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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Und ich kann nichts dagegen tun, rein gar nichts.«
    »Wann war das?« fragte Connor.
    »Vor einer Stunde. Leute vom Bauamt kamen und sagten, alle sollten sofort das Labor verlassen, und dann sperrten sie es zu. Einfach so. An der Eingangstür hängt jetzt ein großes Vorhängeschloß.«
    »Und mit welcher Begründung?« fragte ich.
    »Es sei ihnen gemeldet worden, daß der Keller durch den schlechten Bauzustand der Decke unsicher geworden ist und daß die Haftpflichtversicherung der Universität nicht für Schäden aufkommt, wenn uns die Eislaufbahn auf den Kopf fällt. Die Sicherheit der Studenten sei vorrangig, hieß es. Auf jeden Fall bleibt das Labor geschlossen, bis die Untersuchung und Gutachten eines Bautechnikers vorliegen.«
    »Und wann ist es soweit?«
    Sanders deutete aufs Telefon. »Ich warte gerade darauf, das zu erfahren. Irgendwann nächste Woche vielleicht, möglicherweise aber auch erst im nächsten Monat.«
    »Im nächsten Monat?«
    »Ja, ganz recht.« Sanders fuhr sich mit der Hand durchs wirre Haar. »Bis zur Institutsleitung bin ich wegen der Sache gerannt, aber die sind gar nicht informiert worden. Es kommt von ganz oben, von der Universitätsleitung - wo man reiche Donatoren kennt, deren Spenden sich in Millionenhöhe bewegen. Die Anordnung kam von allerhöchster Stelle.« Sanders lachte auf. »Heutzutage ist das kein großes Geheimnis.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte ich.
    »Sie wissen ja, daß Japan großen Einfluß auf amerikanische Universitäten ausübt, besonders auf die naturwissenschaftlichtechnischen Institute. Überall ist das so. Japan finanziert jetzt sechzehn Professuren am Massachusetts Institute of Technology, mehr als jeder andere Donator. Sie wissen nämlich ganz genau, daß sie, was technische Neuerungen betrifft, nicht so gut sind wie wir. Und da sie Innovationen brauchen, tun sie das einzig Vernünftige - sie kaufen sie.«
    »Von amerikanischen Universitäten.«
    »Klar. Sie finanzieren Professuren und Labors und haben dadurch den entsprechenden Zugang.« Sanders drehte sich abrupt um und machte eine ausladende Armbewegung. »Wenn irgend etwas passiert, das ihnen nicht gefällt, reicht ein Anruf beim Universitätspräsidenten. Was soll er auch machen? Er kann es sich einfach nicht leisten, die Japaner zu verärgern. Deshalb bekommen sie alles, was sie wollen. Und wenn sie wollen, daß das Labor geschlossen wird, dann wird es eben geschlossen.«
    »Was ist mit den Bändern?« fragte ich.
    »Die sind alle da drin. Wir mußten alles dalassen.«
    »Wirklich?«
    »Sie hatten es wahnsinnig eilig. Es war fast eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Sie drängten uns hinaus. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für eine Panik an einer amerikanischen Universität herrscht, wenn sie ihre Finanzierung gefährdet sieht.« Er seufzte. »Ich weiß nicht. Vielleicht hat Theresa es geschafft, einige der Bänder mitzunehmen. Sie können sie ja fragen.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich glaube, sie ist Schlittschuh laufen gegangen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Schlittschuh laufen?«
    »Jedenfalls hat sie es gesagt. Schauen Sie einfach mal dort oben nach!«
    Dabei sah er Connor an. Es war ein vielsagender Blick.
    Theresa Asakuma war nicht Schlittschuh laufen gegangen. Dreißig Kinder tobten auf der Eisbahn umher, eine junge Lehrerin mühte sich vergeblich, sie im Zaum zu halten. Es waren wohl Viertkläßler. Ihr Gelächter und Geschrei brach sich an der hohen Decke der Eissporthalle.
    Ansonsten war sie so gut wie leer; auf den Zuschauertribünen saß niemand. Nur ganz oben hockten ein paar Studenten beisammen, sahen auf die Eisfläche hinunter und knufften sich gegenseitig in die Schultern. Auf unserer Seite der Halle wischte ein Hausmeister hoch oben unter dem Dach den Boden. Unten am Eis standen, gegen die Bande gelehnt, einige Erwachsene, wahrscheinlich Eltern. Uns gegenüber las ein Mann Zeitung.
    Theresa Asakuma konnte ich nirgends entdecken.
    Connor seufzte, ließ sich auf einer der hölzernen Zuschauerbänke nieder und lehnte sich zurück. Er schlug ein Bein über das andere und machte es sich auf seinem Sitz bequem. Ich blieb stehen und sah ihn an. »Was sollen wir denn hier? Sie ist doch ganz offensichtlich nicht da.«
    »Setzen Sie sich!«
    »Aber Sie hatten es doch bisher so eilig.«
    »Setzen Sie sich! Genießen Sie das Leben!«
    Ich setzte mich neben ihn. Wir sahen den Kindern zu, die auf der Eisfläche umhersausten. Die Lehrerin schrie: »Alexander? Alexander! Ich habe dir schon

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