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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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zog etwas Blaues hinter sich her, eine Kevlar-Weste. »Ich dachte, Sie sind am …« sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf und flüsterte: »Ich wußte, daß es hier ist. Es mußte hier sein. Ich habe in der Straße hinter dem Haus im Auto gewartet. Wie viele sind es?«
    »Fünf, glaube ich. Können auch mehr sein.«
    Er nickte.
    Die Stimme am Telefon sagte: »Lieutenant? Sind Sie noch dran? Lieutenant?«
    Ich hielt den Hörer so, daß Connor mithören konnte. »Ja, ich bin da.«
    Aus dem Fernseher ertönte lautes Hexengelächter.
    »Ich höre etwas, Lieutenant!«
    »Das ist nur › Dornröschen ‹ «, sagte ich.
    »Was? Donnrös…? Was ist das?«
    »Im Fernsehen«, antwortete ich. »Es ist der Fernseher.«
    Daraufhin hörte ich im Hörer Stimmen miteinander flüstern und das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos. Mir fiel ein, daß die Männer dort unten ziemlich exponiert waren. Sie befanden sich auf einer Straße in einem Wohngebiet, umgeben von Häusern, umgeben von vielen Fenstern. Jedermann konnte sie sehen. Es konnte jemand vorbeikommen. Die Männer mußten sich beeilen. Vielleicht taten sie es schon.
    Connor zupfte mich am Ärmel. Er gab mir zu verstehen, daß ich die Jacke ausziehen solle. Während ich es tat, sprach ich in den Hörer hinein. »Gut. Was soll ich denn tun?«
    »Sie bringen uns das Band.«
    Ich sah zu Connor hinüber. Er nickte.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Aber erst pfeifen Sie Ihre Leute zurück.«
    »Wie bitte?«
    Connor ballte eine Hand zur Faust und zog eine wütende Grimasse. Er wollte, daß ich zornig reagierte. Er legte die Hand über die Sprechmuschel und flüsterte mir einen japanischen Satz ins Ohr.
    »Passen Sie mal auf«, sagte ich. »Yoku kike!«
    »Hai. Die Männer gehen weg. Und jetzt kommen Sie heraus, Lieutenant!«
    »Okay. Ich komme.«
    Ich legte den Hörer auf.
    Connor flüsterte: »Dreißig Sekunden!« und verschwand durch die Wohnungstür. Ich war noch damit beschäftigt, mein Hemd über der kugelsicheren Weste zuzuknöpfen. Die Kevlar ist sperrig und heiß. Ich begann sofort zu schwitzen.
    Ich wartete eine halbe Minute, den Blick starr auf den Sekundenzeiger meiner Armbanduhr gerichtet. Dann ging ich auch hinaus.
    Jemand hatte das Licht im Treppenhaus ausgeschaltet. Ich stolperte über einen Körper. Ich rappelte mich wieder hoch und blickte in ein schmales fernöstliches Gesicht. Es war fast noch das eines Kindes, erstaunlich jung. Ein Teenager. Er hatte das Bewußtsein verloren und atmete ganz flach.
    Langsam ging ich die Treppe hinunter.
    Auf dem Absatz im zweiten Stock war niemand. Ich ging weiter. Hinter einer Tür im zweiten Stock hörte ich Konservengelächter aus einem Fernseher. Eine Stimme sagte: »Und jetzt verraten Sie uns mal, wohin Sie bei diesem ersten Rendezvous gefahren sind!«
    Ich ging ins Erdgeschoß hinunter. Die Haustür war aus Glas. Ich warf einen Blick hinaus, sah aber nur geparkte Autos, eine Hecke und einen kleinen Teil des Rasens vor dem Gebäude. Die Männer und ihre Wagen mußten weiter links stehen.
    Ich wartete. Ich holte tief Luft. Mein Herz klopfte. Ich wollte nicht dort hinausgehen, aber mein einziger Gedanke war, diese Typen von meiner Tochter fernzuhalten, das Ganze von hier wegzubekommen.
    Ich trat in die Nacht hinaus.
    Die Luft kühlte mein schweißnasses Gesicht, meinen schweißnassen Hals.
    Ich machte zwei Schritte.
    Jetzt konnte ich die Männer sehen. Sie standen ungefähr zehn Meter entfernt neben ihren Autos. Es waren vier. Einer winkte mich zu sich. Ich zögerte.
    Wo sind die anderen?
    Außer den Männern bei den Autos konnte ich niemanden sehen. Der eine winkte noch einmal. Ich ging auf die vier zu. Plötzlich spürte ich von hinten einen schweren, dumpfen Schlag. Ich fiel vornüber, mit dem Gesicht ins feuchte Gras.
    Es dauerte eine Weile, bis ich wußte, was passiert war.
    Man hatte mich von hinten angeschossen.
    Dann knallten überall um mich herum Schüsse. Aus Automatikwaffen. Das Gewehrfeuer ließ die Straße erstrahlen wie bei einem Gewitter. Die Schüsse hallten von den Gebäuden auf beiden Seiten der Straße wider. Glas splitterte. Von überallher hörte ich Menschen schreien, und immer wieder Schüsse. Ich hörte Motoren, die gezündet wurden, Autos, die an mir vorbei die Straße hinunterrasten. Fast unmittelbar danach heulten Polizeisirenen durch die Luft. Reifen quietschten, Scheinwerfer flammten auf. Ich blieb, wo ich war, mit dem Gesicht im Gras. Ich hatte das Gefühl, schon seit einer Stunde dort zu liegen.

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