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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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hinreichender Verdachtsgrund bestanden, die Durchsuchung wäre also rechtlich ungültig gewesen, und so weiter. Mir war klar, daß er mit einem halbwegs fähigen Anwalt aus der Sache rauskommen würde. Und so rief ich den Kerl ins Zimmer. Ich wußte, daß ich nichts unternehmen konnte. Mir ging nur die ganze Zeit durch den Kopf, daß das kleine Mädchen sterben würde, wenn es das Zeug in den Mund bekam, wenn es darauf herumkaute. Darüber wollte ich mich mal mit dem Mann unterhalten. Ich nahm mir vor, ihm einen Schreck einzujagen, ihn ein bißchen in Panik zu bringen.
    Er und ich standen also im Kinderzimmer. Die Frau war mit meinem Kollegen nebenan im Wohnzimmer. Plötzlich zückt der Typ einen zwei Zentimeter dicken Umschlag und reißt ihn auf. Lauter Hundert-Dollar-Scheine. Zwei Zentimeter Hundert-Dollar-Scheine. Und er sagt: »Danke, daß Sie mir geholfen haben, Officer!«
    In dem Umschlag müssen zehntausend Dollar sein, vielleicht sogar mehr, ich weiß es nicht. Der Typ hält mir den Umschlag hin und sieht mich an und wartet nur darauf, daß ich zugreife.
    Ich sage irgend etwas Lahmes wie, daß es gefährlich ist, Heroin in einem Kinderbett zu verstecken. Daraufhin nimmt der Kerl das Zeug, legt es auf den Boden, kickt es unters Bett, so daß man es nicht mehr sieht, und sagt: »Sie haben recht, Officer. Danke, Officer! Es wäre schlimm für mich, wenn meiner Tochter was zustoßen würde.« Und hält mir weiter den Umschlag unter die Nase.
    So.
    Es herrscht das völlige Chaos. Im Nebenzimmer keift die Frau meinen Kollegen an, im Kinderzimmer brüllt das Baby. Der Typ streckt mir den Umschlag hin und nickt mir grinsend zu, als würde er sagen: Los, nimm’s endlich, es gehört dir. Und ich denke mir … Ich weiß nicht mehr, was ich mir gedacht habe.
    Als nächstes erinnere ich mich, wie ich wieder im Wohnzimmer stand und sagte, mit dem Kind sei alles okay. Da fing die Frau an rumzulallen, ich hätte ihr Kind mißbraucht - jetzt war es nicht mehr der Ehemann, jetzt war plötzlich ich es -, und ich hätte mich mit ihrem Mann verbündet, wir wären beide Kinderschänder. Mein Kollege dachte, sie sei wohl von der vielen Sauferei übergeschnappt, und wir gingen. Mein Kollege sagte noch zu mir: »Du warst ziemlich lange in dem anderen Zimmer«, und ich antwortete ihm. »Ich mußte mir doch das Kind ansehen.« Das war alles - außer daß die Frau am nächsten Tag zur Polizei ging und Anzeige gegen mich erstattete, weil ich ihr Kind mißbraucht hätte. Sie war total verkatert und hatte ein langes Vorstrafenregister, aber so etwas ist ja eine schwere Beschuldigung. Die Sache ging also ihren Amtsweg bis zur Vorverhandlung, erst dort wurde die Anklage als völlig unbegründet fallengelassen.
    So war das. So ist es passiert.
    Das ist die ganze Geschichte.
    »Und das Geld?« fragte Connor.
    »Ich bin am folgenden Wochenende gleich nach Vegas gefahren und habe groß gewonnen. In dem Jahr zahlte ich Steuern für dreizehntausend Dollar an nichtverdientem Einkommen.«
    »Wessen Idee war das?«
    »Laurens. Sie erklärte mir, wie man so was macht.«
    »Sie weiß also, was wirklich passiert ist?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und die interne Untersuchung der Sache? Wurde über die Vorverhandlung ein Bericht erstellt?«
    »So weit ist es, glaube ich, gar nicht gekommen. Sie ließen sich die Sache erzählen und verwarfen die Anklage. Wahrscheinlich gibt es in meiner Personalakte einen Hinweis darauf, aber wohl kaum einen richtigen Bericht.«
    »Gut«, sagte Connor. »Und jetzt erzählen Sie mir den Rest!«
    Ich erzählte ihm also auch die Sache mit Ken Shubik, der L.A. Times und dem Wiesel. Connor hörte mit gerunzelter Stirn schweigend zu. Während ich sprach, saugte er immer wieder durch die Zähne laut Luft in den Mund - die japanische Art, Mißfallen zu bekunden.
    »kōhai«, sagte er, als ich fertig war, »Sie machen mir das Leben extrem schwer. Und Sie lassen mich im ungünstigsten Augenblick wie einen Idioten aussehen. Warum haben Sie mir das alles nicht schon längst erzählt?«
    »Weil es nichts mit Ihnen zu tun hat.«
    »kōhai.« Er schüttelte den Kopf. » kōhai . .. «
    Ich mußte wieder an meine Tochter denken - an die Möglichkeit, die schiere Möglichkeit, daß ich sie nie mehr sehen würde, daß ich nichts dagegen tun können würde .
    »Hören Sie«, sagte Connor, »ich habe Ihnen ja gesagt, daß es unangenehm werden kann. Glauben Sie mir, es kann noch weit unangenehmer werden, als es schon ist. Das hier ist erst der

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