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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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blieb der vertikale Streifen, dann verschwand er wieder und tauchte nicht mehr auf. Aber der diffuse Fleck in der Ecke blieb immer da.
    »Hm.«
    Sie peilte den Fleck an. Unter der zunehmenden Vergrößerung zerfiel er, bis er wie eine Ansammlung von Sternen auf einer astronomischen Darstellung aussah. Offenbar war er in sich irgendwie gegliedert. Es kam mir wie die Form eines X vor. Ich sagte es Theresa.
    »Ja. Stellen wir es mal schärfer!«
    Sie tat es. Die Computer verarbeiteten die Daten. Die verschwommene Punktmenge löste sich auf. Jetzt sah es aus wie römische Ziffern.
    I I X I »Was zum Teufel ist das?« rief ich.
    Theresa machte weiter. »Schärferegulierung«, sagte sie. Die Umrisse der römischen Ziffern wurden deutlicher.
    i i x ^ Theresa bemühte sich um eine größere Auflösung. Während sie daran arbeitete, wurde das Bild einerseits besser, andererseits unklarer. Aber dann konnten wir es endlich doch lesen.
    t i x ^ »Es ist die Reflexion eines EXIT-Schildes«, sagte Theresa. »Auf der anderen Seite des Raums, gegenüber dem Aufzug, ist ein Ausgang, oder?«
    »Ja.«
    »Das Schild spiegelt sich im Glas vor dem Rollbild. Das ist alles.«
    Sie ging zum nächsten Einzelbild. »Aber dieser vertikale Lichtstreifen, der ist interessant. Sehen Sie? Er taucht auf, und dann verschwindet er wieder.« Sie ließ das Bild einige Male vor-und zurücklaufen.
    Plötzlich konnte ich mir vorstellen, was es war.
    »Dort hinten ist ein Notausgang«, sagte ich. »Und eine Treppe, die nach unten führt. Es muß die Reflexion des Lichts aus dem Treppenhaus sein. Jemand öffnet die Tür und schließt sie wieder.«
    »Sie meinen, jemand hat den Raum betreten?« fragte sie. »Von der Hintertreppe her?«
    »Ja.«
    »Interessant. Versuchen wir mal rauszukriegen, wer es ist!«
    Sie ließ das Band vorwärtslaufen. Bei dieser starken Vergrößerung prasselte und explodierte das grobkörnige Bild wie ein Feuerwerk über den Monitor - so als hätten die kleinsten Bestandteile der Aufnahme ein Eigenleben, als wäre ihr Tanz unabhängig von dem Bild, das sie gemeinsam aufbauten. Es war anstrengend, dabei zuzusehen. Ich rieb mir die Augen. »Du liebe Güte!«
    »Okay. Da haben wir es!«
    Ich schaute wieder hin. Sie hatte das Band gestoppt. Außer unregelmäßigen schwarzweißen Flecken konnte ich nichts sehen. Sie schienen ein Muster zu bilden, aber ich erkannte nicht, was es darstellte. Es erinnerte mich an die Ultraschallaufnahmen, die ich gesehen hatte, als Lauren schwanger war. Der Arzt hatte damals gesagt: Das ist der Kopf, und das da ist der Magen des Kindes … Aber ich hatte nichts erkennen können. Für mich war alles völlig abstrakt gewesen: meine Tochter im Bauch meiner Frau.
    Der Arzt hatte gesagt: »Sehen Sie? Sie rührt die Finger. Sehen Sie? Ihr Herz schlägt.«
    Das hatte ich gesehen. Ihr Herz hatte ich schlagen sehen. Das kleine Herz und die kleinen Rippen.
    Sind Sie unter diesen Umständen nicht der Ansicht …
    »Sehen Sie?« sagte Theresa. »Das da ist seine Schulter. Das der Umriß seines Kopfes. Jetzt geht er vorwärts - sehen Sie, wie er immer größer wird? Und jetzt steht er dort in dem Gang und lugt um die Ecke. Er ist vorsichtig. Man kann einen Augenblick lang die Nase im Profil erkennen, während er Ausschau hält. Sehen Sie? Es ist schwierig, ich weiß. Aber schauen Sie genau hin! Jetzt sieht er die beiden. Er beobachtet sie.«
    Plötzlich konnte auch ich es sehen. Die Flecken formierten sich zu etwas Sinnvollem. Ich sah den Umriß eines Mannes, der vor dem Notausgang stand. Er beobachtete das Paar.
    Auf der anderen Seite des Raums waren die beiden Liebenden ganz ins Küssen vertieft. Sie bemerkten den Eindringling nicht.
    Aber er war da und beobachtete sie. Es lief mir kalt den Rücken hinunter.
    »Erkennen Sie, wer das sein könnte?« fragte ich Theresa.
    Sie schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Wir sind bis an die Grenzen gegangen. Ich kann nicht mal die Augen oder den Mund vergrößern. Gar nichts.«
    »Dann machen wir weiter!«
    Die Bänder liefen mit Hochgeschwindigkeit. Die Rückkehr zur normalen Größe und zu normalen Bewegungen verwirrte mich.
    Ich sah zu, wie die beiden sich leidenschaftlich küßten und weiter quer durch den Raum taumelten.
    »Jetzt werden sie also beobachtet«, sagte Theresa. »Interessant.
    Was ist das eigentlich für ein Mädchen?«
    »Ich glaube, man nennt solche Frauen torigaru onna.«
    »Sie ist leicht in ihrem Vogel? Tori was?«
    »Schon gut. Ich meine, sie ist ein

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