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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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folgendermaßen«, dozierte er. »Ausländische Investitionen beleben die amerikanische Wirtschaft. Durch den Zufluß ausländischen Geldes wird Amerika gestärkt. Amerika muß viel von Japan lernen.«
    »Aber wir lernen es nicht«, sagte Morton düster.
    »Na ja, aber als Argument ist es nicht schlecht«, fuhr Woodson fort. »Das ist ein ausbaufähiger Standpunkt, und so wie Marjorie es formuliert hat, hört es sich weniger nach einem Positionswechsel, eher nach einer Präzisierung Ihrer früheren Ansichten an. Es wird ein Kinderspiel, John. Ich glaube nicht, daß das ein großes Thema wird.«
    »Werden sie die Frage überhaupt stellen?«
    »Ich glaube schon. Ich habe den Reportern gesagt, daß Sie darauf vorbereitet sind, die Modifikation Ihres Standpunktes hinsichtlich MicroCon zu diskutieren - daß Sie den Verkauf jetzt befürworten.«
    »Wer wird die Frage stellen?«
    »Frank Pierce von der Times, wahrscheinlich.«
    Morton nickte. »Der ist in Ordnung.«
    »Ja. Wirtschaftlich orientiert. Müßte klappen. Sie können über freie Märkte reden, über fairen Handel. Daß durch diesen Verkauf die nationale Sicherheit nicht gefährdet wird und so weiter.«
    Die Maskenbildnerin war fertig. Morton stand auf.
    »Entschuldigen Sie, Senator - könnte ich wohl ein Autogramm von Ihnen bekommen?«
    »Klar«, sagte Morton.
    »Für meinen Sohn, wissen Sie.«
    »Na klar.«
    Woodson sagte: »John, wir haben jetzt eine Rohfassung des Wahlkampfspots, wenn Sie sich die mal ansehen könnten. Sie ist noch sehr skizzenhaft, aber vielleicht wollen Sie doch schon mal Ihre Meinung dazu äußern. Ich habe im Nebenraum alles bereitstellen lassen.«
    »Wieviel Zeit habe ich noch?«
    »Neun Minuten bis Sendebeginn.«
    »Gut.«
    Er trat aus der Tür und erblickte uns. »Guten Abend, Gentlemen. Brauchen Sie mich?«
    »Nur für ein kurzes Gespräch, Senator«, sagte Connor.
    »Ich muß mir ein Video ansehen. Danach können wir uns unterhalten. Ich habe allerdings nur wenige Minuten Zeit.«
    »Das wird reichen«, sagte Connor.
    Wir folgten ihm in einen anderen Raum, von dem aus man das darunterliegende Studio überblicken konnte. Dort blätterten gerade in einer hellbraunen Kulisse mit der Aufschrift News— m ake r s drei Reporter in ihren Notizen, während ihnen die Mikrofone angesteckt wurden. Morton setzte sich vor ein Fernsehgerät, und Woodson schob die Kassette ein.
    Wir sahen den Wahlkampfspot, der nur wenige Stunden zuvor gedreht worden war. Am unteren Bildrand lief ein Timecode. Zunächst sah man Senator Morton mit entschlossener Miene über den Golfplatz schreiten. Die Botschaft lautete, Amerika habe seine wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit verloren und müsse sie sich zurückerobern.
    »Wir müssen uns endlich alle zusammenreißen«, sagte Morton auf dem Monitor. »Alle, von den Politikern in Washington über die Wirtschaftsführer, die Gewerkschaftsvorsitzenden, unsere Lehrer und unsere Kinder bis hin zu uns allen daheim in den Familien. Wir müssen unsere Rechnungen umgehend begleichen und unser Haushaltsdefizit verringern. Wir müssen mehr sparen, und wir müssen unsere Straßen und unser Bildungs-und Ausbildungssystem verbessern. Der Staat muß Energiesparmaßnahmen einleiten - unserer bedrohten Umwelt zuliebe, den gefährdeten Lungen unserer Kinder zuliebe, unserer weltweiten Konkurrenzfähigkeit zuliebe.«
    Dann ging die Kamera dicht an das Gesicht des Senators heran, und es folgten die Schlußbemerkungen: »Manche Leute sagen, wir betreten ein neues Zeitalter der Weltwirtschaft. Sie sagen, es ist nicht mehr wichtig, wo sich Firmen befinden oder wo Produkte hergestellt werden. Das Konzept der Nationalökonomie ist altmodisch und entspricht nicht mehr den Gegebenheiten. Diesen Leuten möchte ich sagen: Japan denkt da ganz anders. Deutschland denkt da ganz anders. Die heute erfolgreichsten Länder der Welt halten weiterhin an einer Politik der Energieeinsparung, der Importkontrolle und der Ausfuhrförderung fest. Sie unterstützen ihre Industrieunternehmen, schützen sie vor unfairer ausländischer Konkurrenz. Wirtschaft und Staat kümmern sich gemeinsam um die Menschen und deren Arbeitsplätze. Und diesen Ländern geht es besser als Amerika, weil eine solche Wirtschaftspolitik den realen Gegebenheiten entspricht. Diese Politik funktioniert. Unsere funktioniert nicht. Wir leben nun einmal nicht in einer idealen Welt, und bis es soweit ist, halte ich es für ratsam, daß Amerika der Wirklichkeit ins Auge blickt. Wir werden

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