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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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neben einer so schönen Frau zu stehen, die sich ihrer Schönheit so wenig bewußt war.
    »In den meisten Aufnahmen findet sich irgend etwas Reflektierendes«, erklärte sie. »Bei Außenaufnahmen sind es Autostoßstangen, nasse Straßen, Fensterscheiben. Und in einem geschlossenen Raum können es Bilderrahmen, Spiegel, silberne Kerzenhalter oder verchromte Tischbeine sein - irgend etwas entdeckt man immer.«
    »Aber kann man diese Spiegelungen nicht auch präparieren?«
    »Wenn man genug Zeit hat, schon. Es gibt inzwischen Computerprogramme, mit denen sich ein Bild auf jede beliebige Form legen läßt. Selbst auf eine komplizierte, gekrümmte Oberfläche kann man Bilder legen. Aber das dauert. Hoffen wir also, daß sie nicht genug Zeit dafür hatten.«
    Sie ließ die Bänder vorwärtslaufen. Als Cheryl Austin am Aufzug erschien, war es sehr dunkel. Ich sah zu Theresa hinüber und sagte: »Wie werden Sie eigentlich damit fertig?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Damit, daß Sie uns, der Polizei, helfen.«
    »Weil ich Japanerin bin, meinen Sie?« Sie sah mich lächelnd an. Es war ein seltsames, verzerrtes Lächeln. »Ich mache mir keine Illusionen über die Japaner. Wissen Sie, wo Sako liegt?«
    »Nein.«
    »Das ist eine Stadt, eine Kleinstadt, genauer gesagt, im Norden, auf Hokkaido. Eine Provinzstadt. Es gibt dort einen amerikanischen Luftlandestützpunkt. Ich bin in Sako geboren. Mein Vater war ein kokujin-Mechamker . Kennen Sie dieses Wort?
    Kokujin? Niguro, ein Schwarzer. Meine Mutter arbeitete in einem Nudellokal, in dem die Angehörigen der Air Force aßen. Sie heirateten, aber mein Vater starb bei einem Unfall, als ich zwei Jahre alt war. Der Witwe blieb eine kleine Pension. Wir hatten also ein bißchen Geld. Allerdings nahm sich mein Großvater den größten Teil davon mit der Begründung, meine Geburt stelle für ihn eine Schande dar. Ich war ainoko und niguro. Keine sehr schönen Wörter, mit denen er mich bezeichnete. Aber meine Mutter wollte trotzdem dortbleiben, in Japan. Ich bin also in Sako aufgewachsen, in diesem … Kaff.«
    Ich hörte die Bitterkeit, die in ihrer Stimme mitschwang.
    »Wissen Sie, was die burakumin sind?« fuhr sie fort. »Nein? Das überrascht mich nicht. In Japan, dem Land, wo angeblich alle gleich sind, spricht kein Mensch von den burakumin. Aber vor jeder Heirat durchstöbert die Familie des jungen Mannes die Familiengeschichte der Braut, um sicherzugehen, daß es in ihrer Vergangenheit keine burakumin gibt. Und die Familie der Braut macht das gleiche. Wenn irgendwelche Zweifel aufkommen, wird die Hochzeit abgeblasen. Die burakumin sind die Unberührbaren Japans. Die Ausgestoßenen, die Niedersten der Niederen. Es sind die Nachfahren von Gerbern und Lederarbeitern, denn diese Menschen gelten im Buddhismus als unrein.«
    »Ich verstehe.«
    »Und ich stand sogar unter den burakumin, weil ich verkrüppelt war. Die Japaner empfinden jede Verkrüppelung als eine Schande. Für sie ist es nicht etwas Trauriges oder eine große Last, sondern etwas Schändliches. Es bedeutet, daß man etwas Böses getan hat. Eine Verkrüppelung bringt Schmach über den Betroffenen und seine Familie und sogar über die ganze Gemeinde. Die Leute um einen herum wünschen sich, man wäre tot. Und wenn man obendrein zur Hälfte eine Schwarze ist, die ainoko mit der langen amerikanischen Nase …« Sie schüttelte den Kopf. »Kinder sind grausam. Und es war ein Provinzort, eine ländliche Kleinstadt.«
    Sie blickte auf das vorwärtslaufende Band.
    »Ich bin froh, hier zu sein. Ihr Amerikaner wißt ja gar nicht, wie gut ihr es habt, welche innere Freiheit ihr genießt! Sie können sich nicht vorstellen, wie hart das Leben in Japan ist, wenn man aus seiner Gruppe ausgestoßen wird. Aber ich habe es am eigenen Leib erfahren. Und ich habe nichts dagegen, wenn jetzt Japaner dank meiner Bemühungen, Bemühungen meiner guten Hand, ein wenig zu leiden haben.«
    Sie sah mich an. Die Intensität ihres Blicks ließ ihr Gesicht zu einer Maske erstarren.
    »Ist Ihre Frage damit beantwortet, Lieutenant?«
    »Ja.«
    »Als ich nach Amerika kam, fand ich, daß die Amerikaner sich den Japanern gegenüber ziemlich albern benehmen - aber was soll’s! So, hier haben wir die Stelle. Sie behalten die beiden oberen Monitoren im Auge, ich sehe mir die drei unteren an. Halten Sie gründlich nach reflektierenden Gegenständen Ausschau! Passen Sie gut auf! Es geht los.«
    I ch stand in der Dunkelheit und starrte auf die Monitoren.
    Theresa

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