Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
nötigen können, einen ganzen Vormittag auf ein Gespräch mit diesem Idioten Suwail zu verschwenden«, erwiderte er. »Die Vorstellung allein erfüllt mich mit geradezu unbändiger Vorfreude!«
Dieses Mal fiel Adyms Lächeln recht dünn aus. Obwohl er kaum zwanzig Jahre alt war, hatte sein Vater ihn schon vor Jahren in die Clanpolitik eingeführt. Niemand sei unsterblich, hatte Lord Shairncross seinem damals dreizehnjährigen Sohn erklärt. Und jene häufig unerfreulichen Gegebenheiten erst erkennen zu müssen, wenn man schon all die Verantwortung trage, sei kaum ein vielversprechender Einstieg für einen frischgebackenen Clanlord. Im Rahmen dieser Einführung hatte Weslai Parkair seinem Sohn nacheinander den Charakter, die Stärken und die Schwächen eines jeden Clanlords aufgezeigt. Dankenswerterweise war Raven’s Land derart spärlich besiedelt, dass es nicht allzu viele Clanlords gab, denen man Beachtung schenken musste. Leider gehörte zu den einflussreicheren Clanlords auch Barjwail Suwail, der den Titel Lord Theralt trug.
Parkair hatte Suwail noch nie besondere Wertschätzung entgegengebracht. Zum Teil war das alte Rivalität: Der stämmige, dunkelhaarige Lord des Theralt-Clans hatte vor fünfundzwanzig Jahren ebenso um die Gunst einer gewissen Zhain Byrns gebuhlt wie er selbst. Doch viel entscheidender war Suwails Persönlichkeit. Er war schon immer der Ansicht gewesen, er stehe in der Tradition der Korsarenlords von Trellheim … obwohl Raven’s Land kaum eine Seefahrernation war. Denn abgesehen von einer leidlich einträglichen Fischereiflotte hatte es hier nie Seefahrer gegeben, die Suwail als ›seine‹ Korsaren bezeichnen könnte. Diesen Umstand hatte er aus der Welt geschafft, indem er unabhängigen Piraten aus anderen Ländern in der Theralt Bay Zuflucht bot – gegen einen bescheidenen Beuteanteil.
Suwails Aktivitäten hatten König Haarahld von Charis, nun … verärgert. Deswegen hatte der König vor zwölf Jahren ein Geschwader seiner Flotte ausgeschickt, um Lord Theralt Bescheid zu stoßen. Theralts Hafen war abgefackelt worden – ein recht spektakuläres Freudenfeuer. Auch den anderen Lords von Raven’s Land hatte Haarahld sehr deutlich seinen Standpunkt erklärt: Er hatte dasselbe Geschwader zur Ramsgate Bay weitergeschickt und den Hafen von Marisahl nicht abgefackelt.
Zumindest damals nicht.
Parkair, damals gerade zum Sprecher des Rates gewählt, war der Empfänger jener Warnung gewesen. Einige Clanlords hatten sich dafür ausgesprochen, Tellesberg eine herausfordernde Entgegnung zukommen zu lassen. Nicht, weil Suwail ihnen besonders am Herzen gelegen hätte, sondern weil sie nun einmal die Lords von Raven’s Land waren. Die ganze Welt wusste schließlich, dass man diese Lords nicht straflos bedrohte! Außerdem war Raven’s Land nun einmal keine Seefahrernation. Die charisianischen Kriegsschiffe mochten ja Küstenstädte bis auf die Grundmauern niederbrennen. Aber nicht einmal Charisian Marines würden so weit ins Inland vordringen, dass sie die Clans in deren Tälern und den dichten Wäldern angriffen. Es war Lord Shairncross gelungen, die anderen Lords davon abzuhalten, sich auf eine derartige Dummheit einzulassen. Er hatte damals darauf verwiesen, dass der einzige Lord von Raven’s Land, der tatsächlich Schaden genommen habe, Lord Theralt gewesen sei – und der habe sich den Angriff der Charisianer selbst zuzuschreiben. Tatsächlich hatte Shairncross sogar angemerkt, unter den gegebenen Umständen sei die Erwiderung der Charisianer bemerkenswert zurückhaltend ausgefallen.
Diesen Standpunkt hatte Suwail nicht gerade mit Wohlwollen aufgenommen. Zudem war er felsenfest davon überzeugt, insgeheim freue sich Lord Shairncross über das, was seinem alten Rivalen widerfahren war. Doch auch schon bevor er das Königreich Charis gegen sich aufgebracht hatte, war Suwail bei den anderen Lords von Raven’s Land nicht sonderlich gut gelitten gewesen. Der Rat hatte die Empfehlung seines neuen Sprechers angenommen. Das war der Beziehung zwischen dem Shairncross- und dem Theralt-Clan nicht gerade zuträglich gewesen. Aber das war mittlerweile elf Jahre her, genug Zeit, um jedwede Unstimmigkeiten zwischen den Clans endgültig verschwinden zu lassen. Gewiss doch! , dachte Adym sarkastisch.
»Ich dachte, Suwail sei dagegen, Vater«, sagte er, und Parkair stieß ein raues Lachen aus.
»Suwail ist gegen alles, was mit Charis zu tun hat, seit er sich damals an den schwelenden Ruinen seines
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