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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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herum, so daß er ihr gerade ins Gesicht sehen konnte.
    „Nina“, sagte er, und seine Stimme war leise und warm. „Nun bist du du selber. Nun bist du ehrlich, und so mag ich dich verdammt gern. Hast du den Mut, den Satz zu beenden, den du angefangen hast? Hast du den Mut, das zu sagen, was du dachtest?“
    Nina hob den Blick und sah Gunnar in die Augen. Sie glänzten ihr entgegen, voller Wärme und Zärtlichkeit.
    „Ja“, flüsterte sie. „Ich habe den Mut dazu, denn es ist keine Schande, es einzugestehen. Ich dachte – auch wenn du keinen Onkel und kein Auto gehabt hättest, wäre ich genauso verliebt in dich gewesen.“
    Gunnar zog sie an sich. Jetzt war er an der Reihe, zu erröten. „Nun bin ich aber dran, Nina.“
    „Womit bist du dran?“
    „Verliebt zu sein, du Dummchen! Jetzt, da ich dich kenne, jetzt, da du du selber bist. Du, mit deinem eigenen natürlichen, fröhlichen, fleißigen und kameradschaftlichen Wesen. Nein, Nina, daß ein Mensch sich so verändern kann, du kleine, kleine Nina, du…“
    Er legte den Arm fester um ihren Hals, und keines von ihnen dachte daran, daß das Aufwaschwasser kalt wurde und daß die Gäste sicher auf eine neue Portion Kaffee warteten. Sie mußten sogar noch eine Weile weiter warten; denn wie können zwei junge verliebte Menschen in dem Augenblick, da sie den ersten Kuß geben und empfangen, an etwas so Prosaisches wie Kaffee denken!
    „Ich verstehe es nicht, Gunnar“, flüsterte Nina. Sie saßen einander an dem kleinen Eßtisch in der Küchenecke gegenüber. Der Kaffee oben war getrunken. Gunnar hatte das gebrauchte Geschirr geholt, die Aschenbecher geleert und eine Packung Zigaretten zu Herrn Larsen hinaufgebracht, heiße Milch für Frau Pedersen und Selters für das Ehepaar Andrews. Jetzt war Ruhe – vorläufig. Und Nina hatte eine Extratasse Kaffee für sich selbst und Gunnar gemacht.
    „Was verstehst du nicht?“ Gunnars Hand legte sich auf die ihre.
    „Daß du dir etwas aus mir machst. Ich bin doch so ganz, ganz alltäglich.“
    „Ein ganz alltägliches Mädchen, ja, ohne psychopathischen Onkel und ohne Eulen nach Rom!“
    „O Gunnar! Du Scheusal! Wenn ich nur genügend Kraft hätte, dann würde ich dir eine Tracht verabreichen.“
    „Verzeihung! Es ist nicht anständig, einen Menschen an seine Schnitzer zu erinnern. Du bist also ganz alltäglich, aber du bist nett, Nina, und du bist fröhlich. Und wenn dudich nicht so furchtbar anstrengst, intellektuell zu sein, dann bist du entschieden intelligent.“
    „Das hört sich an wie weise Worte aus einer Zeitung. Du weißt: Was man so ganz unten in einer Spalte abdruckt, um sie auszufüllen.“
    „ja, aber es ist auch ein bißchen ein weises Wort. Außerdem hat es gar keinen Sinn, ein Gefühl begründen zu wollen. Es ist ganz einfach da. Ich könnte ja ganz dasselbe sagen. Wie in aller Welt bist du darauf verfallen, dich damals in Lillevik für mich zu erwärmen?“
    Nina überlegte. „Ich weiß es nicht, Gunnar. Ich weiß es tatsächlich nicht. Ich weiß nur, daß ich von dem Augenblick an, als ich dich sah, dir mit Haut und Haaren ausgeliefert war. Und wenn ich eine Krone bekommen hätte für jede Träne, die ich seitdem geweint habe, dann…“
    „Ninachen, hast du sogar geweint meinetwegen?“
    „Wie ein Wolkenbruch!“
    „Aber jetzt weinst du nicht mehr, Nina?“
    „Nein“, sagte Nina, und ihre Lippen zitterten heftig.
    „Laß dich angucken – aber, Menschenskind, genau das tust du ja gerade!“
    „Ja“, flüsterte Nina und bohrte ihr Gesicht in Gunnars weiße Kellnerjacke. „Ich kann nichts dafür. Ich freue mich so.“
    Gunnar strich ihr über das Haar und lächelte. „Du bist komisch, Nina“, flüsterte er. Da blickte sie auf und klapperte mit den Augenlidern, damit die Tränen herunterfielen.
    „Das ist ja gerade, was ich immer sage“, flüsterte sie mit einem bebenden kleinen Lächeln. „Es muß auch solche geben!“

Sonnenaufgang
     
     
    „Pst“, flüsterte Nina. Gunnar nahm sie bei der Hand, und sie schlichen auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Die Uhr unten auf dem Flur zeigte auf vier.
    „Glaubst du, daß jemand deinen Wecker gehört hat?“
    „Nein, ich war wach. Ich habe ihn abgestellt, ehe er anfing zu klingeln.“
    „Ich auch.“ Sie sahen sich an und lächelten. Genau gleichzeitig waren sie aus ihren Zimmern gekommen, hatten sich auf dem Korridor getroffen, und nun schlichen sie hinaus.
    Fräulein Dyring hatte am Abend vorher so begeistert vom Elchmoor

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