Nippon-Connection
mal gesagt, daß hier nicht geschlagen wird! Du sollst sie nicht schlagen!«
Ich lehnte mich zurück und versuchte, mich zu entspannen. Connor beobachtete die Kinder und kicherte vor sich hin. Er wirkte ruhig und sorglos.
»Glauben Sie, daß Sanders recht hat?« fragte ich ihn. »Daß die Japaner die Universität erpressen?«
»Klar«, sagte Connor.
»Und daß die Japaner amerikanische Technologie kaufen? Professuren finanzieren und so?«
»Das ist nicht verboten. Sie fördern die Gelehrsamkeit - ein edles Unterfangen.«
Ich sah ihn skeptisch an. »Sie finden das also in Ordnung?«
»Nein. Ich finde es ganz und gar nicht in Ordnung. Wenn man die Kontrolle über seine eigenen Institutionen aufgibt, gibt man alles auf. Und im allgemeinen hat in einer Institution derjenige das Sagen, der zahlt. Wenn die Japaner bereit sind, Geld zur Verfügung zu stellen - und wenn der amerikanische Staat und die amerikanische Industrie dazu nicht bereit sind -, dann kontrollieren eben die Japaner das amerikanische Bildungswesen. Zehn amerikanische Colleges gehören ihnen ja bereits. Sie haben sie für die Ausbildung ihrer jungen Leute gekauft, um dafür zu sorgen, daß sie junge Japaner nach Amerika schicken können.«
»Aber das können sie doch schon lange. Viele Japaner besuchen amerikanische Universitäten.«
»Ja. Aber die Japaner planen wie immer auch auf diesem Gebiet voraus. Sie wissen, daß es in Zukunft für sie wahrscheinlich schwieriger werden wird. Früher oder später muß es zu einer starken Reaktion auf ihr Verhalten kommen, ganz egal, wie diplomatisch sie dabei vorgehen - und sie sind jetzt noch in der Anschaffungsphase, deshalb gehen sie äußerst diplomatisch vor. Nachdem kein Staat es gerne hat, wenn er beherrscht wird, egal, ob wirtschaftlich oder militärisch, rechnen die Japaner damit, daß die Amerikaner eines Tages aufwachen werden.«
Ich sah den eislaufenden Kindern zu und hörte ihr Gelächter. Ich dachte an meine Tochter. Ich dachte an den Termin um vier Uhr.
»Warum sitzen wir eigentlich hier herum?« fragte ich.
»Darum.«
Also blieben wir sitzen. Die Lehrerin schickte die Kinder gerade paarweise hintereinander von der Eisfläche. »Jetzt zieht ihr eure Schlittschuhe aus! Schlittschuhe ausziehen! Das gilt auch für dich, Alexander. Alexander!«
»Wissen Sie, wenn Sie einen japanischen Betrieb kaufen wollten, könnten Sie es nicht. Die Menschen in diesem Betrieb würden es als beschämend empfinden, von einem Ausländer übernommen zu werden. Für sie wäre das eine Schande. Sie würden es niemals zulassen.«
»Ich dachte, das geht. Ich dachte, die Japaner haben ihre Gesetze liberaler gemacht.«
Connor lächelte. » Theoretisch , ja. Rein theoretisch können Sie eine japanische Firma kaufen. Aber praktisch geht es nicht. Denn wenn man dort eine Firma übernehmen will, muß man als erstes zu ihrer Bank gehen und die Genehmigung einholen. Die braucht man, damit das Verkaufsverfahren weitergeht. Aber die Bank erteilt die Genehmigung nicht.«
»Ich dachte, General Motors besitzt Isuzu.«
»GM besitzt ein Drittel von Isuzu. Das ist keine Mehrheitsbeteiligung. Ja, einzelne Ausnahmen gibt es. Aber im großen und ganzen sind die ausländischen Investitionen in Japan im Lauf der letzten zehn Jahre um die Hälfte zurückgegangen. Eine Firma nach der anderen empfindet den japanischen Markt als zu hart. Sie haben die Lügen satt, die ewigen Reibereien, die abgekarteten Spielchen, die Manipulationen, das dangō, die heimlichen Absprachen, um ausländische Firmen draußenzuhalten. Sie sind die Vorschriften von seiten der Regierung leid, das Hinundherlaufen von einer Behörde zur anderen, und eines Tages geben sie auf. Die meisten Länder haben bereits das Handtuch geworfen: die Deutschen, die Italiener, die Franzosen. Alle sind sie es leid, in Japan Geschäfte zu machen. Denn was immer sie einem auch sagen - sie blocken ab. Vor ein paar Jahren kaufte T. Boone Pickens ein Viertel der Aktien eines japanischen Unternehmens, aber er wurde nie in den Verwaltungsrat berufen. Japan blockt einfach ab.«
»Was kann man dagegen machen?«
»Das, was die Europäer tun«, erklärte Connor. »Gegenseitigkeit praktizieren. Wie du mir, so ich dir. Eins von dir für eins von mir. Jedes Land hat das gleiche Problem mit Japan. Die Frage ist nur, welche Lösung am besten funktioniert. Die europäische Lösung ist im Grunde knallhart, und sie funktioniert gut, zumindest bisher.«
Am Rand der Eisfläche machten jetzt ein
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