Nippon-Connection
nicht darum herumkommen, einen eigenen, knallharten wirtschaftlichen Nationalismus zu entwickeln. Wir müssen uns um uns Amerikaner kümmern. Denn außer uns wird es niemand tun. Ich möchte es ganz deutlich sagen: Die Industriegiganten Japan und Deutschland sind nicht die Ursache unseres Problems. Diese beiden Länder fordern Amerika mit neuen Realitäten heraus, und es liegt an uns, sich diesen Realitäten zu stellen und die wirtschaftliche Herausforderung mutig anzunehmen. Wenn wir das tun, dann wird unser großartiges Land in eine Ära nie dagewesenen Wohlstandes eintreten. Wenn wir dagegen weitermachen wie bisher und immer nur die alten Phrasen von einer freien Marktwirtschaft wiederholen, steuern wir auf die Katastrophe zu. Wir haben die Wahl. Entscheiden Sie sich, zusammen mit mir den neuen Realitäten ins Auge zu sehen und dem amerikanischen Volk eine bessere wirtschaftliche Zukunft zu bereiten!«
Das Bild verschwand.
Morton lehnte sich zurück. »Ab wann soll der Spot gesendet werden?«
»Wir fangen in neun Wochen damit an. Zuerst ein Testlauf in Chicago und St. Paul/Minneapolis vor statistisch ausgewählten Zuschauern, darauf eventuelle Änderungen und im Juli dann nationale Ausstrahlung.«
»Lange nach MicroCon …«
»Aber ja.«
»Okay, in Ordnung. Machen Sie weiter wie geplant!«
Woodson nahm die Kassette und verließ den Raum. Morton wandte sich an uns. »Nun? Was kann ich für Sie tun?« fragte er freundlich.
Connor wartete, bis die Tür geschlossen war, dann sagte er: »Senator, können Sie uns etwas über Cheryl Lynn Austin erzählen?«
Es entstand eine Pause. Morton sah uns beide an. Ein Ausdruck der Leere legte sich über sein Gesicht. »Cheryl Lynn Austin?«
»Jawohl, Senator.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich weiß, wer das …«
»Doch, doch, Senator«, sagte Connor und reichte Morton eine Armbanduhr. Es war eine goldene Rolex-Damenuhr.
»Woher haben Sie die?« fragte Morton leise mit eisig klingender Stimme.
Eine Frau klopfte an der Tür und steckte den Kopf herein. »Noch sechs Minuten, Senator.« Sie schloß die Tür wieder.
»Woher haben Sie die?« wiederholte Morton.
»Wissen Sie das nicht?« fragte Connor. »Sie haben ja nicht einmal einen Blick auf die Rückseite geworfen. Da ist etwas eingraviert.«
»Woher haben Sie die?«
»Senator, wir möchten, daß Sie uns von der Dame erzählen.«
Connor nahm ein durchsichtiges Plastiksäckchen aus seiner Tasche und legte es vor Morton auf den Tisch. Es enthielt einen schwarzen Damenslip.
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Gentlemen. Überhaupt nichts.«
Connor holte eine Videokassette aus seiner Tasche und legte sie dem Senator vor die Nase. »Das hier ist ein Band, aufgenommen von einer der fünf Kameras, die den Vorfall im sechsundvierzigsten Stock des Nakamoto-Tower aufgenommen haben. Das Band ist manipuliert worden, trotzdem ist es uns gelungen, ein Bild daraus zu gewinnen, auf dem die Person zu sehen ist, mit der Cheryl Austin zusammen war.«
»Ich habe nichts zu sagen«, wiederholte Morton. »Videobänder können geschnitten, manipuliert und nochmals manipuliert werden. Das bedeutet gar nichts. Das sind alles nur Lügen und Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren.«
»Es tut mir leid, Senator«, sagte Connor.
Morton erhob sich und begann auf und ab zu gehen. »Gentlemen, ich möchte Sie mit Nachdruck auf die Schwere der Beschuldigungen aufmerksam machen, die Sie erheben. Videobänder können verändert werden. Diese Bänder hier haben sich im Gewahrsam einer japanischen Firma befunden, die, so ließe sich ins Feld führen, ein Interesse daran hat, Einfluß auf mich auszuüben. Was immer auf diesen Bändern zu sehen ist oder auch nicht, sie werden einer genauen Prüfung nicht standhalten, das versichere ich Ihnen. Die Öffentlichkeit wird dies als einen Versuch durchschauen, den Namen eines der wenigen Amerikaner in Mißkredit zu bringen, die bereit sind, gegen die japanische Bedrohung anzukämpfen. Und wenn Sie mich fragen, so sind Sie beide nur ein Werkzeug in der Hand ausländischer Mächte. Die Konsequenzen Ihres Handelns sind Ihnen überhaupt nicht klar. Sie stellen schändliche Vermutungen auf, ohne etwas beweisen zu können. Für das, was da angeblich passiert sein soll, haben Sie keine Zeugen. Ich möchte sogar so weit gehen, Ihnen zu prophezeien …«
»Senator!« Connors Stimme klang weich, aber bestimmt. »Bevor Sie fortfahren und möglicherweise etwas sagen, das Sie später bereuen, bitte ich Sie, einmal
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