Ninragon - Homunkulus
Pause, »Zuerst schien es, als würde sie dieses Herz des Kinphaurentums verkörpern. Als sei sie das, worauf wir alle gewartet haben. Aber je länger dieser Krieg geht, umso mehr denke ich, dass an ihr etwas … Merkwürdiges ist. Erst recht seit ich ihr persönlich begegnet bin. Ich kann es nicht wirklich benennen. Aber dieses andere Wesen färbt auf all das ab.«
Er wandte sich ihr zu. blickte ihr direkt in die Augen. »Das ist nicht der Krieg der Kinphauren. Dies ist in erster Linie der Krieg von Kinphaidranauk. Und an dem wollte ich keinen Anteil mehr haben. Und wenn die Miliz jetzt in diesem Krieg als Instrument gegen die Rebellen eingesetzt werden soll, so ist das genau das, vor dem ich mich zurückgezogen habe.«
Sein Blick wandte sich wieder von ihr ab, richtete sich auf den Weg vor ihnen.
»Var’n Sipach ist zwar mein Pate, aber er weiß nicht alles von mir.«
»Und warum erzählen Sie es dann ausgerechnet mir?«
»Sie?« Er schaute ihr in die Augen, und ihre Blicke hielten einander in forschendem Austausch. »Sie sind eine gerade Klinge. Sie sind ein freier Geist. Ich glaube, wir sind uns gar nicht so unähnlich.« Sie sah ihn gemächlich ein und ausatmen. »Jedenfalls wollte ich, dass Sie wissen, ich stehe in diesem Punkt ganz auf Ihrer Seite, Leutnant Kuidanak. Wenn das, was Sie über Banátrass’ Pläne mit der Miliz belauscht haben, der Wahrheit entspricht, dann ist das auch nicht mein Weg.«
Sie schwieg einen Moment, ordnete die Gedanken in ihrem Kopf.
»Und?« fragte sie schließlich. »Können Sie sich vorstellen, warum var’n Sipach ausgerechnet so sehr hinter diesem Homunkuluskörper her ist?«
Choraik runzelte die Augenbraue, schwieg aber und schien nachzudenken.
»Var’n Sipach hat Banátrass gehörig unter Druck gesetzt«, fuhr sie fort. »Das war selbst durch das Türblatt deutlich zu hören. Er hat ihm gedroht. Für den Fall, dass er diesen gestohlenen Homunkulus nicht in seine Hände liefern würde. Und anscheinend hat er das nicht zum ersten Mal getan. Danach zu schließen, wie sehr mein Hauptmann mir selber auch schon vorher in dieser Sache Druck gemacht hat. Dieser Homunkulus scheint ja von großer Wichtigkeit zu sein. Können Sie sich irgendwie seine Bedeutung erklären? Über eine bloße, gefährliche Waffe hinaus?«
Choraik hob das Gesicht hoch zum Himmel und schürzte die Lippen.
»Es gab da diesen Fall vor einiger Zeit«, sagte er schließlich, »wo ein Angehöriger des Klans Khivar durch einen Homunkulus getötet wurde. Es heißt zwar, dass der Kunaimrau – Entschuldigung, der Homunkulus – irgendwie durchgedreht sei und in seiner Raserei diesen Mann getötet habe, weil er ausgerechnet das Pech hatte, ihm in diesem Moment in den Weg zu geraten, aber es gab auch solche, die Zweifel an dieser Darstellung angemeldet haben. Man sprach von einem Fehdemord. Aber das konnte niemals bewiesen werden, da der Homunkulus in seinem angeblichen Wahn floh und niemals gefunden werden konnte.«
Er sah sie an, seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. »Das war ein Moloch-2.«
»Sie denken …«
»Dass es genau der Moloch-2 war, der aus den Magazinen der Kinphauren gestohlen wurde.«
»Und darum will var’n Sipach ihn in die Hand bekommen.« Sie wandte den Blick von ihm ab, ließ ihn ins Ungefähre gleiten, während sie weiter nachdachte.
Dann suchten ihre Augen wieder die von Choraik. »Kann var’n Sipach durch diesen Homunkulus etwas über den Mord erfahren? Kann er Beweise in die Hand bekommen? Was kann ein guter Skriptor da ausrichten?«
Choraik musterte sie, ein anerkennendes Grinsen huschte eine Sekunde lang über seine Lippen. Na, auf die Idee zu kommen, war nicht so schwer, wenn man nicht irgendwelchen abergläubischen Vorstellungen über diese künstlich geschaffenen Wesen nachhing, sondern ein wenig darüber wusste, wie sie eingesetzt und gelenkt wurden. Dann war das Grinsen wieder fort, wie weggewischt. »Ein guter Bannschreiber könnte die Informationen aus dem Seelenstein des Homunkulus herauslesen. Und sie aufzeichnen.«
»Dann hätte var’n Sipach damit die Beweise in der Hand, dass es sich bei dem angeblichen Amoklauf des Homunkulus um einen gezielten Fehdemord gehandelt hat.«
»Genau. Und die könnte er gezielt gegen den Klan Vhay-Mhrivarn einsetzen. Eine starke Waffe.« Choraik schürzte nachdenklich die Lippen. »Oder er könnte jemand anderen benutzen, um sie einzusetzen. Var’n Sipachs Möglichkeiten sind in einer Klanfehde ziemlich
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