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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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selbstverständlich, daß ich Sprachen studierte. Und dann…“ Gunnar versagte die Stimme.
    Nina nickte still. „Ich weiß. Du hast deinen Vater verloren.“
    „Ja. Ich hatte mein Abitur gemacht, und ich wollte Philologie belegen – da starb mein Vater. Und meine Mutter zog nach Trondheim. Sie hat eine Kusine dort und konnte die Wohnung mit ihr teilen. Und meine Mutter wollte so gern in Katjas Nähe sein.“
    „Ist das deine kleine Schwester?“
    „Ja, sie ist zwölf Jahre alt und – in der Blindenschule sagen sie, sie sei blendend begabt. Sie wird ganz sicher ihr Abitur machen können, und für ein kluges Mädchen gibt es ja viele Möglichkeiten, Gott sei Dank, selbst wenn sie blind ist. Aber, verstehst du, es wurde für mich natürlich etwas problematisch. Einiges Geld hatte ich durch diese Sommerbeschäftigung zusammengekratzt. Doch allein in Oslo zu wohnen ist teuer, und dann geschah es, daß Onkel Espetun aufkreuzte und fragte, ob ich in seiner Fabrik arbeiten wollte. Er würde dann meine Handelsausbildung bezahlen. Meine Mutter war ganz erleichtert und freute sich sehr. Und ehe ich mich noch umgesehen hatte, sagte ich: Ja, danke schön! Ich dachte, vielleicht könnte ich dann die Sprachen als Hobby beibehalten und in meinen freien Stunden lernen und studieren. Ich stellte mir eine ungestörte kleine Bude irgendwo in Lillevik vor. Ich wollte mir Geld zurücklegen und dann vielleicht in zwei Jahren mit dem Sprachstudium anfangen. Dann kam ich nach Lillevik. Und wie es dort war, das weißt du. Ich wurde in Villa Rosenhöhe untergebracht und hatte es wie ein Prinz – und wurde so verwöhnt, daß ich mich am liebsten übergeben hätte. Das erste, was ich tun mußte, war Auto fahren lernen.
    Und als mein Onkel mich gefragt hatte, ob ich in der Fabrik arbeiten wollte, dachte ich, er meinte als Arbeiter. Aber ich wurde in ein Büro gesteckt mit einem dicken Teppich und Mahagonimöbeln, als so ‘ne Art Juniorchef.“
    „Ja, weißt du… dein Onkel hat doch keine Kinder, da…“
    „Ja, ich verstehe ja, daß er mich unter allen Umständen zu seinem Sohn und Erben ummodeln wollte“, sagte Gunnar. „Aber ich hatte nicht die Absicht, mich in Watte packen zu lassen und ein Luxusleben zu führen, in einem Mahagonisessel zu sitzen und ein paar ausländische Briefe zu schreiben, die jeder x-beliebige Handelsschüler kaufmännisch besser schreiben kann. Und dann kam als drittes noch das Gehalt hinzu, das ich bekam. Ich konnte es nicht mehr aushalten, Nina. Und dieser schreckliche Ball, den er unter allen Umständen für mich geben wollte! Ich mache mir den Kuckuck was aus Bällen. Ich wollte Ruhe haben. Ich wollte lernen. Ich saß da mit meines Vaters Büchern und habe sie nicht ein einziges Mal aufgemacht. Und dann konnte ich ja schließlich auch nicht auf den Tisch hauen. Der Onkel war rührend gut. Und hat mich mit seiner Mildtätigkeit und Güte an Händen und Füßen gebunden…“
    Nina erinnerte sich plötzlich an Gunnars Gesicht, als sein Onkel ihm auf dem Ball etwas zugeflüstert hatte und er die Gäste mit einer trockenen und ernsten Stimme begrüßte.
    „Darum bist du so furchtbar schweigsam gewesen“, sagte sie.
    „War ich das denn? Ja, du magst recht haben. Weißt du, ich lief ja den ganzen Tag herum und beherrschte mich bloß in einem fort. Im Büro hatte ich die größte Lust, die Korrespondenzmappen zuzuschlagen und zu sagen: Laßt mich hier raus! Laßt mich in der Fabrik für tarifmäßigen Lohn arbeiten! Laßt mich doch fühlen, daß ich ein freier Mensch bin! Und zu Hause auf Villa Rosenhöhe hatte ich die größte Lust, mich in meinem Zimmer einzuschließen und zu lernen. Aber dann mußte ich Auto fahren. Und dann mußte ich den Gästen vorgeführt werden. Und dann hieß es immer: ,Mein Junge’ und ,Lieber Gunnar’ und ,Der zukünftige Chef, daß es nur so rauschte… Und dann mußte ich mit auf diese Reise nach Holland.“
    „War die denn auch nicht nett?“ fragte Nina.
    „Nett? Ich weiß nicht. Nein, die war nicht nett; denn ich dachte die ganze Zeit an meine letzte Auslandsreise…“
    „Nach Paris?“
    „Ja. Als ich sechzehn war, fuhr ich mit meinem Vater nach Paris. Er nahm an einem Kongreß an der Sorbonne teil, und ich durfte mit. Wir hatten sehr wenig Geld. Wir wohnten in einem billigen kleinen Hotel garni und tranken mordsdünnen Café au lait und aßen trockene Brioches. Aber was haben wir alles zu sehen bekommen! Ich werde mein ganzes Leben lang dankbar an diese Reise

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