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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Steine mit vielen Metallgehängen.
    „Schauen Sie, was ich von der amerikanischen Dame bekommen habe! Ist sie nicht wirklich nett? Bloß weil ich es auf ihrem Tisch liegen sah, als ich drinnen war und die Betten abdeckte. Und dann sagte ich: Ih, wie fein, sagte ich, und dann sagte sie: So was habt ihr wohl nicht in Norwegen? Und dann sagte ich: Nein, das haben wir nicht – und dann steckte sie mir’s an die Hand und sagte: Behalte du das nur, sagte sie, als einen Gruß aus Amerika. Oh, ich freue mich so sehr! Nein, ist sie nicht wirklich eine reizende Dame?“
    Nina und Gunnar sahen sich gegenseitig an, als sich die Tür hinter Grete und Bellina geschlossen hatte. Sahen sich an und lachten hellauf.
    „Sie ist doch aber reizend“, sagte Gunnar.
    „Wer, der Weihnachtsbaum oder die ,begabte Bellina’?“
    „Bella natürlich. Nein, ich kann mich unmöglich dazu entschließen, die Weihnachtsbaum-Dame reizend zu finden.“
    „Weißt du“, sagte Nina langsam und nachdenklich, „weißt du, sie ist auf ihre Art auch reizend.“
    „Das muß dann eine ganz besondere Art sein“, murmelte Gunnar.
    „Nein, wirklich. Sie ist gutmütig, und sie ist großzügig, das sind doch gute Eigenschaften. Daß sie ein seltenes Exemplar ihrer Art ist und eine gräßliche Sprache spricht…“
    „… und gräßliche Tischmanieren hat“, ergänzte Gunnar.
    „Ja, das ist natürlich nicht abzustreiten. Aber trotz allem hat sie doch etwas Versöhnendes an sich. Nein, Gunnar, ich muß jetzt mit dem Aufwaschen anfangen. Das Kaffeewasser kocht. Ich will ihn eben nur aufgießen. Bringst du dann die Tassen nach oben und Zucker und Sahne?“
    „Sehr wohl, gnädiges Fräulein.“ Gunnar brachte den Kaffee nach oben und war unwahrscheinlich schnell wieder unten. „Nanu? Hast du schon eingeschenkt?“
    „O nein, das hat der Weihnachtsbaum übernommen. Du kannst es mir leaven, sagte sie, und ich war froh darüber.“
    „Magst du keinen Kaffee einschenken?“
    „Ich mag mich lieber mit dir unterhalten, und heute abend, da wir allein sind, ganz besonders.“
    Ninas Herz machte einen Riesensprung. Nicht möglich, daß dies Gunnar war! Der stumme, abweisende Gunnar aus Lillevik!
    Er nahm ein Gläsertuch und begann, die Gläser zu polieren, sobald sie aus dem Spülwasser herauskamen.
    „Du, sag mir doch mal eins“, sagte Gunnar. „Woher wußtest du das von der französischen Puppe auf ,Blaufall’?“
    Nina errötete und biß sich auf die Lippe. „Ich habe sie gesehen“, antwortete sie kurz. „Ja, aber wußtest du etwas von ihrem Interesse für mich?“ Nina überlegte einen Augenblick. Dann erzählte sie die Wahrheit, wie sie auf der Terrasse gesessen und Gunnars Stimme gehört hatte, als er mit der französischen Puppe redete; wie sie weggelaufen war, ohne Kaffee zu trinken; wie sie das Gespräch der beiden Mädchen an der Autobushaltestelle mit angehört hatte.
    „Ich glaubte die ganze Zeit, du seist dort Gast, weißt du“, schloß Nina.
    „Ja, ich weiß es. Du mußt ja einen seltsamen Eindruck von mir gehabt haben.“
    Da lachte Nina. „Das hatte ich auch. Aber dafür hast du ja wirklich selber gesorgt.“
    „Kann schon sein. Aber, Nina, ich hatte auch einen seltsamen Eindruck von dir.“
    Nina errötete wieder, und sie verstand nur zu gut, was er meinte. „Von Lillevik her, meinst du?“
    „Natürlich, woher sonst? Deine krampfhafte Art undWeise, wie du dich mit mir unterhieltest und deine ganze Kriegsbemalung. Weshalb warst du so, Nina?“
    „Weshalb warst du so?“
    „Das weißt du, das habe ich dir erzählt. Weißt du, Nina, ein einziges Mal warst du ein wirklich netter, natürlicher Mensch. Das war in Lynghei, als wir das blinde Mädchen trafen.“
    „Gleichfalls, Gunnar. Es war auch das einzige Mal, da du natürlich warst und – und nett. Damals sah ich, daß du nett zu anderen sein konntest, und das war irgendwie ein Trost, wenn du auch nicht nett zu mir sein wolltest.“
    „Du hast meine Nettigkeit kaum herausgefordert. Außerdem, weißt du, für dich war ich der reiche und begehrte Kavalier. Ich wußte nicht, ob es meines Onkels Auto war oder ich.“
    „O pfui, Gunnar! Du solltest dich schämen! Mit oder ohne Onkel, mit oder ohne Auto, wäre ich ganz genauso…“
    Nina stockte. Die Röte schoß ihr in die Wangen, breitete sich über die Stirn und über den Hals aus.
    Gunnar legte das Geschirrtuch aus der Hand. Sanft nahm er ihr die Spülbürste fort, legte ihr den Arm um die Schulter und drehte sie zu sich

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