Ninis - Die Wiege der Baeume
rannte schneller. Die Erde explodierte, weitere Wurzeln griffen nach ihr. Sie ließ sich nicht stoppen, sie brannte wie eine Fackel.
Der Halion schüttelte sich. Je näher sie kam, desto dicker wurden seine Wurzeln, mit denen er nach ihr schlug. Er bekam sie zu packen, dutzende seiner Wurzeln umfassten sie. Sie hoben Taral hoch in der Luft. Jetzt würde jeder sie, die Königin, in seiner Gewalt sehen können. Sein Stolz würde irgendwann seinen Untergang besiegeln. Aber Taral war noch nicht fertig, sie hatte noch ein Geschenk für ihn.
Karlema erzitterte. Eine Explosion erschütterte das Schlachtfeld – ein greller Lichtblitz blendete sie. Die Druckwelle folgte unverzüglich und schleuderte glühende Metallstücke und verbrannte Wurzeln umher.
Die Rüstungssplitter der Feuerkatze zerfetzten alle, die ihr zu nahe waren. Der Felsen, zu dem sie Yirmesa brachte, rettete ihr Leben. War das nur Glück oder wusste sie mehr? War sie wirklich verflucht? Sie hatte jedenfalls nicht ihr Volk getötet, Karlema konnte sich da s Verhalten von Levinies Kleiner nicht erklären.
Die letzte Feuerkatze hatte sich aus dem Griff des Halions befreit, sie schrie und trug jetzt keine Rüstung mehr. Scheinbar ging die Explosion von ihr aus, die sie zwar überlebte, die aber den Körper mit Wunden übersäte. Sie rannte auf den Halion zu und schleuderte ihr brennendes Blut in sein Geäst. Immer mehr Arme des Halion griffen nach ihr, die Wurzeln umschlossen sie erneut. Die Feuerkatze verschwand im Boden. Ihre Knochen krachten, die Stimme verstummte. Flüssiges Metall quoll aus der Erde und brannte.
Karlema blickte zum Halion. Die heiße Luft hatte während der Schlacht fast die gesamte Feuchtigkeit verdunsten lassen. Seine Blätter, trocken und bräunlich, benötigten nur einen Funken um zu brennen. Die wenigen brennenden Blutstropfen reichten, um den Halion in eine riesige Fackel zu verwandeln. Die Feuersäule erhob sich weit in den Himmel.
Würde dieser Albtraum jemals enden? Karlema hatte überlebt, aber sie fühlte sich trotzdem dem Tode näher als dem Leben. Yirmesa stützte Verlia, die wieder zur Besinnung kam. Karlema folgte ihnen verstört. Im Feld bewegte sich ein dunkles Fell, das sich aus dem Dreck erhob. Ein Trümmerberg hatte Kiris, Jahanae und eine weitere Wächterin gerettet. Nicht weit davon stand Niavia auf. Sie hielt eine tote Rudelführerin in ihren Armen.
„Nana?” Yirmesa suchte Levinie. „Nana, wo bist du?” Völlig verdreckt stand Levinie auf, sie strauchelte, aber in ihrem schwarzen Gesicht leuchteten ihre grünen Augen – auch sie überlebte. Yirmesa lief zu ihr und nahm sie in die Arme. Es schmerzte Karlema, nur so wenige Überlebende zu sehen. Überall lagen Leichen, diese Schlacht hatte niemand gewonnen.
Keine zwanzig Fuß vor ihr befanden sich zwei der fremden Krieger und eine Frau. Nur drei, alle anderen waren tot. Sie erkannte einen von ihnen, das war doch dieser blonde Mann, den sie im Wurzeltempel versorgt hatte. Es verwunderte sie, dass ausgerechnet er überlebt hatte.
Sein letzter Soldat stand vor ihm und hielt ihnen seine abgebrochene Waffe entgegen. Karlema konnte sich nicht vorstellen, dass er noch kämpfen wollte. Erschöpft und sichtbar verzweifelt bewachte er den blonden Mann und die Frau, die verletzt am Boden lagen.
Yirmesa ließ Levinie los. Sie ging auf den fremden Krieger zu und legte ihre Hände auf seine zitternde Waffe. Sie drückte seine Waffe sanft nach unten. „Wie ist dein Name?”
„Kalson.”
„Kalson. Du wirst heute nicht durch unsere Hand sterben. Geh nach Hause.” Er blickte Yirmesa zwar verwirrt an, aber machte keine Anstalten sich zu wehren. Yirmesa wandte sich dem blonden Mann zu und legte ihre Hand an seine Wange, dabei streifte sie mit ihrem Daumen zärtlich über seine Augenbraue.
Was passierte denn da? Etwas hatte sich verändert, etwas hatte vor allem Yirmesa verändert.
„Manoos, du hast alles ausgelöscht, was in diesem Tal lebte!”
Karlema glaubte es kaum, warum kannte sie seinen Namen?
„Aber du sollst leben! Bringe deine Überlebenden heim. Berichte deinem König von eurer Niederlage!”
Der Blick des Mannes verwunderte sie nicht minder. Was war da vorgefallen? Waren die beiden sich schon einmal begegnet?
Vier weitere Krieger liefen mit gesenkten Waffen zu ihnen, einer kümmerte sich um die verletzte Frau. Ihre Fluggeräte hingen noch in den Bäumen fest, was ihnen vermutlich das Leben gerettet hatte.
„Fliegt nach Hause.” Niemand
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