Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
Cescos Gesicht. Da öffnete der Junge endlich die Augen. Als er aber das scheußliche Gesicht des Drachen über sich sah, fing er lauthals an zu schreien.
Nina rannte zu ihm und umarmte ihn. Sie küsste ihn auf die Wange und auf die Stirn, nahm seine Hände und drückte sie an ihr Herz. »Ich hatte schon Angst, du wärst tot«, wisperte sie ihm zu.
Cesco wurde rot und schaute Nina in ihre großen blauen Augen. »Ich kann doch nicht sterben. Wie würdest du denn ohne mich zurechtkommen?«, murmelte er lächelnd.
»Gut, gut. Ich sehe, ihr seid echte Freunde, die zusammenhalten. Setzt euch hier neben mich. Lasst uns reden«, sagte der Drache und stieß weißen Rauch aus seiner Nase.
»Und du w... wirst kein Feuer mehr sp... spucken?«, fragte Dodo den Drachen angsterfüllt.
»Das werden wir sehen. Es hängt von euren Antworten ab«, warnte Zhu Long.
»Antworten?«, fragten die fünf Kinder im Chor.
Max schwieg und wandte nicht den Blick von den mächtigen schwarzen Klauen des Drachen.
»Wisst ihr, was Yin und Yang bedeuten?«, fragte Zhu Long.
»Weiblich und männlich, wenn ich mich nicht irre«, antwortete Fiore sofort.
»Richtig. Aber die Bedeutung ist tief greifender. Yin und Yang halten das natürliche Gleichgewicht aufrecht. Nur wenn sie vereint sind, hat das Leben einen Sinn«, erklärte der Drache und stellte sofort eine weitere Frage: »Wisst ihr, was Einsamkeit ist?«
»Ja«, antworteten sie im Chor.
»Nein. Ihr könnt es nicht wissen. Ich weiß, was es wirklich bedeutet, einsam zu sein«, erklärte der Drache und schüttelte gewichtig seinen riesigen Kopf. »Es ist, als ob man nicht existiert. Als ob es keine Tage und Nächte mehr gäbe. Es ist, wie mit der Stille zu sprechen. Leiden, ohne es jemandem sagen zu können.«
Nina bekam Mitleid. Sie löste sich von Cesco und streckte ihre Hand mit dem Sternenmal aus. Zitternd streichelte sie über die Schnauze des Tiers.
»Du lebst hier allein. Ich verstehe, was du meinst«, sagte das Mädchen vom Sechsten Mond.
»Ich habe meine Gefährtin vor langer Zeit verloren. Und seit dem Tag weinen meine Augen Tränen der Liebe.« Der Drache kauerte sich auf dem Boden zusammen. Feiner Rauch qualmte noch immer aus seinen Nasenlöchern.
»Deine Gefährtin? Dann ... dann bist du verliebt?«, rief Fiore überrascht.
»Verliebt?«, wiederholte Roxy und verzog das Gesicht.
»Ja. Und so wie das Yang keinen Sinn ohne das Yin macht, fühle ich mich nutzlos, seitdem meine Gefährtin nicht mehr da ist«, bestätigte Zhu Long und ließ sacht seinen Schwanz hin und her gleiten.
»Wie hieß sie?«, fragte Nina mitfühlend. Sie setzte sich vertrauensselig auf seine Pranke.
»Meine Gefährtin hieß Zhu Yin, Brennende Finsternis. Sie wurde entführt. Für immer von mir fortgerissen. Nur ein Alchimist aus Xorax kann sie wieder herbringen«, erklärte er schluchzend.
Max und die Kinder hörten der traurigen Geschichte des chinesischen Drachen schweigend zu.
»Diese Laterne, das Licht der Liebe, ist sie echt? Ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll, Nina. Ich weiß nicht, ob du die Wahrheit sagst.« Zhu Long schwankte, legte den Kopf in den Nacken und spuckte ein wenig Feuer an die Decke der Höhle.
»Nimm sie. Das Licht der Liebe ist dein. Sieh nach, wenn du es nicht glaubst.«
Und mit diesen Worten stellte das Mädchen die ewige Laterne zwischen die Pranken des großen Drachen.
Zhu Long schaute den magischen Gegenstand hoffnungsvoll an und sah das blaulila Licht in seinem Inneren schimmern. Sanft blies er darüber.
Da erschien in der Laterne das Abbild seiner geliebten Drachenfrau. Mit ihren meerblauen Augen und den langen schwarzen Wimpern blickte Zhu Yin ihren Geliebten an.
Zhu Long richtete sich unverhofft auf, spannte seine Flügel und stieß einen Schrei der Glückseligkeit aus, der die Felsen der Höhle erzittern ließ.
Während Dodo und Fiore begannen, freudig um den Drachen herumzutanzen, streckte Nina den Taldom Lux siegreich in die Luft. Cesco lachte übermütig und Max griff mit wild kreisenden Ohren nach Roxys Hand.
»Ihr habt mir mein Leben wiedergegeben, es hat wieder einen Sinn! Nun werde ich keine Tränen mehr vergießen müssen. Die Sonne werde ich wiedersehen können und hoch über der großen Mauer mit meiner geliebten Zhu Yin fliegen!«, juchzte der Drache, streckte seine Pranke nach Nina aus und hob sie freudestrahlend hoch.
»Lass mich, lass mich bitte wieder runter!« Nina lachte und wurde gleich darauf wieder ernst. »Du schuldest uns
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