Nina, so gefällst Du mir
wir es. Und so können wir ihn reintragen.“
Aus Bekkum kamen Polizei und Krankenauto. Der Mann mit dem gebrochenen Bein und die junge Mutter mußten ins Kreiskrankenhaus. Einige von den Verletzten wurden an Ort und Stelle verbunden. Die meisten waren mit dem Schrecken und kleinen Schürfwunden davongekommen.
Frau Andrews war es, die daran gedacht hatte, die Koffer der verletzten jungen Mutter an sich zu nehmen. Sie war es, die Namen und Adresse abschrieb. Sie war es, die den Krankenträgern einschärfte, der Patientin zu sagen, sobald sie zu Bewußtsein käme, daß die Kleinen „safe mit mir sind“.
Und als die Kinder sich einigermaßen beruhigt hatten, erfuhr Frau Andrews von der Ältesten, daß der Papa verreist sei, daß aber die Großmutter bei ihnen zu Hause die Miezekatze und die beiden Kanarienvögel versorge. Und dann entwarf Frau Andrews ein Telegramm an die Großmutter, das Gunnar telefonisch durchgab, nachdem er Sprache und Orthographie in ein einigermaßen verständliches Norwegisch gebracht hatte.
Frau Andrews war unermüdlich. Sie spielte mit den drei Kindern, sie zeigte ihnen Bilder, sie nahm das kleinste auf den Schoß, bis es eingeschlafen war. Sie sorgte dafür, daß die drei Kleinen ruhig waren und im Haus nicht viel Störungen verursachten. Viele staunende und bewundernde Blicke gingen zu dem seltsamen Ehepaar.
Draußen auf der Straße lag noch immer der umgekippte Autobus. Das Privatauto hatte keinen Schaden gelitten. Aberseinem Chauffeur wurde eine äußerst unangenehme Stunde auf der Polizeiwache in Bekkum bereitet. Er mußte peinliche Fragen beantworten, weshalb er mitten auf der Straße gefahren sei und den Autobus auf den aufgeweichten Straßenrand hinübergedrängt habe. Im Krankenhaus wurde der Mutter der Kinder ein Riß im Gesicht zusammengenäht, und dann wurde sie mit ihrer Gehirnerschütterung ganz gerade zwischen Sandsäcke gelegt. Die Krankenschwester wußte: Sobald die Patientin zu Bewußtsein kam, sollte sie erfahren, daß die Kinder sich in guter Hut befänden.
Es dauerte lange, bis an diesem Abend Ruhe im Haus einkehrte. Es hieß nicht nur, für die drei Kinder Schlafgelegenheiten zu beschaffen. Auch mehrere von den erwachsenen Fahrgästen des Autobus mußten übernachten. Alle wollten telegrafieren oder Ferngespräche führen.
Und alle mußten verpflegt werden.
Nina erhielt den Auftrag, in Bekkum anzuläuten und sich dies und jenes mit dem ersten Bus schicken zu lassen. Und während sie mit dem Geschäft sprach, kam ihr ein Gedanke. Ob sie große Pralinenschachteln hätten. Gewiß, die hätten sie. Und lächelnd bestellte Nina einen ganz furchtbar teuren Zwei-Pfund-Kasten.
Die „Dauergäste“ machten sich großartig. Fräulein Dyring meldete sich auf der Stelle zum Küchendienst. Zwei junge Damen übernahmen es, die Betten für die „Autobusgäste“ instandzusetzen, und Mr. Andrews stellte seine Riesenkräfte zur Verfügung. Er trug Koffer, er schleppte Feldbetten herum und stellte sie in den verschiedenen Räumen auf. Sein grasgrünes Hemd leuchtete überall auf, und wo das zu sehen war, da wurde etwas getan.
Grete und Gunnar, Nina und Bella schafften wie nie zuvor. Und es ging. Alle bekamen zu essen, alle erhielten Hilfe, alle hatten ein ordentliches Nachtlager.
„So“, sagte Grete, als die Uhr beinahe zwölf war. „Nun ist es soweit, daß ich ins Bett gehen kann. Ich hänge nur noch in den Kleidern. Und ihr?“
„Ebenso“, sagte Nina mit einem blassen, aber zufriedenen kleinen Lächeln. „Ich komme sofort, Grete. Ich muß nur fünf Minuten frische Luft schnappen.“
Grete war wieder zu Nina übergesiedelt. Das Zimmer der Mutter war einem leicht verletzten Ehepaar vom Autobus überlassen worden.
Wie es nun zu erklären war – Gunnar mußte jedenfalls auch unbedingt fünf Minuten frische Luft schnappen, und Grete stieg lächelnd in ihr Zimmer hinauf.
Als sie die Decke zurückschlug, um ins Bett zu gehen, stand sie da und schaute auf das Kopfkissen nieder, während das Lächeln um ihren Mund sich vertiefte.
„Habe ich es nicht gesagt!“ murmelte Grete in die Stille hinein.
Auf ihrem Kopfkissen lag eine Zwei-Pfund-Schachtel Konfekt.
„Na?“ sagte Nina. Gunnar hatte den Arm um ihre Schulter gelegt, und sie wanderten in der stillen Sommernacht den Waldpfad hinauf.
„Na? Was meinst du mit deinem ,Na’?“
„Ich meine natürlich, ob du deine Ansicht über den Weihnachtsbaum und den Grasgrünen geändert hast.“
„Ja und nein. Ich habe die
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