Ninis - Die Wiege der Baeume
Lorias.
„Feriosi hat mich über eine lange Zeit getäuscht. Mich, eine Schattenseherin! A ber ich sorge mich nicht um sie.”
„Ich verstehe Eure Worte nicht!”
„Amun'ral und ich fanden eine Bedrohung, die weitaus gefährlicher ist. Eine Bosheit, zu der kein sterbliches Wesen fähig wäre!” Wie sollte sie ihnen das nur erklären? Der Krieg der Elementare war unfassbar!
„Eterius wacht doch über uns?” Lorias wurde unsicher.
„Wer bedroht uns?”, fragte Amone. „Erzähle uns, was du gesehen hast!”
„Keine Schatten, Amun'ral und Feriosi waren dabei. Zwischen den Elementaren herrscht Krieg.” Ein Raunen voller Unverständnis erfasste die Halle. Gebannt blickten alle zu Siria. „Eine grausame Macht trachtet Eterius nach der Existenz. Der Halion, der Elementar der Erde, verfolgte einen intriganten Plan, um unsere Feuergöttin zu bezwingen!”
„Und er hat es geschafft, mich zu hintergehen. Es fehlte nicht viel, dann wäre alles verloren gewesen!”, fügte Eterius hinzu. „Dankt dem Mut von Amun'ral! Ihr ist es zu verdanken, dass der Halion scheiterte!”
„Amun'ral? Was bedeutet das, Eterius? Was hat sie getan?” Lorias blickte sie fragend an. Die Ereignisse an diesem Tag überforderten nicht nur ihre Aufnahmefähigkeit. Schweigend nahmen die meisten im Eispalast Platz und folgten aufmerksam den Erklärungen.
„Du solltest besser fragen, was sie nicht getan hat”, erklärte Siria. „Sie hat sich geopfert und sich damit der Gewalt des Halion entzogen!”
„Sie ist doch nur ein Mädchen mit einer eigenartigen Haut?” Mehr hatten die meisten nie gesehen. Nur die Haut! Sie urteilten nur anhand ihrer Erscheinung.
„DAS SCHWERT, MICH ZU RICHTEN!” Eterius brauste auf. Ihre Flamme schwoll dunkel an.
„Bitte, was?” Lorias Miene zeigte Furcht. „Einen Gott zu richten?”
„Der Halion schenkte uns Prophezeiungen der Steine, er spielte mit uns. Mit Amun'ral schmiedete er ein Klinge, welche die Macht aller Elemente auf ein Lebewesen vereinigen sollte. Unantastbar wie Wind, Feuer, Wasser und Erde, nur beherrscht durch den Willen einer jungen Frau.”
„Amun'ral ruht jetzt im ewigen Eis. Aber sie ist nicht tot. Ich vermag sie vor dem Halion zu bewahren, nur sie darf niemals wieder die Freiheit erlangen! Niemals!”, führte der Feuerelementar die Worte von Siria fort.
„Was würde dann passieren?”, fragte Lorias kleinlaut.
„DER HALION WÜRDE MICH BRECHEN!”, dröhnte es durch die Halle. „Und bestimmt keinen von euch am Leben lassen! Meine Flammen würden ewig seelenlos unter seiner Herrschaft brennen. Ich könnte mein Volk, euch, nicht mehr beschützen. Ninis wäre nur noch ein Spielball seiner Launen!”
Sie hatten gewonnen, aber wieso konnte sich Siria nicht freuen? Die Mal'Jaral waren besiegt und Eterius war ihnen in ihrer Güte niemals näher. Sie schützte ihre Kinder wie eine Mutter! Siria konnte ihre Ängste trotzdem nicht loslassen, etwas beschäftigte sie weiter. Die Geschichte war für sie noch nicht zu Ende. Amone stand auf, nahm eine Klinge und streckte sie in die Luft. „FÜR AMUN'RAL!”
„AMUN'RAL!”
„Sie wird der Krone keinen Erben schenken, sie gibt aber allen anderen Kindern eine Zukunft!”, lobpreiste die Obere. „Auch dir, Siria! Wir sahen heute unserem Untergang entgegen, ohne von der wahren Gefahr gewusst zu haben. Dir gebührt unser Respekt. Deine Beharrlichkeit und deine Weisheit retteten abermals unseren Orden. Danke! Ich danke dir, dass du trotz meiner Schwächen deinen Glauben bewahren konntest!”
Der Klang ihrer Stimme, Siria glaubte sogar, dass sie es ehrlich meinte. Vermutlich die ersten aufrichtigen Worte, die sie seit hundert Wintern von Amone gehört hatte. Und Siria? Sie fühlte sich wie eine Diebin! Die Schatten flirrten nur wie aufgeschreckte Hühner vor ihr her. Sie hatte einen Fehler begangen, sie hatte etwas übersehen!
Höflich nahm Siria den Beifall und Jubel entgegen. Der Dank ihres Volkes strömte ihr aus offenen Herzen entgegen und traf sie wie Stockschläge. Sie konnte sich nicht von ihren düsteren Gedanken lösen. Inzwischen war sie sicher, dass sich unter dem Freudenfest im Eispalast des Königs etwas Unheilvolles sammelte.
Eterius brannte in der Mitte der Halle: Warm, verständnisvoll und über jeden Zweifel erhaben. Was stimmte hier nicht? Warum fühlte Siria diese Kälte, diese Furcht, all das Leid? Sie hatten doch gewonnen. Dunkelheit überkam ihr Gemüt!
Freude! Der König, Amone, alle lachten und feierten
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