Nippon-Connection
»rassistisch bedingter Vorfall« war. Ich bin also jetzt ein Beispiel dafür, daß der Rassismus sein häßliches Haupt wieder erhoben hat. Ich kann dir sagen! Die Japaner sind Meister, wenn es darum geht, dir was anzuhängen. Man kriegt es glatt mit der Angst zu tun.«
»Ich weiß«, sagte ich.
»Haben sie dich auch erwischt?«
Ich nickte.
»Mit was denn?«
»Sexueller Mißbrauch von Kindern.«
»Ach, du liebes bißchen! Und du hast eine Tochter.«
»Ja.«
»Kotzt dich das nicht auch an? Unterstellungen und Verleumdungen, Pete-sa«. Hat nicht das geringste mit der Wirklichkeit zu tun. Aber versuch, das einmal so einer Reporterin zu erklären!«
»Wie heißt die Reporterin«, fragte ich, »die mit dir gesprochen hat?«
»Linda Jensen, glaube ich.«
Ich nickte. Die Jensen wurde vom Wiesel protegiert. Irgend jemand hatte mal gesagt, Linda würde nicht sich selbst, sondern das Renommee anderer Leute nach oben bumsen. Vor ihrem Job in Los Angeles war sie Klatschkolumnistin in Washington gewesen.
»Ach, weißt du«, sagte Graham und zog sich die Hose hoch, »wenn du mich fragst, ich finde, das Ganze lohnt sich überhaupt nicht. Die verwandeln dieses Land ohnedies in ein zweites Japan. Manche haben schon Angst, den Mund aufzumachen und irgend etwas gegen die Japaner zu sagen. Die Leute reden schon gar nicht mehr über das, was da im Gange ist.«
»Es wäre schon viel geholfen, wenn die Regierung ein paar Gesetze erlassen würde.«
Graham lachte auf. »Die Regierung! Denen gehört die Regierung doch praktisch. Weißt du, was die ständig in Washington ausgeben? Vierhundert Millionen Dollar pro Jahr! Das reicht, um jedem im Senat und im Repräsentantenhaus die Wahlkampfkosten zu zahlen. Das ist verflucht viel Geld. Und jetzt sag du mir: Würden die Jahr für Jahr soviel Kohle ausgeben, wenn es sich für sie nicht lohnen würde? Natürlich nicht, ist doch klar! Scheiße! Das ist der Untergang Amerikas, mein Alter. Hey - dein Boß will was von dir.«
Ich sah aus dem Fenster. Connor winkte mich zu sich.
»Ich muß gehen«, sagte ich.
»Viel Glück«, sagte Graham. »Hör mal, ich nehme mir vielleicht ein paar Wochen Urlaub.«
»Ja? Wann denn?«
»Vielleicht noch heute. Der Chef hat irgendwas davon gesagt. Er meint, solange die beschissene Times hinter mir her ist, wäre es vielleicht das Beste. Eine Woche Phoenix, habe ich mir gedacht. Hab’ Verwandte dort. Na egal, ich wollte dir nur sagen, daß ich vielleicht abhaue.«
»Ja, gut.«
Connor winkte mir noch einmal zu. Er schien ungeduldig zu sein. Ich eilte zu ihm hinunter. Als ich noch auf den Stufen war, sah ich einen schwarzen Mercedes vorfahren; ihm entstieg eine wohlbekannte Figur.
Es war Wiesel Wilhelm.
A ls ich unten angekommen war, hatte das Wiesel schon seinen Notizblock und einen Kassettenrecorder ausgepackt. In seinem Mundwinkel hing eine Zigarette. »Lieutenant Smith«, sagte er, »könnte ich mich mal mit Ihnen unterhalten?«
»Ich bin ziemlich beschäftigt«, sagte ich.
»Nun kommen Sie endlich!« rief Connor. »Wir haben nicht viel Zeit.« Er hielt mir die Wagentür auf.
Ich ging zu Connor. Das Wiesel wich nicht von meiner Seite. Er hielt mir ein winziges schwarzes Mikrofon vors Gesicht. »Ich nehme das auf. Hoffentlich stört Sie es nicht. Nach dem Fall Malcolm müssen wir besonders vorsichtig sein. Möchten Sie etwas zu den rassistischen Äußerungen sagen, die Ihr Kollege Detective Graham bei den Nakamoto-Ermittlungen von sich gegeben haben soll?«
»Nein.« Ich ging weiter.
»Wir haben erfahren, daß er die Japaner als ›beschissene Japsen‹ bezeichnet hat.«
»Kein Kommentar.«
»Außerdem hat er sie ›kleine Nips‹ genannt. Finden Sie eine solche Sprache passend für einen Officer im Dienst?«
»Bedaure, kein Kommentar, Willy.«
Während wir gingen, hielt er mir ständig das Mikrofon vor die Nase. Es war lästig. Ich hätte es am liebsten weggeschlagen, aber ich tat es nicht. »Lieutenant Smith, wir arbeiten an einer Story über Sie und hätten da ein paar Fragen im Zusammenhang mit dem Fall Martinez. Erinnern Sie sich an ihn? Ist schon einige Jahre her.«
Ich ging stur weiter. »Ich bin im Augenblick ziemlich beschäftigt, Willy.«
»Der Fall Martinez endete damit, daß Sylvia Martinez, die Mutter von Maria Martinez, Sie des sexuellen Mißbrauchs des Kindes beschuldigt hat. Es kam zu einer internen Ermittlung. Haben Sie dazu etwas zu sagen?«
»Kein Kommentar.«
»Ich habe schon mit Ihrem damaligen Kollegen Ted
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