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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ihn, ob es noch möglich ist, mich umzumelden. Ich bin allerdings ein schwankendes Rohr im Winde. Aber meine Eltern werden das wahrscheinlich verstehen.“
    „Eltern verstehen oft viel mehr, als wir glauben“, lächelte Gunnar. „So – hier geht es nach rechts hinüber. O weh, was für ein rumpeliger Weg! Wenn das nur gut geht, dann geht alles gut. Und wie ich nachher hier wenden soll, das mag der Kuckuck wissen.“
    Kurz darauf lief die Straße in einen Fußsteig ein, und sie stiegen aus dem Wagen. Und dann trabten sie in der kühlen Morgenluft zum Elchmoor hinüber, dort, wo der Morgendunst in grauen Schwaden dicht über den Grasbuckeln lag.
    Sie gingen geräuschlos und hüteten sich, auf einen Zweig zu treten. Der Pfad führte durch einen Wald.
    Dann lichtete sich der Wald, und das Moor lag vor ihnen.
    Gunnar zeigte auf einen Stein, und sie setzten sich wortlos nieder. Ihre Gesichter waren nach Osten gewandt. Es wehte ein ganz leichter Wind, und sie hatten ihn im Gesicht. Dann warteten sie; warteten schweigend. Gunnar hatte Ninas Hand genommen, und so saßen sie still beieinander.
    Der Himmel im Osten rötete sich immer mehr. Und dann stieg ein rotgoldener Bogen über den Horizont heraus, und im selben Augenblick gewahrten sie am Waldrand auf der anderen Seite irgend etwas, was sich bewegte.
    Der Druck von Gunnars Hand wurde fester. Beide starrten unverwandt quer über das Moor.
    Dort kam etwas Großes, Dunkles. Es löste sich aus dem Waldschatten heraus. Es nahm Gestalt an – ein mächtiges Tier, ein Elchbulle mit einem schönen, ausladenden Geweih. Langsam kam er über das Moor gegangen, sah sich um, hob den Kopf und schnob. Dann röhrte er kurz und tief. Es war, als wollte er irgend jemandem Bescheid geben, daß die Luft rein sei. Denn im nächsten Augenblick rührte sich abermals etwas am Waldrand, und jetzt kam eine Elchkuh auf ihren langen Läufern gemächlich gezogen und dicht hinter ihr… „Oh“, flüsterte Nina. Aber sie flüsterte es so leise, daß es nur wie ein Hauch war.
    Denn hinter der Elchkuh kam ein Kalb, ein drolliges, kleines Kalb mit langen Läufen, das sich dicht an die Mutter drängte und tüchtig trabte, um mit ihr Schritt zu halten.
    Und im nächsten Augenblick kamen noch eine Elchkuh und noch ein Kalb.
    Nun hatten sie sie gerade vor sich im Moor. Die Tiere merkten offenbar nicht, daß sie beobachtet wurden. Der Wind stand ja auch so günstig, wie es gar nicht besser sein konnte. Die Kälber knapperten vorsichtig an den Weiden; die ausgewachsenen Tiere bohrten den langen, seltsam gebogenen Äser ganz tief ins Erdreich. Der Elchbulle schüttelte den Grind mit dem mächtigen Geweih, dann zog er etwas aus dem Moor heraus – eine nasse, schwarze Wurzel, die er mit gesundem Appetit zu äsen begann. Beide Kühe taten es ihm nach. Ab und zu äugten sie nach den Kälbern. Dann bohrten sie wieder nach Frühstücksleckerbissen im Moor.
    Nina wagte kaum zu atmen. Es war das erste Mal in ihrem Leben, daß sie der Natur so nahe war; das erste Mal, daß sie Wild in wirklich wildem Zustand sah.
    Eins der Kälber stolperte zum Muttertier hinüber und bohrte den kleinen Grind in seine Weichen, um an die lebensspendende Milchquelle heranzukommen. Und die Mutter stand still und äste an ihrer Wurzel und ließ das Kalbtrinken. Sie standen wie Schattenrisse gegen die rote Sonne. Nina wechselte blitzschnell einen Blick mit Gunnar.
    Die Elche zogen langsam über das Moor nordwärts weiter, und die Sonne stieg und stieg, und es wurde um sie her hell.
    Endlich wagte Gunnar zu flüstern: „Nina, ich habe einen Mordshunger.“
    Nina lächelte. So leise sie nur konnte, öffnete sie die Schultertasche und holte ein Paket mit Butterbroten heraus und eine Thermosflasche mit Kaffee.
    „Du bist ein Wunder an Umsicht“, flüsterte Gunnar. „Wann hast du das zurechtgemacht?“
    „Gestern abend, nachdem alle im Bett waren“, flüsterte Nina zurück.
    Niemals hatte eine Mahlzeit ihnen so gut gemundet, wie diese Butterbrote an dem stillen, kühlen Morgen zwischen Wald und Moor.
    „Pst“, sagte Nina. Sie waren mit dem Essen fertig und hatten ein Weilchen schweigend dagesessen, die Gesichter der Sonne zugewandt, die jetzt mit ihrer ganzen roten Scheibe über dem Horizont stand. Da raschelte es auf dem Waldboden dicht daneben, und sie wandten die Köpfe nach dem Geräusch. Ein schwarzer Kopf mit einem weißen Streifen von der Stirn bis zum Rüssel wurde für einen Augenblick sichtbar. Dann folgte ein kurzbeiniger

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