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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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an. Trahskhat verzog das Gesicht.
    »Verzeihung, Sir, hätte ich wohl nicht sagen müssen, so offensichtlich wie es ist.«
    »Wohl wahr«, lautete Raimahns Antwort.
    Es war der dritte April. Streng genommen war vor zehn Tagen der Winter dem Frühling gewichen. Aber in den nördlichen Bereichen der Siddarmark war Frühling nur ein äußerst abstraktes Konzept – vor allem auf den Gipfeln der hoch aufragenden Grauwallberge. In diesem Jahr war der Winter ganz besonders streng gewesen. Den Einheimischen zufolge mussten Raimahn und Trahskhat mit noch mindestens drei oder vier weiteren Fünftagen bitterster Kälte rechnen, bevor die Schneeschmelze einsetzte. Raimahn glaubte das sofort. Angesichts der Minustemperaturen (und zwar solchen nach der Fahrenheitskala, die Langhorne auf Safehold eingeführt hatte) war das auch nicht schwer.
    Eiseskälte allein hätte ein paar Jungs aus Charis schon voll und ganz gereicht. Aber der schneidende Wind hier oben, auf den Raimahn liebend gern verzichtet hätte, machte seine ganz persönliche Vorstellung der schlimmsten nur erdenklichen Hölle tatsächlich wahr. Siddar-Stadt war ihm im Winter ja schon kalt erschienen. Die Eiswinde von Gletscherherz ließen sich Raimahn in jenes doch wohl milde Wetter der Hauptstadt zurückwünschen: Trotz des dicken Parkas zitterte der Charisianer am ganzen Leib. Er streckte die Hand nach der Teekanne in der Glut aus. Dann füllte er sich eine Tasse, umschloss sie mit beiden Händen und ließ sich vom aufsteigenden Dampf wenigstens kurzzeitig Stirn und Wangen wärmen. Schließlich nahm Raimahn einen Schluck und bemühte sich, nicht angewidert das Gesicht zu verziehen. Ein derart dünnes Gebräu als Tee zu bezeichnen war der reine Hohn. Aber wenigstens war es heiß, und so ignorierte Raimahn den (fehlenden) Geschmack und genoss, wie die heiße Flüssigkeit ihm erst den Mund, dann den Rachen und schließlich den erschreckend leeren Magen wärmte.
    Bestimmt würde Raimahn weniger frieren, wäre er nicht obendrein hungrig. Die Nahrungsmittel aber, die Erzbischof Zhasyn auf die Reise mitgenommen hatte, reichten nicht einmal ansatzweise. Der Hilfsexpedition war nur noch die Hälfte ihrer Lasttiere geblieben, nachdem man die andere Hälfte hatte schlachten müssen, um die Männer mit genügend Proteinen zu versorgen. Ein paar Fünftage mehr, und auch der Rest käme dran.
    Wenn überhaupt so lange , dachte Raimahn grimmig und nahm einen weiteren Schluck heißen Wassers. Willkommen im ›Frühling‹, Byrk! Ich frage mich, wie viele der anderen, die so weit gekommen sind, wohl noch verhungern werden, bevor endlich die Schneeschmelze einsetzt.
    Sailys und er waren wirklich fern der Heimat. Raimahns Blick wanderte vom Feuer hinauf zur eisigen Schönheit der gnadenlosen Grauwallberge. Natürlich gab es auch in Charis Berge, deren Gipfel das ganze Jahr über schneebedeckt waren. Trotz des tropischen Klimas. Doch in Charis hatten Berge grüne, dicht bewachsene Hänge mit Bäumen, die meist das ganze Jahr über grün blieben. Schnee blieb brav auf den Gipfeln, wo er hingehörte. Diese Berge hier waren deutlich weniger zivilisiert. Felswände ragten fast senkrecht empor, deren Felskuppen lagen weit jenseits der Baumgrenze, und die schmalen Kluften, die hier Täler hießen, wurden unablässig von Schnee und Wind gepeitscht. Gewiss, schön waren auch diese Berge – schön und unbeugsam. Doch zumindest im Winter fehlte ihnen die Aura lebendiger Wärme, die fester Bestandteil aller Berge auf Charis war. Dennoch hatten sich schon Jahrhunderte, bevor man auf Charis überhaupt versucht hatte, die Berge zu erkunden, Menschen hier in Gletscherherz niedergelassen. Und dennoch besaßen diese Täler und Berge immer noch ihre urtümliche, unbezwungene Wildheit. Die Vorstellung, man könnte sie je durch Menschenhand zähmen, erschien nachgerade lachhaft. Raimahn fühlte sich hier … fehl am Platze, und er wusste, dass es Sailys genauso ging.
    Raimahn blickte auf das lange, schmale Tal hinab, durch das der Green-Cove-Pfad verlief. Hoffentlich zog sich keiner seiner Wachposten Erfrierungen an Fingern, Zehen oder der Nase zu. Und hoffentlich waren die Wachen nicht geistig bereits so müde, wie sie es körperlich zweifellos schon längst waren. Geistige Müdigkeit führte zu nachlassender Wachsamkeit. Anders als Raimahn selbst saß keiner dieser Wachposten an einem wärmenden Feuer. Es wäre schlichtweg zu gefährlich. Der Rauch würde sie dem Feind verraten. Raimahn bemühte sich

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