen Regenten und nicht etwa den anderen Mitgliedern des Rates. Es hätte gewiss unliebsame Fragen aufgeworfen, sollte sich herausstellen, dass Kaiser und Kaiserin längst bestens Bescheid wussten. »Selbst wenn Kirche und Inquisition noch viel Druck auf sie ausüben, dürften, meine ich, die Feldkommandeure der beiden Einheiten wohl kaum eng zusammenarbeiten. Die Armee aus Harchong ist gewaltig, ja. Aber sie ist auch altmodisch. Darüber hinaus undiszipliniert und mit einem Offizierskorps gesegnet, das diese Bezeichnung nicht verdient. Außerdem werden sie auch nicht so gut ausgerüstet sein wie unsere Truppen. Das wird einen gewaltigen Unterschied ausmachen! Das haben General Chermyn – ich meine natürlich: Großherzog Zebediah – und Ihr, Majestät, in Corisande bereits unter Beweis gestellt.«
Dieses Argument ließ Merlin erst einmal sacken, ehe er weitersprach. Dabei hob er die Hand wie jemand, der eine Wyvern fliegen lässt.
»Meine Einschätzung basiert auf dem, was ich persönlich von Herzog Eastshare, Baron Green Valley und den anderen Offizieren der Armee gesehen habe. Ich glaube daher, mit dem, was sich unseren Leuten in den Weg stellen kann, werden sie selbst dann noch fertig, wenn sie im Verhältnis zwei oder sogar drei zu eins in der Unterzahl sind. Unsere Agenten berichten, dass zumindest die Hälfte der Infanterieeinheiten der Armee Gottes und ein Großteil der Infanteristen aus Desnairia und Dohlar zwar mit Gewehren ausgestattet sind, aber das sind alles Vorderlader. Damit befinden sie sich unseren Mahndrayns gegenüber gewaltig im Nachteil. Taktik und Drill unserer Leute werden diesen Nachteil noch verstärken. Siddarmarks Truppen sind ihren Gegnern zumindest ebenbürtig – vorausgesetzt natürlich, wir können sie mit Gewehren ausstatten. Das Problem wird hauptsächlich darin bestehen, dass die Strohmänner der ›Vierer-Gruppe‹ den ersten Schritt tun werden. Das zwingt uns,
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