Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
hin. Sie las in seinem Gesicht, dass er sie verstand. In dem ernsten, gesammelten Gesicht, Tropfen in den Furchen seiner Stirn, Tropfen fielen aus seinem durchnässten, dunklen, akkurat geschnittenen Bart. Dunkle Augen, gesammelter Blick. Er verstand.
    Ein Preis in Blut und Leben. Nicht an diesem Tag.
    An diesem Tag verhafteten sie drei weitere Firnwölfe und fast ein Dutzend Leute aus dem Umkreis. Es hatte zwei Tote auf der Gegenseite gegeben, darunter der Schütze mit der Arbaleste. Choraik hatte ihn nach ihrem Vordringen durch die Mauer mit einem Bolzenschuss erledigt. Sie erbeuteten Sturmarbaleste und eine kinphaurische Sturmarmbrust. Die Arbaleste und die restlichen erbeuteten Waffen waren menschliche Fabrikate. Nicht aus dem Raub. Sie kriegten keine der Schnellfeuerarmbrüste in die Hand. Außerdem Jinsai im Straßenwert von 5.000 Pragta.
    Ganz gute Bilanz, auch wenn sie auf mehr gehofft hatte. Es war ein steter, guter Feldzug. Nicht mehr und nicht weniger. Verdammt.
    Sie erspähte den Rattenfürsten an der Straßenecke, schief an der Säule des Vordachs lehnend. Er starrte auffällig, fast aufreizend zu ihnen herüber, beide Daumen im Gürtel eingehakt, die Füße überkreuz.
    Danak klopfte Sandros neben ihr auf die Schulter, löste sich aus ihrer Gruppe und schlenderte über die Straße zu ihm herüber. Er trat zurück, ließ sie gewissermaßen ein ins Dunkel des Überhangs, schmal und eng zwischen den breiten Pfeilern, so dass er fast etwas Höhlenartiges hatte.
    »Vai Gau Nan lässt verlauten, dass er nicht sehr zufrieden ist.« Schmaler Schnurrbart, dünnes Grinsen; sie hatte den Kerl schon beim Vastacken gesehen, kannte aber seinen Namen nicht. Und schon ging ihr der Kerl auf die Nerven.
    »Aha.«
    »Vai Gau Nan lässt ausrichten, das alles liefe nicht so gut wie versprochen.«
    »Und? Was habe ich denn versprochen?«
    »Unter sie fahren wie der Fuchs im Hühnerstall. So hieß es.«
    »Ich greife sie mir einen nach dem anderen, habe ich gesagt.« Sie maß ihn mit einem eiskalten Blick von oben nach unten, doch das Grinsen im Mundwinkel wurde lediglich eine Spur starrer. Der Kerl konnte froh sein, dass sie sich zusammennahm und ihn nicht kurzerhand hier im Dunkel des Überbaus fertigmachte, wo kein Hahn danach krähte. Aber das wäre eine schlechte Nachricht an den Vastacken. »Und ich greife sie mir einen nach dem anderen. Vai Gau Nan hat mir Orte genannt, ich arbeite sie ab. Ich arbeite die Wölfe ab. Vai Gau Nan soll glücklich sein, dass ich das tue. Dass er feist in den Gärten sitzen kann, während jemand anderes die Arbeit erledigt.«
    »Die Arbeit läuft aber nicht so gut, lässt dir der Vastacke sagen.«
    »Wenn er mir das nächste Mal etwas sagen will, dann soll er das gefälligst selbst tun. Und nicht seinen Lakaien schicken.«
    Sie spürte, wie sie im Weggehen mit den Zähnen knirschte.
    Ja, verdammt, das alles wusste sie doch auch.

9
    Der Herbst hielt jetzt eindeutig Einzug in Rhun.
    Die Wetterfahnen auf den Türmen quietschten, während sie sich um ihre Achse drehten, um mit dem unsteten Wind immer wieder ihre Richtung zu ändern. Es pfiff zuweilen zugig und kalt um die Häuserecken, Blätter von irgendwoher wirbelten um die steilen Dächer und Erker, taumelten die grauen, steilen Schindelhänge herab und sammelten sich in den Dachrinnen. Über die Stadt hinwegtreibende Wolken jagten ihre Schatten durch die Straßen. Die Farbe des Himmels zwischen ihren Bänken war nur noch von blassem Blau.
    Die aufgefundenen Drogenwracks, welche die Zeichen der Vergiftung durch das dreckige Gunwaz aufwiesen, mehrten sich. Dass es Gunwaz war, was für die ausgebrannten lebenden Toten verantwortlich war, daran bestand für Danak kein Zweifel. So weit sich das noch herausfinden ließ, hatten alle diese Opfer Gunwaz konsumiert. Manche zwar auch andere Drogen, aber Gunwaz war der gemeinsame Nenner. Es fragte sich nur, welche Marge Gunwaz es war und aus welcher Quelle diese kam. Da das Zeug einige Zeit brauchte, bevor es seine Wirkung entfaltete, war das nachträglich schwer herauszufinden. Die Bleiche, so nannte man jetzt diese Seuche, welche die Kreise der Drogenbenutzer befallen hatte. Sie fraß das Hirn und ließ dich zurück wie eine geistlose, ausgeweidete Puppe.
    Sandros klapperte seine Verbindungen ab, sie stiegen den Händlern, die sie kannten, an Straßenecken und Parks aufs Dach. Bisher kein Fingerzeig, kein Hinweis, der einen Durchbruch brachte.
    Sie wusste nur, dass sie dieses Zeug von der Straße

Weitere Kostenlose Bücher