Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Arbeit abgenommen. Wahrscheinlich haben die anderen separatistischen Gruppen sich zähneknirschend auf Eisenkrone geeinigt, weil er nun einmal eine charismatischer Galleonsfigur ist, der die Leute zuströmen. Er und Vanwe sind fast so etwas wie eine Legende im östlichen Grenzland.“
„Bezeichnet er sich tatsächlich als der legitime Erbe der Eisernen Krone von Lysdocha.“
„Das tut er, und zwar äußerst lautstark und massenwirksam. Du weisst, was man sagt? ‚Es ist alter Hass zwischen den Trägern der Eisernen Krone und Idirium.‘ Das geht der Legende nach noch in die Tage der Belagerung von Moratraneum zurück. Und die Bevölkerung in den Ostprovinzen identifiziert sich mit der Macht, die Idirium entgegentrat und ihr lange Zeit erfolgreich widerstand. Eisenkrone und Vanwe haben es geschafft, diese Symbolkraft auf sich zu konzentrieren.“
Ein kühler Wind streifte über die Freifläche, ließ Auric, verschwitzt wie er war, schaudern und blies Blätter zu ihren Füßen am Saum der Mauer zusammen. Der Herbst machte sich immer deutlicher bemerkbar. Die Rebellen würden sich für den Winter in ihre Schlupflöcher in den Bergen zurückziehen, nur ihre Werber unter die Bevölkerung ausschicken, versuchen ihr Heer zu vermehren und ihre Kampfkraft für den Anbruch des Frühjahrs zu stärken.
Genau das würden auch sie tun, mit den zusätzlichen Bataillonen, die ihnen Silgenja zur Verfügung gestellt hatte, um auch sie in der neuen Kampfweise zu trainieren.
Auric scharrte mit den Füßen im Blätterhaufen.
„Was hat es mit den Gerüchten von irgendwelchen Kreaturen auf sich, die sich angeblich in der Armee Eisenkrones finden? Denkst du, da ist was dran?“
„Man hat sie gesehen. Man redet von ihnen. Nichtmenschliche, fremdartige Kreaturen, die unter dem Befehl Eisenkrones stehen.“
„Sagt man im Volk …?“
„Sagt man im Volk“, gab Czand zurück und erwiderte seinen Seitenblick.
„Du weisst ziemlich gut, was das Volk hier so denkt und sagt. Du kommst wohl ursprünglich aus dieser Gegend.“
„Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dieses Thema fallenzulassen.“
„Na gut, Czand. Also, was sagt man über diese Kreaturen. Geht es um so etwas wie die Ankchorai, mit der wir es in Kvay-Nan zu tun hatten.“
„Keine Ankchoraik. Homunkuli. So sagt man. Vanwe soll es gelungen sein, aus alten Hinweisen, eine verborgene Kammer zu finden, in der die Homunkuli schliefen. Es geht die Geschichte um – wahrscheinlich von Eisenkrone selber ausgestreut – dass die Kammer von einem Kyprophraigen bewacht worden sei und dass es Vanwe gelungen sei, einen Pakt mit ihm zu schließen.“
„Ein Kyprophraig?“
„Man erzählt es sich; das will nichts heißen. Der einzige, von dem ich weiß, dass er einen gesehen hat, bist du.“
„Haben die Jungs mal wieder ein bisschen viel erzählt?“
„Ist was dran?“
„Ja, irgendwo in einem alten Bauwerk im Saikranon sind wir auf einen getroffen. Er hatte sich eine seltsame Horde von Tieren, die degenerierten Kinphauren glichen, gefügig gemacht. Kyprophraige scheinen in der Wahl ihrer Verbündeten seltsame Entscheidungen zu treffen. Kinphaurentiere, die sich in einen uralten Ruinenbau zurückgezogen haben, zwielichtige Rebellen aus den Ostprovinzen.“ Czand zuckte mit den Schultern.
Auric wurde unwillkürlich von Erinnerungen an jenes Erlebnis mit dem Kyprophraigen eingefangen. Er erinnerte sich an die beiden Männer, die er ebenfalls dort unten in den Höhlen gesehen hatte. Vielleicht waren ja die Kinphaurentiere damals nicht die eigentlichen Verbündeten des Kyprophraigen gewesen. Hatte dieses Störfeld, das damals Senphorenbotschaften verhindert hatte, überhaupt etwas mit den Kinphauren zu tun gehabt? Sie hatten damals vermutet, dass es das Werk des Kyprophraigen war. Vielmehr war es der Senphore gewesen, der diese Vermutung aussprach. Dass das Störfeld verhindern sollte, dass eine Senphorenbotschaft General Kelam erreichte und ihn vor einem Kinphaurenheer warnte, das ihm in die Flanke fallen wollte. Vielleicht war es ja reiner Zufall gewesen, dass dieses Störfeld den Interessen der Kinphauren entgegenkam. Vielleicht war es ja ursprünglich aus einem ganz anderen Grund errichtet worden. Damals schien alles so klar zu sein, aber vielleicht war das alles nur ein Zufall gewesen. Und hier sollte nun auch wieder ein Kyprophraig involviert sein? Was für ein merkwürdiger Zufall. Er riss sich aus seinen Gedanken an das damalige Erlebnis los und wandte sich
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