Nippon-Connection
paar Teenager Aufwärmübungen und erste vorsichtige Sprünge auf dem Eis. Die Lehrerin trieb ihre Schützlinge durch den Gang, an dem wir saßen. Als sie an uns vorbeikam, sagte sie: »Ist einer von Ihnen Lieutenant Smith?«
»Ja«, sagte ich.
Ein Kind fragte: »Haben Sie einen Revolver?«
Die Lehrerin sagte: »Eine Frau hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, daß das, was Sie suchen, im Umkleideraum der Männer liegt.«
»Wirklich?« sagte ich.
Das Kind fragte: »Darf ich mir den mal anschauen?«
Die Lehrerin sagte: »Diese Asiatin, Sie wissen schon. Ich glaube, es war eine Asiatin.«
»Ja«, sagte Connor. »Vielen Dank.«
»Ich will mal den Revolver sehen!«
Ein anderes Kind fauchte seinen Mitschüler an: »Halt den Mund, du Dummkopf! Du hast ja keine Ahnung - die sind doch bei einer verdeckten Ermittlung!«
»Ich will aber den Revolver sehen!«
Connor und ich machten uns auf den Weg. Die Kinder liefen hinter uns her und quengelten weiter, sie wollten unsere Revolver sehen. Drüben auf der anderen Seite der Eisfläche hob der Mann mit der Zeitung neugierig den Blick und blickte uns nach.
»Es gibt nichts Besseres als einen unauffälligen Abgang«, sagte Connor.
Der Umkleideraum der Männer war leer. Ich begann, die grünen Metallspinde nach den Videobändern zu durchsuchen, einen nach dem anderen. Connor schien das nicht für notwendig zu halten.
»Hier hinten!« rief er mir zu.
Er stand bei den Duschen. »Haben Sie die Bänder gefunden?« fragte ich.
»Nein.«
Er hielt eine Tür auf.
Wir gingen mehrere Betonstufen hinunter, bis wir zu einem Treppenabsatz kamen. Dort waren zwei Türen. Die eine führte zu einer unterirdischen Lastwagenzufahrt, die andere in einen dunklen Gang mit Holzbalken. »Hier hinein«, sagte Connor.
Leicht gebückt gingen wir den Gang entlang. Wir befanden uns jetzt wieder unterhalb der Eissporthalle. Rechts und links von uns standen hämmernde Maschinen aus rostfreiem Stahl. Dann erreichten wir mehrere Türen.
»Wissen Sie, wohin die führen?« fragte ich.
Eine der Türen war angelehnt. Connor stieß sie auf. Es brannte kein Licht, aber ich erkannte trotzdem, daß dies das Labor war. Von hinten aus einer Ecke drang das schwache Leuchten von Monitoren zu uns. Wir gingen auf das Licht zu.
T heresa Asakuma lehnte sich zurück, schob die Brille in die Haare und rieb sich die schönen Augen. »Alles in Ordnung«, sagte sie. »Wir dürfen nur keinen Lärm machen. Vorhin stand noch ein Posten vor dem Haupteingang zum Labor, und vielleicht steht er immer noch dort.«
»Ein Posten?«
»Ja. Die haben es wirklich ernst gemeint mit der Schließung des Labors. Es war richtig spektakulär, wie bei einer Drogenrazzia. Hat die Amerikaner sehr überrascht.«
»Sie nicht?«
»Ich habe, was dieses Land betrifft, nicht dieselben Erwartungen.«
Connor deutete auf den Monitor vor Theresa. Es war ein Standbild von Sakamura und Cheryl Austin darauf zu sehen, wie sie, sich umarmend, auf den Konferenzraum zutaumelten. Auf den anderen Monitoren erschien das gleiche Bild, jeweils in einer anderen Kameraeinstellung. Auf einigen Monitorenbildern gingen von den Lämpchen der Nachtbeleuchtung in der Büroetage rote Strahlen aus. »Was haben Sie über die Bänder herausbekommen?«
Theresa zeigte auf den Monitor vor sich. »Ich weiß nicht recht«, sagte sie. »Um ganz sicherzugehen, müßte ich 3-D-Sequenzen durchlaufen lassen, um die Dimensionen des Raums zu checken und alle Lichtquellen und die jeweiligen Schatten ausmachen zu können. Das habe ich nicht getan, und mit der hier vorhandenen Ausrüstung kann ich es wahrscheinlich auch gar nicht. Dazu müßte man wohl die ganze Nacht hindurch einen Durchlauf auf einem Spezialgerät machen. Vielleicht gibt mir das Institut für Astrophysik nächste Woche Gelegenheit dazu, aber so, wie es momentan aussieht, ist es eher unwahrscheinlich. Ich kann also im Augenblick nichts beweisen, aber ich habe einen bestimmten Verdacht.«
»Was vermuten Sie?«
»Daß die Schatten nicht übereinstimmen.«
Im schummrigen Licht des Labors sah ich Connor langsam nicken, als könne er sich einen Reim auf all das machen. »Welche Schatten stimmen nicht überein?« fragte ich.
Theresa deutete auf den Monitor. »Die Schatten, die die beiden hier werfen, während sie sich auf den Konferenzraum zubewegen, fallen einfach nicht richtig. Sie liegen falsch oder haben eine falsche Form. Es ist nur sehr schwer zu erkennen, aber ich sehe es.«
»Und die Tatsache, daß. die
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