Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
Hafens die Finger verbrannt hat. Man kann über diesen Mann sagen, was man will: Nachtragend zu sein hat er zur Meisterschaft gebracht. Wahrscheinlich, weil es in seinem Schädel nichts gibt, was ihn davon ablenken könnte. Aber selbst Shan-wei sollte man Gerechtigkeit widerfahren lassen: Suwail ist gierig genug, sogar einen ausgewachsenen Groll vorübergehend zu ignorieren, bringt ihm das nur genug Geld ein. Außerdem geht es hier und jetzt ja auch um nichts, was auch nur ansatzweise mit Prinzipien zu tun hätte!«
Lady Zhain stieß einen Laut aus, der bemerkenswert nach einem unterdrückten Lachen klang. Kurz schaute ihr Mann sie an, dann heftete sich sein Blick wieder auf den Sohn.
»Suwail wird versuchen, den Charisianer ein so saftiges Bestechungsgeld wie möglich abzupressen. Aber hat er das Geld erst einmal, wird er sich mit der Idee schon rasch abfinden. Und Zhaksyn war von Anfang an dafür. Also wird er logischerweise unser Verbindungsmann zu Eastshare sein – so lange er nicht zulässt, dass die Charisianer unsere Zustimmung zu billig bekommen, heißt das natürlich.«
Adym nickte. Doch er wirkte sehr nachdenklich, während er überlegte, was sein Vater nicht ausgesprochen hatte. Er wusste durchaus, dass Lord Shairncross die Nachricht des erschöpften charisianischen Boten alles andere als zufrieden aufgenommen hatte. Adym respektierte den Standpunkt seines Vaters, wenngleich er ihn sich nicht ganz zu eigen machte.
Weslai Parkair war ein treuer Sohn von Mutter Kirche. In genau diesem Geist hatte er auch seinen Erben erzogen. Dem Lord behagte die Vorstellung nicht, in aller Öffentlichkeit eine charisianische Armee Raven’s Land durchqueren zu lassen. Denn diese Armee wollte die Republik Siddarmark mit dem ausdrücklichen Ziel erreichen, Reichsverweser Greyghor Beistand gegen den Aufstand von Tempelgetreuen zu leisten. Traditionsgemäß hatte der Sprecher des Rates bei allen Belangen, die den Rat der Clanlords vorgetragen wurden, neutral zu bleiben. Wie stets hatte sich Lord Shairncross strikt daran gehalten. Doch jeder, der ihn kannte, wusste, wie wenig ihm die Entscheidung des Rates zusagte.
Armer Vater! , dachte Adym. Er ist wirklich ein guter Mensch, und nun hält er einer derart schlechten Sache die Treue. Besonders schlimm muss es für ihn sein, genau zu wissen, wie schlecht die Sache in Wahrheit ist.
Vater und Sohn hatten darüber gesprochen ebenso wie Mutter und Sohn. Adyms Vater wusste also, dass sie beide in dieser Hinsicht nicht gleicher Meinung waren. Doch Lord Shairncross war entschieden zu scharfsinnig und besaß viel zu viel Menschenkenntnis, um nicht genau zu verstehen, dass sein Glauben und seine Treue Mutter Kirche gegenüber ihm abverlangten, eine Wahrheit nicht als solche zu erkennen.
Es schadet auch gewiss nicht, dass Bischof Trahvys es ebenfalls weiß , dachte Adym. Natürlich ist er mittlerweile selbst schon viel mehr ein Angehöriger des Clans als ein Festländer!
Raven’s Land war zwar riesig, dabei jedoch nur so spärlich besiedelt, dass Mutter Kirche hier niemals eine Erzdiözese begründet hatte. Stattdessen wurde das gesamte Territorium als eine Diözese angesehen. Das alles andere als einladende Klima und die relative Armut des Landes sorgten dafür, dass keine der großen Dynastien von Mutter Kirche Raven’s Land je als sonderlich begehrenswert angesehen hatte. Trahvys Shulmyn war der Nachkomme eines nicht sonderlich bedeutenden Adeligen aus dem kleinen Herzogtum Ernhart in den Randstaaten. Er hatte weder die erforderlichen Gönner noch den Ehrgeiz, nach einem lukrativeren Posten Ausschau zu halten.
Zugleich war er ein wirklich guter Mensch. Adym vermutete, dass der Bischof den Reformisten deutlich mehr Sympathien entgegenbrachte, als seinen Herren im weit entfernten Zion bewusst war.
»Ich weiß, dass dir diese Entscheidung nicht zusagt, Weslai«, sagte Lady Zhain nun. Sie stellte ihre Tasse ab und blickte ihrem Gemahl über den Tisch hinweg fest in die Augen. »Kommst du damit zurecht? Ich kenne dich entschieden zu gut, um von dir zu erwarten, dass du dich damit wohl fühlst – ganz egal, was der Rat sagt. Aber kannst du überhaupt damit leben?«
Mehrere Sekunden lang herrschte Schweigen am Tisch. Schließlich atmete Parkair tief durch und nickte.
»Ja, richtig«, sagte er, »wohlfühlen werde ich mich damit nie. Aber wir leben auch nicht gerade in Zeiten, in denen man sich sonderlich wohlfühlen könnte.«
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Doch es
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