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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Nacht.
    I ch bemühte mich, Ruhe zu bewahren. »Elaine, nehmen Sie Michelle und gehen Sie ins Schlafzimmer! Verstecken Sie sich unter dem Bett! Dort bleiben Sie und verhalten sich ganz still, egal, was passiert. Haben Sie mich verstanden?«
    »Nein, Daddy!«
    »Los, Elaine!«
    »Nein, Daddy! Ich will › Dornröschen ‹ sehen!«
    »Du kannst es dir später zu Ende anschauen.« Ich hatte meinen Revolver zur Hand genommen und überprüfte den Ladestreifen.
    Elaine riß die Augen auf.
    Sie nahm Michelle in den Arm. »Komm, mein Schatz!«
    Michelle versuchte, sich loszuwinden. »Nein, Daddy!«
    »Michelle!«
    Sie wurde still; mein Ton hatte sie erschreckt. Elaine trug sie ins Schlafzimmer. Ich lud einen zweiten Ladestreifen auf und steckte ihn in meine Jackentasche.
    Dann knipste ich die Lampen im Schlafzimmer und in Michelles Zimmer aus. Vorher warf ich noch einen Blick auf ihr Bettchen, auf die Bettwäsche mit dem Elefantenmuster. Danach löschte ich auch das Küchenlicht.
    Ich ging ins Wohnzimmer zurück. Der Fernseher lief noch. Die böse Hexe gab ihrem Raben Anweisung, Dornröschen ausfindig zu machen. »Du bist meine letzte Hoffnung, Tierchen. Enttäusch mich nicht!« sagte sie zu dem Vogel, der daraufhin losflog.
    Ich verhielt mich ganz still. Ich schlich geduckt zur Wohnungstür. Das Telefon klingelte wieder. Ich kroch hin.
    »Hallo.«
    »kōhai.« Es war Connor. Ich hörte das Rückkopplungspfeifen des Autotelefons.
    »Wo sind Sie?« fragte ich.
    »Haben Sie das Band?«
    »Ja. Wo sind Sie?«
    »Am Flughafen.«
    »Kommen Sie sofort hierher! Sofort! Und fordern Sie Unterstützung an, in Gottes Namen!«
    Ich hörte ein Geräusch vor meiner Wohnungstür. Ein leises Geräusch, Schritte.
    Ich legte den Hörer auf. Ich war schweißnaß.
    Wenn Connor am Flughafen war, würde es zwanzig Minuten dauern, bis er eintraf. Vielleicht sogar noch länger.
    Ich mußte die Sache ganz allein erledigen.
    Ich starrte auf die Tür und lauschte angestrengt. Aber ich konnte nichts mehr hören.
    Aus dem Schlafzimmer drang die Stimme meiner Tochter an mein Ohr. »Ich will › Dornröschen ‹ sehen, ich will Daddy!« Ich hörte, daß Elaine ihr etwas zuflüsterte. Michelle wimmerte.
    Dann war alles ruhig.
    Das Telefon klingelte wieder.
    »Lieutenant«, sagte die Stimme mit dem schweren Akzent, »Sie brauchen keine Unterstützung.«
    Mein Gott, sie hörten das Autotelefon ab!
    »Wir wollen Ihnen nichts tun, Lieutenant. Wir wollen nur eines: Wären Sie so freundlich, uns das Videoband auszuhändigen?«
    »Ich habe das Band«, sagte ich.
    »Das wissen wir.«
    »Sie können es haben.«
    »Das wird auch gut sein.«
    Ich wußte, daß ich ganz auf mich allein gestellt war. Ich überlegte in rasender Eile. Mein einziger Gedanke war: Ich muß sie abwimmeln. Ich muß sie von meiner Tochter fernhalten.
    »Aber nicht hier«, sagte ich.
    An der Wohnungstür klopfte es. Ein lautes, beständiges Pochen. Verdammt!
    Ich spürte, wie sich die Vorgänge immer enger um mich schlossen. Alles geschah viel zu schnell. Ich kauerte auf dem Boden; das Telefon hatte ich vom Tisch genommen und neben mich gestellt. Ich wollte unterhalb der Fenster sein.
    Wieder klopfte es.
    »Sie können das Band haben«, sagte ich in den Hörer hinein. »Aber lassen Sie erst Ihre Jungs abrücken!«
    »Was, bitte?«
    Verdammt, jetzt gibt es auch noch Verständigungsprobleme!
    »Sagen Sie Ihren Männern, daß sie weggehen sollen. Sie sollen zurück auf die Straße. Ich will sie sehen.«
    »Lieutenant, wir brauchen das Videoband!«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich gebe es Ihnen ja.« Während ich sprach, ließ ich die Tür nicht aus den Augen. Ich sah, daß der Türknauf sich bewegte. Jemand versuchte, in die Wohnung zu kommen, ganz leise, ganz langsam. Dann wurde der Knauf plötzlich losgelassen und etwas Weißes unter der Tür durchgeschoben.
    Eine Visitenkarte.
    »Lieutenant, bitte kooperieren Sie doch mit uns!« kam es aus dem Telefon.
    Ich kroch zur Tür und hob die Karte auf. Jon a th a n Connor, Captain, Los Angeles Police Department stand darauf.
    Dann hörte ich ein Flüstern von draußen: »kōhai!«
    Ich wußte, daß es ein Trick war. Connor hatte gesagt, er sei am Flughafen. Es mußte ein Trick sein …
    »Vielleicht kann ich helfen, Lieutenant.«
    Genau diesen Satz hatte er ganz zu Beginn unserer Ermittlungen gesagt. Ich war verwirrt.
    »Machen Sie doch die verdammte Tür auf, kōhai!«
    Er war Connor. Ich hob den Arm und öffnete die Tür. Er schlüpfte gebückt herein. Er

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