Nippon-Connection
unglaublich, er dürfe hier keine Fotos machen.
Und Ishigura hatte mir erklärt, die seien doch nur zum internen Gebrauch bestimmt.
In der Zwischenzeit war der Mann zwischen den Männern vor dem Aufzug verschwunden.
Aber die sind für den internen Gebrauch unseres Unternehmens bestimmt.
»Verdammt! Tanaka haute ab, fuhr nach unten und ließ das Band verschwinden, weil auf dieser einen Kassette festgehalten war, wie er durch den Raum ging und welche Schatten er dabei warf.«
»Genau.«
»Und dieses Band brauchte er, um bestimmte Veränderungen am Originalband vorzunehmen?«
»Genau.«
Allmählich sah ich klarer. »Aber selbst wenn wir jetzt herausbekämen, wie die Bänder manipuliert wurden, würde das vor Gericht nicht anerkannt werden, oder?«
»Das stimmt«, sagte Theresa. »Jeder gute Anwalt würde dafür sorgen, daß das für unzulässig erklärt wird.«
»Wir können also nur versuchen, einen Zeugen vorzuweisen, der bestätigt, was passiert ist. Sakamura hätte es vielleicht gewußt, aber er ist tot. Wir kommen also erst dann weiter, wenn wir Mr. Tanaka haben. Am besten nehmen wir ihn sofort in Untersuchungshaft.«
»Ich bezweifle, daß es dazu kommen wird«, sagte Connor.
»Warum? Glauben Sie, daß sie ihn vor uns verstecken?«
»Nein, das ist wohl gar nicht nötig. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Mr. Tanaka schon tot.«
C onnor wandte sich abrupt zu Theresa um und fragte sie: »Beherrschen Sie Ihren Job?«
»Ja.«
»Sind Sie wirklich gut?«
»Ich denke schon.«
»Es bleiben uns noch zwei Stunden. Arbeiten Sie mit Peter zusammen, versuchen Sie, aus dem Band herauszuholen, was geht! Gambatte: Strengen Sie sich an! Ihre Bemühungen werden belohnt werden, glauben Sie mir. Ich muß inzwischen ein paar Kurzbesuche absolvieren.«
»Fahren Sie weg?« fragte ich.
»Ja. Ich brauche den Wagen.«
Ich gab ihm die Schlüssel. »Wohin fahren Sie?«
»Bin ich Ihre Frau?«
»Man wird doch noch fragen dürfen«, maulte ich.
»Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber! Ich muß nur schnell bei einigen Leuten vorbeischauen.« Er wandte sich zum Gehen.
»Aber warum sagen Sie, daß Tanaka tot ist?«
»Na, vielleicht ist er ja auch gar nicht tot. Darüber sprechen wir später, wenn wir mehr Zeit haben. Im Augenblick ist noch viel zu tun, um vier Uhr müssen wir fertig sein. Vier Uhr - das ist unser Schlußtermin! Ich glaube, ich habe einige Überraschungen für Sie auf Lager, kōhai. Nennen Sie es einfach meine chokkan, meine Intuition. Okay? Sollte es Probleme geben oder etwas Unerwartetes passieren, rufen Sie mich über das Autotelefon an. Viel Glück! So, und jetzt machen Sie sich mit dieser charmanten Lady an die Arbeit! Urayamashii na!«
Weg war er. Wir hörten die hintere Tür ins Schloß fallen.
»Was hat er da gesagt?« fragte ich Theresa.
»Er sagte, daß er Sie beneidet.« Ich sah sie im Dämmerlicht lächeln. »Fangen wir an!«
Sie drückte in rascher Folge mehrere Tasten auf den Geräten. Das Band wurde zum Beginn der Sequenz zurückgespult.
»Wie sollen wir vorgehen?« fragte ich.
»Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten, herauszubekommen, wie ein Video verfälscht wurde. Die erste besteht darin, auf verschwommene Stellen und Farbübergänge zu achten. Die zweite Möglichkeit bilden die Schattenränder. Wir können versuchen, mit diesen Elementen zu arbeiten, aber das habe ich nun schon die vergangenen zwei Stunden hindurch gemacht und bin damit nicht sehr weit gekommen.«
»Und die dritte Methode?«
»Reflektierte Bildelemente. Auf die habe ich noch nicht geachtet.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Einfach ausgedrückt, sind reflektierte Elemente - REs -Teile der Szenerie, die im Bild selbst reflektiert werden, zum Beispiel wenn jemand den Raum verläßt und sein Gesicht im Spiegel erscheint. Mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es noch andere Reflexionen in diesem Raum. Vielleicht ist eine Schreibtischlampe aus Chrom zu sehen, in der die vorbeigehenden Menschen verzerrt gespiegelt werden. Die Wände des Konferenzraums sind aus Glas; unter Umständen können wir darauf ein Spiegelbild erkennen. Oder wir entdecken einen Briefbeschwerer auf einem Schreibtisch, auf dem eine Reflexion zu erkennen ist. Oder eine Blumenvase aus Glas, oder auch ein Ablagebehälter aus Kunststoff: alles, was so glänzt, daß es spiegelt.«
Ich sah zu, wie sie die Bänder jeweils zum Anfang zurückspulte. Während sie sprach, glitt ihre gesunde Hand rasch von einer Armatur zur nächsten. Es war seltsam,
Weitere Kostenlose Bücher