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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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angeschlossen. Er hatte nicht das Herz, ihn mit Tritten wegzuscheuchen, und zwei Tage später teilten sie sich den Fisch aus der Pfanne. Zuerst wollte er ihn Jenric nennen, aber entgegen dem ersten Anschein hatte er doch nicht die Räude.  
    So nannte er ihn Kudai Zwei.

    Orange Lichter schwammen dort draußen in der Dunkelheit, größere, kleinere, stetige und flackernde. Sie gruppierten sich zu engen Haufen zusammengedrängt, und dunkle Massen verdeckten an diesen Stellen die Lichtreflexionen von Sternen und schmaler Mondsichel auf der Riffelung der Wellen. Wie Spielzeugdrachen an einer Schnur hingen einsame Möwen im Nachtwind und ihre Schreie hallten über dem Rauschen der Brandung im weiten Raum zwischen Küste und dem Punkt, wo das Meer vom Sog der Nacht verschlungen wurde.
    Dort vor ihnen auf dem Wasser trieben die schweren, geduckten Rümpfe von Kriegsschiffen, die frische Truppen von jenseits der Meerenge aus Falrucca brachten, um Unterstützung für die auseinandergezogenen, ausgedünnten Armeen Idiriums entlang der Küste nach Norden zu transportieren. Große Teile der 16. Division waren im Gefolge ihres Kvay-Nan-Einsatzes fürs Erste einmal aus der direkten Verfügbarkeitsliste gestrichen.
    „Kein Landurlaub für die armen Kerle.“
    Der Strick des Krans pendelte im Wind und seine Balken knarrten.  
    „Klar, an Land sind ja wir. Und wenn die Heeresleitung irgendwas nicht will, ist es, dass das Frischfleisch mit uns zusammentrifft und hört, was wir zu erzählen haben. Die sollen mit neuem Feuer in ihre Stellungen kommen, nicht mit unterminierter Moral.“
    „Gib mir mal den Krug rüber, damit ich meine Moral noch ein bisschen mehr unterminieren kann.“
    Unten von der Straße her hallte der Lärm der zechenden Menge auf der Gasse vor der Wirtschaft zu ihnen herauf, immer noch durchbrochen von lauten Aufschreien und Tumult, den Nachwehen der Schlägerei.
    „Super, Czand, nimm nur, trink nur! Nachdem du mir die absichtsvolle und wahrscheinlich äußerst genussreiche Unterminierung meiner Moral mithilfe dieser Kellnerin gründlich versaut hast.“
    „Ich habe nur die Reihe infamer Taten eines notorischen Serientäters durchbrochen – wenn auch nicht absichtlich. Dafür gebührt mir eigentlich eine Belohnung.“ Ihre Stimme hatte das verräterische Singen, das mit dem forcierten Bemühen um eine korrekte Aussprache und der Vermeidung von Lallen oder trunken verwischtem Nuscheln einhergeht. Er vermutete, dass dies bei ihm genauso der Fall war. Er vermutete es nur. Wenn er darauf geachtet hätte, ob dem wirklich so war, wäre er nämlich erst recht übel ins Stolpern geraten.
    „Erinner‘ mich dran, wenn ich dich demnächst mal wieder im Einsatz aus irgendeiner Scheisse rausholen soll. Bist du so gut, ja?“
    Auric war Czand nicht wirklich böse. Die Nacht war klar, und er hatte sich jenseits des Punktes getrunken, wo es ihm tatsächlich noch etwas ausgemacht hätte. Jetzt war er nur noch erfüllt vom Gefühl, dass die Glückseligkeit, die er gerade im Einssein mit dem Universum empfand, eigentlich nicht steigerbar war. Er war an einem der in letzter Zeit seltenen Punkte der Zufriedenheit, doch ahnte er schon den Moment voraus, an dem alles nur zu einer gnädigen Taubheit hinter seiner Stirn umkippen würde. Dann zu dem panischen Aufwachen und den Bildern und Gedanken, die man nicht vertreiben konnte.
    Er und Czand hatten sich auf den Dachboden der angrenzenden Brennerei zurückgezogen, als die Stimmung in der Wirtschaft zu einer Schlägerei umzukippen drohte. Crussav, Vortig und Umanákhu hatten sie im Gedränge vor dem Eingang irgendwie verloren, waren dann in einer spontanen Laune an der Fassade hochgeklettert, nachdem sie den Arm des Krans aus dem Giebelvorsprung hatten herausragen sehen. Sie hatten hier oben einen bis auf verschiedene Gerätschaften, Spreu und Reste von Stroh zum Verpacken der Krüge leeren Speicherraum vorgefunden, dessen seewärtige Seite unter dem Schutz des vorstehenden Daches nach außen offen war. Sie hatten sich ein Lager gesucht und unter Trinken und Erzählen den Blick über die Dächer der vorderen Häuserreihe des Hafens und das nächtliche Meer gleiten lassen.  
    Die Kellnerin, die Aurics Zielobjekt gewesen war, hatte an diesem Abend gesehen, wie er mit Czand zusammen angekommen war und sie wahrscheinlich für liiert gehalten. Czand hatte spekuliert, sie habe vielleicht geglaubt, die beiden hätten Streit miteinander und Auric wolle sich mit einer Eroberung nur an

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