Nina, so gefällst Du mir
möblierte Wohnung in Oslo für a year zu mieten. Aber jetzt will meine Schwester in Sarpsborg, daß wir mit ihr stehen sollen. Aber ehe wir gehen, sie zu sehen, wollen wir doch etwas herumfahren. Zuerst wollen wir uns hier in Sirili ausruhen, und dann wollen wir für ein weekend nach ,Blaufall’ gehen. – Aber nein, sieh doch nur, Julius. Ach nein, ist es nicht furchtbar gemütlich, diese karierten Bettbezüge, und dann welche Aussicht! Nein, ist es nicht lovely?“
Nina lachte, daß ihr die Tränen kamen, als sie wieder in der Küche war. Und während sie Grete von den neuen Gästen erzählte, kam Gunnar zurück und durfte mitlachen. Aber er lachte weniger, als jetzt das Servieren beim Lunch losging. Als der warme Gang aufgetragen war, kam er in die Küche hinunter mit einer Platte kaltem Braten und einer Marmeladendose vom kalten Büfett.
„Bonbons für Zottel“, sagte er kurz. „Der aufgeputzte Weihnachtsbaum hat mit seiner eigenen abgeleckten Gabel in fast alle Stücke reingepickt und der Ehemann in Grün ist mit seinem gebrauchten Teelöffel in der Marmeladendosegewesen. Das hier sind ja vielversprechende Aussichten für unsere Haushaltskasse.“
Grete war nicht annähernd so erschüttert, wie man hätte erwarten sollen.
„Dergleichen kennen wir“, sagte sie ruhig. „Das ist in unserer Rechnung mit einkalkuliert. Nur gut, daß Zottel Braten mag. Und die Marmelade bekommen sie morgen früh wieder auf ihren Frühstückstisch.
Die Leute, die nicht anständig essen können, sollen keine Gelegenheit haben, anderen den Appetit zu verderben. Aber natürlich, wenn sie anfangen, mit ihrem Besteck in den Schüsseln auf dem kalten Büfett herumzustochern, darin hört das Vergnügen auf.“
„Nun haben wir also diese beiden und Frau Ludwigs gräßliche Kinder“, sagte Nina.
„Man muß viel Sinn für Humor haben“, sagte Grete.
„Den habe ich eigentlich auch“, sagte Gunnar. „Aber dasoll er nicht flöten gehen, wenn der Weihnachtsbaum und derGrüne solche Tischsitten entwickeln! Schmatzen tun sie auch.“
Nina schüttelte den Kopf und lächelte. „Jaja! Es mußauch solche geben!“
„Nein, das muß es nicht“, fuhr Gunnar auf. „Es gibt nicht einen Menschen, der schlechte Manieren haben muß!“
„Reg dich ab!“ sagte Nina ruhig. „Du weißt sehr gut, was ich meine. Aber du solltest nicht deine Kräfte damit verschwenden, dich über Dinge zu ärgern, die du sowieso nicht ändern kannst.“
„Ich staune bloß! Du redest ja geradezu gescheit“, sagte Gunnar.
„Siehst du, das steckt an!“ lächelte Nina. „Jetzt lauf!“
„Du“, sagte Grete. Gunnar war mit der Soßenschüssel nach oben gegangen, und Bellina machte für einen neuen Gast ein Zimmer zurecht. „Ich habe den Eindruck, daß Jung-Gunnar schlechterdings in dich verliebt ist.“
„Was???“
„Pst, nicht so schreien! Tatsächlich, das glaube ich. Du solltest seine Augen sehen, wenn er dich so von der Seite ansieht und du es nicht weißt.“
„Was?“
„Jetzt hast du zweimal Was gesagt. Wäre es denn etwa so komisch?“
„Komisch ist gar kein Ausdruck! Es wäre komischer, als wenn du einen telegrafischen Heiratsantrag von Nasser oder Johnson bekämst.“
„Du hast Ideen! Bist du denn so wenig eingebildet, Nina? Ich verstehe nicht, daß…“
„Ach, du weißt nicht, Grete… du ahnst ja nicht…“
„Das tue ich offenbar nicht“, sagte Grete. „Habt ihr euch etwa in Lillevik in den Haaren gehabt?“
„O nein, nicht in den Haaren, nein, Grete. Es ist nur so, daß… daß… ich kann dir nichts erzählen, denn da ist nichts zu erzählen. Aber daß Gunnar in mich verliebt sein sollte, das…“
„Wollen wir wetten?“
„Ja, wenn du unbedingt ein Vermögen verlieren willst, dann von mir aus gern.“
„Ich rede nicht von einem Vermögen. Aber ich wette mit Freude um eine Zwei-Pfund-Schachtel Konfekt.“
„Ja, meinetwegen gern. Wie lange sollen wir auf die Entscheidung warten? Bis wir sechzig sind?“
„Nein, bis ihr hier weggeht.“
„Ach, Grete! Bei dir piept’s. Aber okay. Ich mag Konfekt viel zu gern, um eine Zwei-Pfund-Schachtel abzulehnen, die mir sozusagen in die Hand gesteckt wird.“
Es war Abend. Das Essen war abgetragen. Die Gäste saßen satt und zufrieden beim letzten Rest des Nachtisches, und Grete meinte, daß sie jetzt mit gutem Gewissen fort könne.
Bella erschien mit dem Kopf voller Locken und einem märchenhaften Armband um das Handgelenk. Es bestand aus einer Menge farbiger
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