Nina, so gefällst Du mir
um zu schreiben.
Zottel saß auf der Treppe und sonnte sich und dachte angestrengt darüber nach, was er jetzt unternehmen sollte. Es hatte ein paar Tage so geregnet, daß ein ordentlicher Hund nicht einmal eine erfrischende Eichhörnchenjagd unternehmen konnte. Nicht, daß es ihm jemals gelungen wäre, ein Eichhörnchen zu erwischen. Aber es war immer spannend, sie von Baum zu Baum zu verfolgen und mit lautem Gekläff außer Rand und Band zu bringen.
Heute schien die Sonne wieder. Aber die Wege waren ganz aufgeweicht und überall standen Pfützen. Zottel gähnte laut und herzhaft. Er war so unbeschreiblich satt. Nach dem Lunch hatte Gunnar drei ganze Karbonaden in seinen Napf gelegt, und es hatte ihn nicht im geringsten gestört, daß eine Gabel in sie hineingepiekt hatte, die Spuren von violettem Lippenstift hinterlassen hatte.
Ob man sich vielleicht ein Mittagsschläfchen leisten sollte? Zottel stand auf, drehte sich siebenmal um sich selber herum und ließ sich wieder auf die Stufen niederplumpsen. Dann schloß er die Augen. Aber sein Schlaf sollte nicht von langer Dauer sein.
Nicht daß das Autobrummen von der Landstraße Zottel etwas störte. Es machte ihm nicht das geringste aus, daß ein vollbepackter Autobus aus Bekkum sich mühselig den Hügel hinaufschleppte. Es erschütterte ihn auch nicht, daß ein weißes Personenauto von „Blaufall“ heruntersauste, schwer verchromt mit vielen Zylindern und Pferdekräften.
Aber als beide Autos gleichzeitig mit kreischenden Bremsen anhielten, da mußte Zottel hochblicken! Er öffnete die Augen noch eben rechtzeitig, um zu sehen, wie der Autobus über den aufgeweichten Straßenrand rutschte, auf die Seite kippte und seitlings im Graben liegenblieb.
Zottel war nicht der einzige, der das Krachen und die Schreie hörte. Beide Türen des Hauses flogen auf, die Haustür und die Küchentür, und die Gäste kamen herausgestürzt, Gunnar in weißer Jacke und Nina, Grete und Bella in Küchenschürzen. „Grete, läute auf der Stelle das Kreiskrankenhaus an.“
Gunnar war es, der kommandierte, und Grete rannte wieder zurück, während Gunnar über die Straße lief. Mit ein paar Gästen zusammen zerschlug er eine Fensterscheibe im Autobus, kletterte hinein und öffnete von innen ein paar andere Fenster, und dann begann die mühselige Arbeit, die zutiefst erschrockenen und verletzten Fahrgäste herauszubefördern.
Einige Kinder schrien jämmerlich. Eine junge Frau war ohnmächtig. Blut lief ihr über das Gesicht. „Mutti, Mutti!“
Die Kinder liefen denen, die zu helfen versuchten, zwischen den Beinen herum, sie schrien in wilder Panik.
Da ergriffen plötzlich zwei feste Hände zwei von ihnen.
„Come mit mir, Kids! Die Mutti kommt gleich. Sie willsich erst das Blut abwischen. No, no, nicht weinen. Nungehen wir hinein und holen uns etwas Gutes und dannkommt die Mutti bald.“
Die Kinder starrten Frau Andrews mit offenen Augen und Mündern an, und vor lauter Erstaunen gingen sie mit.
In der Stimme, die all diese komischen Worte sagte, klang etwas Gutes und Zuverlässiges, und die Hand war warm und weich und doch sicher, und sie klingelte von vielen, vielen Armbändern und vielen farbigen Steinen.
Als Grete eine Weile später durch die Küche rannte, sah sie zu ihrem grenzenlosen Erstaunen Frau Andrews am Herd stehen und mit Milchflasche und Kakao herumwirtschaften.
Sie nickte Grete zu. „Don’t mind, Miss Jerndal. Ich mußte die Kleinen von der Mutter wegholen. Sie sitzen in unserem Zimmer und spielen mit meinem Schmuckkasten. Ich bringe ihnen jetzt Kakao, den armen Dingern.“
Grete schüttelte den Kopf und begriff nichts. Dann raste sie nach draußen.
„Let him!“ hörte sie eine feste Stimme von der Straße. „Wait a bit! Er hat sich ein Bein gebrochen, wir müssen eine Bahre haben.“
Es war der Grasgrüne, der die Initiative ergriffen hatte. „Wir haben keine Bahre.“
„Aber natürlich, sure, we have. Laßt liegen, versucht nicht, ihn zu tragen. Es tut wahnsinnig weh. Ich habe myself einmal ein leg gebrochen. Ich weiß es. Just a moment! Komme gleich.“
Und Mr. Andrews verschwand wie ein grasgrüner Blitz ins Haus. Gleich darauf kam er mit einer Wolldecke, einem Brett und einer Drahtmatratze von einem Feldbett wieder. „Und jetzt schieben wir dies Brett unter sein Bein… und ja… hat jemand einen Schal?? Thank you. Und ja, nun liegt das Bein steadier – hebt es jetzt carefully, boys; eins, zwei, drei, nicht zu heftig. Und ja – jetzt haben
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