Nippon-Connection
zwei Minuten, Senator. Sie sollen runterkommen, sobald Sie fertig sind.«
»Das möchte ich erst noch erledigen«, sagte Morton zu uns.
»Selbstverständlich«, erwiderte Connor.
Er hatte sich wirklich unglaublich im Griff. Eine halbe Stunde lang ließ Senator Morton sich von drei Journalisten vor den Fernsehkameras interviewen, ohne auch nur einen Anflug von Nervosität oder Unbehagen zu zeigen. Er lachte, machte Witze, scherzte mit den Journalisten herum. Es sah aus, als hätte er nicht die geringsten Probleme.
Einmal sagte er: »Ja, es stimmt, daß die Briten und die Niederländer größere Investitionen in Amerika getätigt haben als die Japaner. Aber wir dürfen nicht ignorieren, daß Japan eine zielorientierte, auf Gegnerschaft hui ausgerichtete Handelspolitik betreibt, die darin besteht, daß Wirtschaft und Staat bestimmte Bereiche der amerikanischen Wirtschaft geplant angreifen. Die Briten und die Niederländer gehen anders vor. An diese beiden Länder haben wir keine Schlüsselindustrien verloren, an Japan jedoch sehr viele. Das ist der fundamentale Unterschied und der Grund für unsere Besorgnis. Und wenn wir«, fügte er hinzu, »eine britische oder holländische Firma kaufen wollen, können wir das selbstverständlich tun. Einen japanischen Betrieb dagegen können wir nicht kaufen.«
Das Interview ging weiter, aber keiner fragte ihn nach MicroCon. Morton mußte selbst die Sprache darauf bringen: Als Erwiderung auf eine Frage sagte er: »Wir Amerikaner sollten das Recht haben, Japan zu kritisieren, ohne gleich Rassisten oder Japanhasser genannt zu werden. Jedes Land hat bestimmte Konflikte mit anderen Ländern. Das ist unausweichlich. Unsere Konflikte mit Japan sollten offen diskutiert werden, ohne daß all diese häßlichen Attribute ins Spiel gebracht werden. Mein Widerstand gegen den Verkauf von MicroCon ist als rassistisch bezeichnet worden, aber das trifft überhaupt nicht zu.«
Jetzt endlich fragte ihn einer der Journalisten nach MicroCon. Morton zögerte einen Moment, dann beugte er sich, die Arme auf den Tisch gestützt, weit vor.
»Wie Sie wissen, George, war ich von Anfang an gegen den Verkauf von MicroCon, und ich bin immer noch dagegen. Es ist an der Zeit, daß die Amerikaner Maßnahmen ergreifen, um das Vermögen ihres Landes zu wahren, und zwar das unbewegliche Vermögen, das finanzielle Vermögen und das intellektuelle Vermögen. Der Verkauf von MicroCon wäre töricht. Ich halte meinen Widerstand dagegen aufrecht. Daher freut es mich besonders, Ihnen sagen zu können, daß, wie ich vor kurzem erfuhr, Akai Ceramics sein Kaufangebot bezüglich der MicroCon Corporation zurückgezogen hat. Ich denke, das ist die allerbeste Lösung. Ich zolle Akai meinen tiefen Respekt für die Feinfühligkeit, die das Unternehmen in dieser Sache an den Tag gelegt hat. Der Verkauf wird nicht stattfinden. Darüber bin ich sehr befriedigt.«
»Was?« rief ich oben hinter der Glasscheibe. »Das Kaufangebot ist zurückgezogen worden?«
»Jetzt wohl schon«, sagte Connor.
Als das Interview seinem Ende zuging, wurde Morton immer fröhlicher.
»Da man mich stets als Kritiker Japans hingestellt hat, darf ich jetzt vielleicht einmal kurz meine Bewunderung für dieses Land zum Ausdruck bringen. Die Japaner haben etwas großartig Heiteres an sich, das oft ganz unerwartet an den Tag tritt. Sie wissen wahrscheinlich, daß die japanischen Zen-Mönche kurz vor ihrem Tod ein Gedicht schreiben sollen. Das ist eine traditionelle Kunstform, und die berühmtesten Gedichte werden noch Hunderte von Jahren später zitiert. Sie können sich also vorstellen, daß ein Zen-roshi unter großem Druck steht, wenn er seinen Tod herannahen fühlt und jeder von ihm erwartet, daß er ein großartiges Gedicht schreibt. Monatelang denkt er an nichts anderes mehr. Aber mein Lieblingsgedicht stammt von einem Mönch, der dieses Drucks schließlich überdrüssig wurde. Es lautet folgendermaßen:
Geburt ist Unruhe, Tod ist Ruhe. Gedicht oder nicht -Was soll das Getue?«
Alle drei Journalisten lachten laut. »Nehmen wir die Sache mit Japan nicht allzu ernst«, sagte Morton. »Das ist auch etwas, was wir von den Japanern lernen können.«
Nach dem Interview schüttelte Morton den drei Journalisten die Hand und ging aus der Kulisse. Ich sah, daß Ishigura im Studio eingetroffen war. Er hatte ein hochrotes Gesicht und saugte die Luft durch die Zähne ein, wie es Japaner oft tun, wenn sie aufgebracht sind.
Morton rief leutselig: »Ach,
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