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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Anderson gesprochen. Wollen Sie vielleicht dazu etwas sagen?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Sie wollen auf solch gravierende Anschuldigungen also nicht reagieren?«
    »Der einzige, der meines Wissens nach Anschuldigungen gegen mich erhebt, sind Sie, Willy.«
    »Das ist nicht ganz korrekt«, sagte er lächelnd. »Man hat mir mitgeteilt, daß die Staatsanwaltschaft eine Ermittlung eingeleitet hat.«
    Ich schwieg und überlegte mir, ob das wahr sein konnte.
    »Lieutenant, sind Sie unter diesen Umständen nicht der Ansicht, daß das Gericht einen Fehler beging, als es Ihnen das Sorgerecht für Ihre Tochter zusprach?«
    Wieder sagte ich nur: »Tut mir leid, Willy, kein Kommentar.« Ich versuchte, gelassen zu wirken, aber ich hatte zu schwitzen begonnen.
    »Los, los!« rief Connor. »Es pressiert.« Ich stieg in den Wagen. Connor wandte sich an Wilhelm. »Junge, tut mir leid, aber wir haben zu tun. Wir müssen weg.« Dann knallte er die Wagentür zu. Ich ließ den Motor an. »Marsch jetzt!« sagte Connor.
    Willy steckte den Kopf zum Fenster hinein. »Glauben Sie, daß der rüde Ton, den Captain Connor den Japanern gegenüber anschlägt, ein weiteres Beispiel für das mangelnde Einfühlungsvermögen der Polizei bei heiklen Fällen darstellt, in die Bürger anderer Hautfarbe verwickelt sind?«
    »Bis die Tage, Willy!« Ich schloß das Fenster, startete und steuerte die Anhöhe hinunter.
    »Wenn es ein bißchen schneller ginge, hätte ich nichts dagegen«, sagte Connor.
    »Klar.« Ich trat aufs Gaspedal. Im Rückspiegel sah ich, wie das Wiesel zu seinem Mercedes rannte. Ich fuhr in die nächste Kurve, daß die Reifen quietschten. »Woher wußte dieser Widerling, wo wir zu finden waren? Hört er den Funk ab?«
    »Wir sind nicht auf Funk gewesen«, sagte Connor. »Sie wissen, daß ich damit sehr vorsichtig bin. Aber vielleicht hat der Streifenwagen etwas über Funk gesagt, als wir ankamen. Vielleicht haben wir eine Wanze im Auto. Vielleicht hat er sich auch nur gedacht, daß wir hier auftauchen könnten. Er ist ein Arschloch. Und er hat mit den Japanern zu tun. Er ist ihr Mann bei der Times. Normalerweise zeigen die Japaner bei der Wahl ihrer Verbündeten ein bißchen mehr Format. Aber wahrscheinlich macht er wirklich alles, was sie ihm auftragen. Schöner Wagen, was?«
    »Mir ist aufgefallen, daß es kein japanischer ist.«
    »So offensichtlich darf es nicht sein«, sagte Connor. »Folgt er uns?«
    »Nein. Ich glaube, wir haben ihn abgehängt. Wohin fahren wir eigentlich?«
    »Sanders vom Physikalischen Institut hat inzwischen genug Zeit gehabt, die Bänder in Augenschein zu nehmen.«
    Wir fuhren den Berg hinab, Richtung Freeway 101. »Ach ja«, sagte ich, »was war denn das mit den Brillen?«
    »Nur ein Detail, das belegt werden mußte. Es wurden keine Lesebrillen gefunden, richtig?«
    »Ja. Nur Sonnenbrillen.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Und Graham sagt, daß er verreisen wird. Noch heute. Nach Phoenix.«
    »Aha.« Er sah zu mir herüber. »Wollen Sie auch wegfahren?«
    »Nein.«
    »Okay.«
    Wir waren unten angelangt, ich bog in südlicher Richtung auf den Freeway ein. Noch vor ein paar Jahren wären wir in zehn Minuten auf dem Campus gewesen, jetzt, mitten am Tag, dauerte diese Fahrt fast eine halbe Stunde. Aber schnell ging eigentlich überhaupt nichts mehr, der Verkehr war zu allen Tageszeiten übel. Und der Smog auch, wir fuhren durch dichten Dunst.
    »Finden Sie, daß ich mich idiotisch verhalte?« fragte ich Connor. »Meinen Sie, ich sollte mein Kind packen und ebenfalls abhauen?«
    »So kann man es natürlich auch machen.« Er seufzte. »Die Japaner sind Meister der indirekten Aktion. Das hängt mit ihrer intuitiven Vorgehensweise zusammen. Wenn in Japan jemand mit Ihnen unzufrieden ist, sagt er Ihnen das niemals ins Gesicht. Er erzählt es Ihren Freunden, Ihrem Chef, und zwar so, daß Sie es erfahren. Die Japaner kennen viele Arten dieser indirekten Kommunikation. Deshalb sind sie auch so gesellig, spielen so viel Golf und trinken gemeinsam in karaoke-Bars. Sie brauchen solche Kommunikationsmöglichkeiten, weil sie nicht aus sich herausgehen und sagen können, was sie denken. Das ist ungeheuer ineffizient, wenn man es sich überlegt. Zeit-, Energie-und Geldverschwendung. Aber da sie nun mal keine direkte Konfrontation ertragen - sie reagieren darauf fast mit Todesangst, sie beginnen zu schwitzen und geraten in Panik -, haben sie keine andere Wahl.«
    »Gut, aber …«
    »Ein Verhalten, das den Amerikanern

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