Nippon-Connection
sein.«
»Im Augenblick ist es mir wirklich egal, was die Untersuchung ergeben wird. Über diesen Punkt sind wir bereits hinaus, Peter. Ich werde das Sorgerecht beantragen müssen - meinem Seelenfrieden zuliebe.«
»Um Gottes willen!«
»Doch, Peter.«
»Du hast doch keine Ahnung, wie das ist, ein Kind aufzuziehen! Das würde dich viel zuviel Zeit kosten neben deiner beruflichen Tätigkeit.«
»Ich habe keine Wahl, Peter. Du hast mir keine gelassen.«
Es klang sehr wehleidig. Die Märtyrerin zu spielen, war immer schon eine ihrer wirkungsvollsten Methoden gewesen.
Ich sagte: »Lauren, du weißt, daß diese Beschuldigung damals erfunden war. Du ziehst das Ganze doch nur durch, weil Wilhelm dich angerufen hat.«
»Er hat nicht mich angerufen, sondern den stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt. Er hat den Chef angerufen!«
»Lauren.«
»Tut mir leid, Peter, aber diese Suppe hast du dir selbst eingebrockt.«
»Lauren.«
»Ich meine es ernst.«
»Lauren, was du da tust, ist sehr gefährlich.«
Sie lachte hämisch auf. »Was du nicht sagst! Glaubst du wirklich, ich weiß nicht, wie gefährlich es ist, Peter? Es kann mich den Job kosten.«
»Von was redest du?«
»Von was rede ich wohl, du Arschloch!« sagte sie wütend. »Ich rede von Las Vegas.«
Ich schwieg. Ich konnte ihre Gedankengänge nicht mehr nachvollziehen.
»Paß mal auf«, sagte sie. »Wie oft warst du in Las Vegas?«
»Nur einmal.«
»Und bei diesem einen Mal hast du kräftig abgesahnt?«
»Lauren, du weißt doch alles …«
»Allerdings. Und wie ich alles weiß! Und wie sah das zeitlich aus mit deinem großartigen Gewinn-Trip nach Las Vegas im Verhältnis zu dem Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs? Lag beides eine Woche auseinander. Oder zwei Wochen?«
Das war es also! Sie hatte Angst, jemand könnte diese beiden Vorfälle in Zusammenhang bringen, könnte die ganze Sache zurückverfolgen. Und dann, so befürchtete sie, würde auch sie mit hineingezogen werden.
»Du hättest letztes Jahr noch mal hinfahren sollen.«
»Ich hatte zu tun.«
»Du kannst dich sicherlich erinnern, Peter, daß ich dir gesagt habe, daß du alle Jahre hinfahren solltest, damit es wie eine Gewohnheit aussieht.«
»Ich war beschäftigt. Ich mußte mich um das Kind kümmern.«
»Tja«, sagte sie, »und jetzt stehen wir da.«
»Wo liegt überhaupt das Problem?« fragte ich. »Die kriegen das doch nie raus!«
In diesem Augenblick explodierte sie. »Die kriegen das nie raus? Die haben es schon rausgekriegt! Sie wissen es bereits, Peter! Ich bin sicher, daß sie schon mit Martinez oder Hernan-dez oder wie diese Leute heißen gesprochen haben.«
»Aber sie können doch unmöglich …«
»Verdammt noch mal! Wie, glaubst du, kommt einer an einen Job als Kontakt-Officer? Wie bist du an den Job gekommen, Peter?«
Ich überlegte, dachte an damals zurück. Es war vor über einem Jahr gewesen. »Der Job wurde im Dezernat ausgeschrieben. Mehrere Leute haben sich für ihn beworben …«
»Ja. Und dann?«
Ich zögerte. Wenn ich ehrlich war, wußte ich selbst nicht genau, was hinter den Kulissen abgelaufen war. Ich hatte mich einfach für den Job beworben und das Ganze schon wieder fast vergessen, da bekam ich ihn plötzlich. Ich war sehr beschäftigt gewesen damals. Die Arbeit in der Presseabteilung war sehr hektisch.
»Ich erkläre dir, wie so was abläuft«, sagte Lauren. »Der Chef des Sonderdezernats trifft die letzte Entscheidung bezüglich er passenden Kandidaten nach Rücksprache mit Mitgliedern der asiatischen Gemeinde.«
»Das ist wohl richtig, aber ich verstehe nicht …«
»Und weißt du, wie lange die Mitglieder der asiatischen Gemeinde brauchen, um die Kandidatenliste durchzugehen? Drei Monate, Peter. So lange brauchen sie, um alles über die Leute auf der Liste in Erfahrung zu bringen. Alles. Die wissen Bescheid über dich, von deiner Kragenweite bis hin zu deiner finanziellen Situation. Und du kannst mir glauben, daß sie auch von dem Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs von Kindern wissen. Und von deiner Fahrt nach Las Vegas. Und die können eins und eins zusammenzählen: Jeder kann das. Du willst mir doch nicht weismachen«, fuhr Lauren fort, »du wüßtest nicht, wie so was abläuft! Du willst mir doch nicht erzählen, du hättest die Sache nicht mitverfolgt! Ich bitte dich, Peter! Du hast doch selbst am besten gewußt, worum es bei diesem Kontakt-Job ging. Du wolltest das Geld - genau wie jeder andere auch, der irgend etwas mit den Japanern zu tun hat.
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