Ninis - Die Wiege der Baeume
Kalson sollte ihr sagen, was er damals wirklich gesehen hatte! Sie wusste es doch schon!
„Ich verstehe es selbst nicht. Und dann das Mädchen aus dem Jabarital, sie hatte keine Augen und …”
Manoos sprang erzürnt auf: „Wie bitte? Du hast das schwarzhaarige Mädchen aus dem Jabarital gesehen! Sie lebte noch?”
Kalson sackte in sich zusammen, als ob er eine schwere Bürde ablegte. Sein Arsch war jetzt verraten und verkauft.
„Wartet!” Siria riss das Wort an sich. „Ich bin Siria. In seinem Geist sehe ich Schatten, die uns bedrohen. Schatten, die den Orden gefährden. Ich sehe Lügen, die uns betäuben. Ich sehe das Leid vieler, wenn wir nicht verstehen, was dieser Mann gesehen hat!” Sie stand auf, ein Raunen ging sogleich durch den Gerichtssaal. Langsam, aber bestimmt ging sie zu Kalson, der, von zwei Wachen flankiert, wie ein Häufchen Elend in der Mitte des Raumes saß. Dafür würde Siria ewig in der Verdammnis schmoren! Aber sie musste es tun!
„Ich, Siria, beende dieses Verf ahren und verhafte den Dalor. Die Inquisition ist jetzt für das Verfahren zuständig. Im Namen des Ordens werde ich erfahren, was geschah! Keine Lügen mehr. Ich werde sehen, was er gesehen hat!”
Der Richter blickte völlig aufgelöst zu Hasis und Serpent, der seine Hände vor sein Gesicht legte. Der König nickte nach einem kurzen Blick zu Amone, die nur verunsichert mit den Schultern zuckte. Lorias und Karlema saßen direkt neben ihr und schwiegen.
Sie sollten nur alle glotzen. Kalson befand sich nun in ihrer Gewalt! Die Inquisition stand über diesem Gericht, das wussten alle!
Siria legte ihre Hand an Kalsons Wange und berührte mit ihrem Daumen sein Augenlid. Sie schloss die Augen. Kalson schrie.
„Zeige mir, was du gesehen hast, was du gehört hast. Zeige mir, was du fürchtest!”
Sanft, wie ein hungriger Eisbär zog Siria durch seinen Geist. Sie sah alles, was er erlebt hatte. Alles! Sie scherte sich nicht mehr um Ressentiments. Hasis, Serpent oder Amone, sie waren ihr egal. Schweigen? Nein. Heute nicht! Sollte ihnen doch die Wahrheit im Halse stecken bleiben.
„IHR NARREN! DER DÄMON LEBT! Weder euer fauler Zauber noch die Soldaten und erst recht nicht die Bomben haben ihn getötet. Er ist in Deasu einfach vom Markt geritten. Findet den Dämon, findet ihn! Und wenn es das Letzte ist, was ihr in eurem verdammten Leben anstrebt! Findet den Dämon und stellt ihn zum Kampf!” Siria glühte vor Wut! Es ist noch nicht vorbei, es ist noch lange nicht vorbei! Lorias und Serpent wollten ihnen einen billigen Frieden schenken. Einen Frieden, der auch den Handelsgilden gefiel. Aber Siria würde kämpfen und sich ihrer Furcht stellen!
***
Blutige Hände
Garia blinzelte, Yirmesa lag schlafend auf seinem Rücken. Er stapfte langsam durch die Dünen. Sand, überall Sand, bis zum Horizont nur ewig lange Dünen, die wie ein Meer in der Sonne wogten. Die Hitze flirrte über dem Boden, keine Bäume, keine Büsche – kein Leben – nichts außer heißem Sand, der sich Schritt für Schritt zwischen die Zehen seiner Pfoten drückte.
Er hatte Durst, er hatte Hunger und ihm war sogar zu warm. Warum hatte er sich nur breitschlagen lassen, landeinwärts zu gehen? Was sollten sie hier nur finden?
Niedergeschlagen trottete er auf dem Kamm einer langen Düne daher, die, so weit das Auge reichte, neben einer Vielzahl weiterer Dünen in gleichmäßigen Wellenlinien dem Horizont entgegenstrebte. Die Sonne zeigte dabei keine Gnade, hier gab es nichts, was ihre Herrschaft infrage stellen konnte. Wie sollten sie nur jemals aus diesem Glutofen herauskommen?
Mutlos blieb er stehen und blickte auf seine eigenen Fußstapfen, deren Linie er gerade kreuzte – sie waren im Kreis gegangen. Er legte den Kopf auf die Seite und stupste Yirmesa vorsichtig an.
„Wach auf, wir müssen uns etwas einfallen lassen.”
„Garia? Ist das warm hier! Meine Zunge ist trocken. Hast du Wasser gefunden?”
„Nein. Dafür gibt es hier Sand, noch ein wenig mehr Sand, warmen Sand und heißen Sand. Vermutlich werden wir morgen noch mehr Sand finden! Natürlich nur, wenn wir bis dahin nicht verdurstet sind!”
„Bitte entschuldige, dass ich in die Wüste wollte. Ich wollte nur sicher sein, dass wir garantiert auf kein Lebewesen stoßen.”
„Das ist dir gelungen. Hier gibt es nichts, außer uns beiden Narren und jede Menge Sand!”
„Ach Großer, wir werden schon einen Weg finden. Das waren doch deine Worte.” Sie streichelte ihm durch das
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