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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Beifahrersitz.
    »Kommen Sie wieder zurück in die Realität!«
    »Entschuldigung«, sagte ich, »aber es ist einfach gräßlich.«
    »Ja, natürlich. Aber jetzt sagen Sie mir, was Sie mir verschwiegen haben!«
    »Was soll ich Ihnen verschwiegen haben?«
    »Etwas im Zusammenhang mit der Anzeige wegen sexueller Belästigung.«
    »Ich habe Ihnen nichts verschwiegen. An der Sache war nichts dran.«
    »Kōhai«, sagte er ganz ruhig, »wenn Sie es mir nicht sagen, kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Es hatte überhaupt nichts mit sexueller Belästigung zu tun«, sagte ich. »Es ging um etwas ganz anderes. Es ging um Geld.«
    Connor schwieg und sah mich nur erwartungsvoll an.
    »Ach, Scheiße!« sagte ich.
    Und dann erzählte ich es ihm.
    Es gibt im Leben Zeiten, da glaubt man zu wissen, was man tut, aber man irrt sich. Wenn alles vorbei ist und man die Sache aus der Distanz betrachtet, erkennt man, daß man sich völlig falsch verhalten hat. Man ist in etwas hineingeschlittert und hat alles vermasselt. Aber in der Situation selbst glaubte man, alles sei in Ordnung.
    Bei mir fing es damit an, daß ich mich verliebt hatte. Lauren war ein aristokratisch wirkendes Mädchen, schlank, graziös und sehr zurückhaltend. Bei ihr hatte man immer den Eindruck, sie wäre hochherrschaftlich aufgewachsen, mit Pferden und so. Sie war jünger als ich und sehr, sehr schön.
    Ich wußte von Anfang an, daß es mit uns beiden nicht funktionieren würde, aber ich versuchte es trotzdem. Wir heirateten und begannen ein gemeinsames Leben, aber sie wurde ziemlich bald recht unzufrieden. Unzufrieden mit meiner Wohnung, mit dem Stadtbezirk, mit dem Geld, das uns zur Verfügung stand. Obendrein mußte sie sich ständig erbrechen, was die Sache nicht besser machte. Sie lebte nur noch von Zwieback: Zwieback im Auto, Zwieback auf dem Nachttisch, überall Zwieback. Sie war so elend und unglücklich, daß ich sie mit Kleinigkeiten aufzuheitern versuchte. Ich holte und brachte ihr, was sie wollte. Ich kochte und erledigte die Hausarbeit. Das ist sonst nicht meine Art, aber ich war eben verliebt. Und so gewöhnte ich es mir im Laufe der Zeit geradezu an, ihr ständig etwas Gutes zu tun oder es doch zumindest zu versuchen.
    Dabei stand ich permanent unter Druck. Mehr dies, mehr das.
    Mehr Geld. Mehr, mehr, mehr.
    Außerdem hatten wir noch ein ganz besonderes Problem. Lauren war zwar krankenversichert, aber weder ihre Kasse noch meine kamen für die Arztkosten bei einer Schwangerschaft auf. Nach unserer Heirat hatten wir nicht genug Geld, um uns so zu versichern, daß für das Baby gezahlt wurde. Das Ganze sollte achttausend Dollar kosten, die galt es aufzubringen. Keiner von uns beiden hatte viel. Laurens Vater war Arzt in Virginia, aber sie wollte ihn nicht um das Geld bitten, weil er von Anfang an gegen diese Heirat gewesen war. Meine eigene Familie besitzt nichts. Lauren arbeitete für die Staatsanwaltschaft, ich arbeitete bei der Polizei. Sie hatte eine Menge Schulden auf ihrer Master-Card und noch Raten für ihr Auto abzuzahlen. Aber wir mußten achttausend Dollar auftreiben. Das hing wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen. Wie sollten wir es anstellen? Lauren sagte es zwar nie, aber unausgesprochen stand zwischen uns immer die Aufforderung an mich, die Sache in die Hand zu nehmen.
    Eines Nachts im August wurde ich wegen eines heftigen Ehestreits in die Ladera Heights gerufen. Es war ein Hispano-Paar. Beide hatten getrunken und waren nicht schlecht aufeinander losgegangen. Sie blutete an der Lippe, er hatte ein blaues Auge, und im Nebenzimmer brüllte das Kind. Aber wir schafften es ziemlich schnell, die beiden zur Räson zu bringen, und nachdem wir uns vergewissert hatten, daß niemand ernsthaft verletzt war, machten wir uns wieder auf den Weg. Als die Frau das bemerkte, begann sie zu schreien, ihr Mann hätte sich an die Tochter herangemacht und sie sexuell mißbraucht. Als der Mann das hörte, wurde er stocksauer, und ich dachte mir: Alles Schwachsinn, die Frau will sich nur an ihm rächen. Aber die Frau bestand darauf, daß wir uns die Tochter mal ansehen. Ich ging also ins Kinderzimmer. Das Mädchen war ungefähr neun Monate alt und rot angelaufen vom vielen Brüllen. Ich zog die Decke weg, um nachzuschauen, ob das Baby Blutergüsse hatte. Da lag ein Kilopaket Heroin. Neben dem Kind unter der Bettdecke.
    So.
    Eine beschissene Situation. Die beiden waren verheiratet, sie hätte also gegen ihren eigenen Mann aussagen müssen, es hatte kein

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