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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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der andere Teil in Gunnars „Uns“ zu sein!
    „Die ,begabte Bellina’ ist doch wohl wenigstens so begabt, daß sie Staub wischen und die Fußböden aufwischen kann.“
    „Das kann sie, und sie kann die Zimmer der Gäste machen, soweit sie es nicht selber tun. Die jüngeren werden allein damit fertig. Das sind gute Kameraden. Die hatten begriffen, daß es für uns zuviel war, als Mami krank wurde.“
    „Ja, übrigens deine Mutter, Grete. Wir müssen es doch so einrichten können, daß du sie ab und zu einmal besuchst.“
    „Ja“, sagte Grete leise, „das würde ich natürlich schrecklich gern tun – ich darf nämlich abends außerhalb der Besuchszeit rein; die Oberschwester kennt unsere Verhältnisse.“
    „Das ist fein. Wir werden die Gäste schon gut versorgen, während du weg bist. Und nun noch das Geschirrspülen. Darum kommen wir ja nicht herum. Ist das sonst deine Arbeit, Nina? Oder…“
    „Ja, in der Regel, denn weißt du…“
    „Dann machen wir es so wie gestern, du spülst, und ich trockne ab.“
    „Und du übernimmst die Verwaltung“, lächelte Grete. „Das ist Maßarbeit, Gunnar. Man merkt, du kennst den Betrieb mit Hotels.“
    „Ja, wohl bekomm’s! Jetzt müssen wir zusehen, daß wir an die Arbeit gehen.“
    Kurz darauf stand Gunnar auf dem Hofplatz und wusch das Auto. Bella räumte im Wohnzimmer auf und wischte im Flur und in der Diele auf. Nina und Grete machten das Frühstück.
    Als die Gäste sich nach und nach einstellten, war Gunnar in einem tadellos weißen Jackett auf seinem Platz. Er schenkte den Kaffee ein und brachte die Eier. Er hatte das Auge aufmerksam auf das kalte Büfett gerichtet und schickte Bella los, um die Platten neu zu füllen, sobald es nötig war. Und Bellina stand treuherzig und rührend dabei und sah ihn an mit großen Augen, in denen tiefe Bewunderung zu lesen war. Hätte er zu ihr gesagt, sie solle sich selber für Aufschnitt in Stücke schneiden – sie hätte wahrscheinlich ein Messer ergriffen und auf der Stelle angefangen.
    Zum erstenmal seit Frau Jerndals Unfall ging die Arbeit im Haus ohne Nervosität vonstatten. Jetzt wußten die vier, daß sie es schafften. Sie arbeiteten alles weg, nichts bliebliegen, und die Arbeit wurde gewürzt mit munterer Unterhaltung und guter Laune. Und Nina freute sich den ganzen Vormittag auf etwas, worauf sich die wenigsten Frauen in der Welt freuen – nämlich auf den Abwasch.
    Die Stunden vergingen wie im Flug. Der Lunch wurde zurechtgemacht und aufgetragen und verspeist. Die Stimmung im Eßzimmer war die allerbeste, und viele Blicke folgten dem neuen jungen Kellner, der so gut aufpaßte, der so höflich und aufmerksam war, und der der Schweizer Dame in fließendem Französisch und dem englischen Ehepaar in einem ausgezeichneten Englisch Bescheid gab.
    Die jungen Mädchen richteten an ihren Frisuren und schauten verstohlen in den Taschenspiegel, und in die Augen der älteren Damen trat ein mütterlicher Ausdruck. Die Ausländer lebten auf und fragten diesen hübschen jungen Mann nach tausend Dingen, die wenig oder gar nichts mit dem Lunch zu tun hatten.
    Kurzum, Grete konnte mit Befriedigung einen entscheidenden Erfolg verzeichnen.
    Bald darauf stand der korrekte junge Kellner in der Küche und trocknete Geschirr ab, und Nina wünschte zum erstenmal in ihrem Leben, daß sie doppelt soviel schmutziges Geschirr aufzuwaschen hätte.
    „Gunnar, du mußt mir jetzt den Zusammenhang erklären“, sagte sie, als die Gläser blank poliert waren und das Geschirr an die Reihe kam.
    „Welchen Zusammenhang?“
    „Nun, mit dir! Oder findest du es so interessant, als lebendes Geheimnis herumzulaufen?“
    „Nein, bloß nicht! Lassen wir doch alles Geheimnis beiseite. Was willst du denn wissen?“
    „Weshalb du von deinem guten Onkel weggegangen bist. Dir ging es dort doch so gut wie der Made im Speck.“
    „Stimmt! Aber ich bin nicht zur Made geschaffen.“
    „Wozu bist du denn geschaffen?“ Über Gunnars Gesicht huschte flüchtig ein grauer Schatten. „Mein Vater sagte, ich sei dazu geschaffen, sein Erbe zu verwalten.“
    „Was war dein Vater?“
    „Dozent für orientalische Sprachen.“
    „Wa-a-as?“
    „Vater war annähernd ein Sprachgenie. Für ihn war es selbstverständlich, daß man die ,drei Weltsprachen’ perfekt konnte. Und eine Selbstverständlichkeit, daß man Latein lernte, den Schlüssel zu allen Sprachen, wie du weißt. Und mein Vater unterrichtete mich. Und ich hatte ein glühendes Interesse. Und es war

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