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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ich es mit Ihnen gemacht habe, kōhai.«
    »Ishiguras Chef hat alles beobachtet?«
    »Ja. Und Ishigura hatte eindeutig die Anweisung, den Beginn der Ermittlungen zu verzögern. Ich dagegen wollte die Ermittlungen vorantreiben, aber das mußte ich so tun, daß er dabei das Gesicht wahren konnte. Deshalb spielte ich den gaijin, der sich nicht mehr beherrschen konnte, und ersparte ihm einen Gesichtsverlust. Jetzt ist er mir einen Gefallen schuldig. Und das ist gut, weil ich seine Hilfe später vielleicht noch brauchen werde.«
    »Er ist Ihnen einen Gefallen schuldig?« fragte ich. Es wollte mir nicht recht einleuchten. Connor hatte Ishigura gerade eben angebrüllt, genauer gesagt, er hatte ihn zutiefst gedemütigt.
    Connor seufzte. »Auch wenn Sie nicht verstehen, was da vorgegangen ist, glauben Sie mir: Ishigura versteht es sehr gut. Er hatte ein Problem, und ich half ihm aus der Klemme.«
    Ich verstand es immer noch nicht ganz und wollte eine weitere Frage stellen, aber Connor hob die Hand. »Ich denke, wir sehen uns jetzt am besten mal den Tatort an, bevor Graham und seine Leute noch mehr verderben.«
    S eit über zwei Jahren arbeitete ich nicht mehr bei der Kriminalpolizei, und ich fand es toll, wieder mal mit einem Mordfall zu tun zu haben. Es brachte Erinnerungen zurück - nächtliche Anspannung, Adrenalinstöße, bewirkt durch die Unmengen von scheußlich schmeckendem Kaffee in Pappbechern, die Einsatzteams, mit denen man zusammenarbeitet. Das Ganze hat etwas leicht Verrücktes: Alles dreht sich um die eine Stelle, an der ein Mensch liegt und tot ist. Jeder Schauplatz eines Mordes hat eine solche Atmosphäre, und immer bildet jene Endgültigkeit den Mittelpunkt. Wenn man den toten Menschen betrachtet, wirkt alles ganz klar, und doch ist es gleichzeitig ein undurchdringliches Geheimnis. Auch wenn es nur um einen banalen Ehekrach geht, in dessen Verlauf die Frau schließlich zum Revolver gegriffen und den Kerl erschossen hat, fragt man sich, wenn man sie dann so sieht, übersät mit Narben und Brandwunden, die er ihr mit Zigaretten beigebracht hatte: Warum ausgerechnet heute nacht? Was war in dieser Nacht anders als in allen Nächten zuvor? Man sieht immer etwas Eindeutiges, aber es bleibt ein unerklärlicher Rest. Immer beides gleichzeitig.
    Und am Schauplatz eines Mordes hat man jedesmal das Gefühl, die elementaren Wahrheiten des Lebens erkennen zu können: die Gerüche und Ausscheidungen der Leiche und der aufgeblähte tote Körper. Meistens weint auch jemand, und man kommt nicht umhin, sich das Schluchzen anzuhören. Plötzlich hört das übliche Getue auf: Ein Mensch ist gestorben, und das ist eine unabänderliche Tatsache wie ein Felsbrocken mitten auf der Straße, den alle Autos umfahren müssen. Und in einer so düsteren und realen Szenerie kommt plötzlich Kameradschaft auf, denn man arbeitet spät nachts mit Leuten zusammen, die man kennt, und zwar sehr gut kennt, weil man ständig mit ihnen zu tun hat. In Los Angeles werden pro Tag vier Menschen umgebracht, alle sechs Stunden einer. Jeder Detective am Tatort hat vielleicht schon in zehn Mordfällen ermittelt; dieser neue Mord ist für ihn eine unerträgliche Belastung, und er und alle anderen hoffen, ihn so schnell wie möglich abhaken, am besten auf der Stelle lösen zu können.
    Dieses Gefühl der Endgültigkeit, die Anspannung und die Energie, die man bei einem Mordfall an den Tag legt, erzeugen eine besondere Atmosphäre.
    Wenn man das ein paar Jahre lang gemacht hat, beginnt es einem zu gefallen. Und als ich den Konferenzsaal betrat, merkte ich zu meiner eigenen Überraschung, daß ich diese Atmosphäre vermißt hatte.
    Natürlich war auch der Konferenzsaal sehr elegant eingerichtet: ein schwarzer Tisch, schwarze Ledersessel mit hohen Rückenlehnen - dazu die nächtliche Beleuchtung der Wolkenkratzer hinter den Glaswänden. In der Mitte des Raumes lag die Leiche des Mädchens, umringt von leise miteinander sprechenden Ermittlungsbeamten.
    Sie hatte blondes, kurzgeschnittenes Haar, blaue Augen, volle Lippen. Ich schätzte sie auf fünfundzwanzig. Sie war groß, hatte lange Beine und eine sportliche Figur. Sie trug ein schwarzes Kleid aus dünnem Stoff.
    Graham war ganz in die Spurensuche vertieft; er stand an der Schmalseite des Tisches und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die schwarzen, hochhackigen Lackpumps, in einer Hand eine kleine Stablampe, in der anderen seinen Notizblock.
    Kelly, der Assistent des Leichenbeschauers, war gerade

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