Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
in einem Kastell gewesen, das von den Kinphauren nach ihrer Übernahme des Landes in Besitz genommen worden war. Jedes Mal war es ein Erlebnis gewesen, das man als keineswegs angenehm beschreiben konnte. Die Treffen draußen im Feld, in den Lagern oder provisorischen Unterkünften, das war etwas anderes gewesen. Aber zu sehen, was das Hausen der Kinphaurensippen aus den Räumen und Hallen der Stadtburgen gemacht hatte, das war schon etwas, das tiefer ging … Das konnte schon die Seelenlage eines Menschen ein wenig aus dem Gleichgewicht bringen.
    Nun ja, was sollte er sonst schon tun? Er war schließlich nicht mit der Gabe gesegnet, die einige seines Ordens zu den Auserwählten machte, welche von den Kinphauren und ihren Verbündeten in die Kunst der Magie eingeweiht wurden. Er konnte keine Feuer aus der leeren Luft herbeizaubern. Er konnte keine Blitzgewalten mit seinen bloßen Händen und mit der Kraft seines Verstandes zügeln.
    Aber dieser Verstand war zu anderem gut. Er konnte sich in die Intrigenwelt der Kinphauren hineindenken und sie für seine Zwecke nutzen.
    Var’n Sipachs Ankchorai-Leibwächter, Milizleutnant Vorna Kuidanak – die würden ihm helfen, aus dieser Misere herauszukommen und doch noch seine Pläne zu verwirklichen. Seine Chance.
    Zu den Seiten hin hellte es sich jetzt um die Wagenfenster auf. Sie kamen aus der engen Gasse heraus und auf den Vorplatz des Kastells der Khivar. Er blickte aus dem Fenster und sah den Gebäudeklotz in der engen Begrenzung der umgebenden Häuser und Gassen steil aufragen. Die Schatten des späten Nachmittags zogen sich zusammen, verwandelten die Häuserzeilen fast in Schattenwürfe, ließen den sich türmenden Mauerberg nur umso schroffer erscheinen. Erste Lichter brannten in den Fensterschlitzen.
    Die Kutsche fuhr vor das Tor, er hörte die Pferde schnauben.
    Banátrass öffnete das Wagenfenster und lehnte sich hinaus. Sie waren bereits in die dunkle Höhle des Torbaus eingefahren. Kinphaurenwachen standen an seiner Seite aufgereiht, die Zeremonialschwerter blankgezogen.
    »Wer will in Bann und unter Schild des Klans Khivar eindringen?«, fragte ihn die erste der Wachen.
    »Kylar Banátrass steht unter dem Schild der Khivar. Sein Füße gehen die Wege des Klans«, sprach er die Worte, die von ihm erwartet wurden. »Ich bin mit Khi var’n Sipach Dharkunt verabredet und werde von ihm erwartet.«
    Banátrass sah im Dunkel der Durchfahrt Lichtzeichen vor der Gestalt des Kinphauren aufscheinen. Er hörte einen Laut, als schraube man im Klangraum einer mächtigen bronzenen Glocke zwei Metallteile ineinander. Die in den Torweg eingebauten Schriller waren für seine Durchfahrt entschärft worden. Ihre Präsenz hatte sich in tiefere Gründe zurückgezogen.
    Er spürte mit einem Ruck, wie die Kutsche wieder anfuhr und sich die Dunkelheit des Torbaus zu den Schatten des Innenhofs hin öffnete. Erleichtert sah er var’n Sipach aus einem der Tore treten, hinter ihm die turmhafte Gestalt seines Leibwächters.
    Er atmete auf. Der Weg durch die Familientrakte der Kinphauren, vorbei an den in die alten Kastellgemäuer eingebauten Artefakte würde ihm diesmal also erspart bleiben.
    Die Kutsche des Ordensmanns fuhr in den Hof ein und var’n Sipach ging ihm die Treppe hinab entgegen. Je schneller die Übergabe verlief, je weniger Zeit für einen Beobachter zwischen der Einfahrt der Kutsche in die Klansburg und ihrer Ausfahrt lag, umso besser.
    Aus gutem Grund traf er sich mit dem Ordensmann weder in seinen Amtsräumen auf dem Engelsberg, noch besuchte er ihn in dessen eigenen neuem Sitz, dem Milzhauptquartier. Er ließ ihn sich die Waffe, die er ihm auslieh, im Kastell seines Klans Khivar selber abholen. Meist verzichtete er wegen der ihm aufgrund seines Amtes auferlegten Neutralität darauf, irgendeine Handlung von hier ausgehen zu lassen, doch für den Fall, dass sie unter Beobachtung vom Klan Vhay-Mhrivarn standen, wollte er diesmal, dass sie wussten, von wem die Tat ausging. Auch – und besonders – weil sie nichts daran machen oder ihm beweisen konnten.
    Er sah Kylar Banátrass der Kutsche entsteigen, trat auf ihn zu. Der Schatten des Leibwächters, der ihm folgte fiel dabei vor ihn auf das Pflaster.
    Ihre Begrüßung fiel sachlich und knapp aus. Der Ordensmann war sichtlich nervös.
    »Mein Ankchorai kennt alle wichtigen Details«, wies er Banátrass an. »Er kennt den Ort, er kennt die Gewohnheiten Kutain Verens. Er ist mit den Gegebenheiten des Gebäudes vertraut. Kutain

Weitere Kostenlose Bücher