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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Gunnar.
    „Denke nur, wenn die hübschen Mädchen dort oben sehen, wie du Säcke mit schmutziger Wäsche in Malenes Keller trägst“, sagte Nina. „Was meinst du, was deine kleine französische Verehrerin dann sagen würde?“
    Gunnar drehte sich rasch um. „Was in aller Welt weißt du von dem kleinen französischen Affen?“
    „Nichts, gibt es denn über sie etwas zu wissen?“
    „O nein, nichts weiter, als daß ich ihretwegen aus ,Blaufall’ hinausgekegelt bin.“
    „Was? Und dabei liebte sie dich so heiß!“
    „Mindestens tat sie so. Und das fiel einem der Jünglinge auf die Seele, der ständig um sie herumscharwenzelte. Und er glaubte, es sei meine Schuld. Oder er tat nur so, um seinen Ärger loszuwerden, weil sie ihn schlecht behandelte. Er wurde so unverschämt, daß ich schließlich platzte vor Wut!“
    „Vor Wut?“
    „Ja, ich habe ihm im besten Französisch gesagt, was ich von dem Dämchen hielt. Und als der Direktor gerade dazukam, wiederholte ich mit Wonne die Rede in leichtverständlichem Norwegisch. Und da wurde ich also rausgesetzt. Nach der Geschichte an die frische Luft zu kommen war ein Genuß, wie man ihn selten erlebt, das kann ich euch nur versichern.“
    „Also“, sagte Grete, „also darf ich vermuten, daß du dich geradezu freust, heute schmutzige Wäsche zu befördern.“
    „Da vermutest du richtig.“
    „Nimmst du Zottel mit? Er fährt so furchtbar gern Auto.“
    „Na schön, meinetwegen. Wenn ich die Madame treffe, darf Zottel sie beißen, so viel er will.“
    „Denkst du, Zottel hat einen so schlechten Geschmack?“ Gunnar verschwand pfeifend mit einem großen Sack schmutziger Wäsche auf dem Rücken, und Zottel hüpfte begeistert als erster ins Auto.
    Nina und Grete blieben am Fenster stehen und sahen ihnen nach. „Feiner Kerl“, sagte Grete.
    Draußen hupte es, und Grete lief wieder ans Fenster. „Was ist denn nun los?“ fragte Nina, die mit dem Kopf im Küchenschrank steckte.
    „Guck doch mal, das Auto! Ein Dollarmonstrum mit amerikanischer Nummer. Das müssen unsere Amerikaner sein – und Gunnar nicht zu Hause! Und ich kann mich mit dem Wuschelkopf nicht zeigen. Du mußt rauslaufen und sie in Empfang nehmen, Nina.“
    Nina seufzte und kam dem Befehl nach. Sie stand mit einem freundlichen und zuvorkommenden Lächeln auf der Diele, als die neuen Gäste zur Tür hereinkamen.
    Nina blinzelte mit den Augen. Diese Erscheinung konnte unmöglich wahr sein! Eine sehr üppige Dame mit einem allzu kurzen Hals, um den eine in allen Farben glitzernde Kette geschlungen war; eine ebenso unwahrscheinlich funkelnde riesige Brosche; gelbblonde Löckchen, auf denen ein winziger Hut thronte; derbe, fleischige Arme, an denen es von Armbändern nur so klingelte und klapperte; kleine, fette Hände mit grünlackierten Fingernägeln und einer Unzahl von Ringen.
    Und diese ganze gewichtige Person trippelte herein auf einem Paar Schuhe mit so hohen und so dünnen Absätzen, daß man jeden Augenblick glaubte, sie brächen mittendurch. Hinter dieser Erscheinung kam ein Mann in einem grasgrünen Hemd und einem großen mexikanischen Strohhut.
    „How do you do?“ sagte die Dame und lächelte strahlend. Nina bemerkte, daß das Lächeln inmitten der Schminkmasse nett und gutmütig war. „Wir riefen aus Oslo an letzte Woche und bestellten Zimmer. Wir hatten die Absicht, hier zu stehen für eine Woche.“
    „Ich vermute: Mrs. Andrews“, sagte Nina, die zu ihrer Freude entdeckte, daß sie norwegisch mit der Amerikanerin sprechen konnte.
    „Yes, sure! Wieder daheim in Norwegen zum erstenmal seit dreißig Jahren!“
    „Willkommen, Frau Andrews“, Nina lächelte. „Wir glaubten, Sie seien Amerikaner wegen des Namens.“
    „O no, wir sind Norweger. Aber wir mußten unseren Namen ändern over there. Wir hießen Smörfjell. Und das war zu difficult to pronounce. Aber meines Mannes Vater hieß mit Vornamen Anders. Darum haben wir uns Andrews genannt. Sind Sie Fräulein Jerndal perhaps?“
    „Nein. Aber Fräulein Jerndal kommt sofort. Darf ich Ihnen vielleicht inzwischen das Zimmer zeigen?“
    Nina lächelte vor sich hin, als sie vorausging und dem seltsamen Ehepaar den Weg zeigte. Wie in aller Welt waren die ausgerechnet nach Sirili gekommen?
    Die Antwort bekam sie, ehe sie es sich versah. Denn Frau Andrews war höchst mitteilsam, heiter, sanft und redselig.
    „We will soviel wie möglich von dem alten Land sehen, bevor wir wieder leave“, erklärte sie. „Zuerst dachten wir, uns eine

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