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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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zum Beckenrand. Dann hievten wir ihn auf die Betoneinfassung.
    Der Körper war blau angelaufen und eiskalt. Die Totenstarre hatte schon eingesetzt. Äußere Verletzungen waren nicht zu erkennen.
    »Dafür haben sie schon gesorgt.«
    »Wofür?«
    »Daß man nichts sieht. Aber wir finden bestimmt trotzdem Spuren …« Er holte seine kleine Stablampe hervor und leuchtete in Eddies Mund. Dann untersuchte er die Brustwarzen und die Genitalien. »Ja, da haben wir es schon. Sehen Sie diese kleinen roten Flecke? An den Hoden und hier, an der Innenseite der Schenkel?«
    »Alligatorklammern?«
    »Ja. Für das Kabel, mit dem sie ihm die Elektroschocks ver-paßt haben. Verdammt noch mal! Warum hat er mir nichts davon gesagt? Er hätte es mir doch auf der Fahrt von Ihrer Wohnung zum Fernsehsender erzählen können! Er hätte mir doch die Wahrheit sagen können!«
    »Die Wahrheit über was?«
    Connor antwortete nicht. Er war ganz in Gedanken versunken. Nach einer Weile seufzte er. »Wissen Sie, letzten Endes sind und bleiben wir eben gaijin, Fremde. Noch in seiner größten Verzweiflung hat er uns ausgeschlossen. Und wahrscheinlich hat er uns auch deshalb nichts gesagt, weil …«
    Er fiel in Schweigen und starrte auf die Leiche. Dann ließ er sie ins Wasser zurückgleiten. Sie trieb wieder in die Mitte des Schwimmbeckens.
    »Sollen andere den Papierkram erledigen«, sagte Connor und richtete sich auf. »Muß ja nicht sein, daß ausgerechnet wir ihn finden. Ist doch völlig egal.« Er folgte Eddies Leiche mit den Blicken. Der Kopf senkte sich ein bißchen, und die Fersen ragten über die Wasseroberfläche.
    »Irgendwie habe ich ihn gern gemocht«, sagte Connor. »Er hat mir manchen Gefallen erwiesen. Als ich in Japan war, habe ich sogar seine Familie kennengelernt, einen Teil davon zumindest. Den Vater allerdings nicht.« Er betrachtete weiterhin die Leiche, die nun langsam zu kreisen begann. »Aber Eddie war in Ordnung. Und jetzt will ich der Sache auf den Grund gehen.«
    Ich kapierte überhaupt nichts mehr. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er redete, aber ich fand es besser, nichts zu sagen. Connor sah wütend drein.
    »Los jetzt!« sagte er schließlich. »Wir müssen uns beeilen. Es gibt nur wenige Möglichkeiten. Und wir sind bereits wieder mal dabei, den Ereignissen hinterherzurennen. Aber diesen Dreckskerl schnappe ich mir, und wenn es das letzte ist, was ich noch tue.«
    »Welchen Dreckskerl?«
    »Ishigura.«
    W ir fuhren zu meiner Wohnung zurück. »Haben Sie heute nacht frei?« fragte Connor.
    »Ich komme mit.«
    »Nein, ich erledige das allein, kōhai. Es ist besser, wenn Sie nichts davon mitkriegen.«
    »Von was?«
    So ging es eine Weile weiter. Er wollte mir nichts verraten. Aber dann sagte er endlich doch etwas. »Tanaka ist gestern nacht zu Eddie gefahren, weil der das Videoband hatte, und zwar das Originalband, aller Wahrscheinlichkeit nach.«
    »Genau …«
    »Und Tanaka wollte es wiederhaben. Deshalb haben sie gestritten. Als Sie und Graham auftauchten und das Chaos losbrach, sagte Eddie zu Tanaka, daß das Band im Ferrari liegt. Tanaka ging runter, geriet in Panik, als er die Polizei sah, und brauste mit dem Wagen davon.«
    »Genau.«
    »Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, daß das Band bei dem Aufprall und dem Brand des Wagens flötenging.«
    »Ja …«
    »Aber offenbar war es nicht so. Eddie hätte es niemals gewagt, Ishigura gegenüber so forsch aufzutreten, wenn er nicht noch das Band in seinem Besitz gehabt hätte. Das Band war sein heimlicher Trumpf. Das wußte er. Aber er hat wohl nicht geahnt, wie rücksichtslos Ishigura vorgehen würde.«
    »Sie haben ihn wegen des Bandes gefoltert?«
    »Ja. Aber Eddie muß sie überrascht haben. Er hat es nicht preisgegeben.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Wenn er es ihnen überlassen hätte, würden jetzt nicht fünf Japaner darum bitten, mitten in der Nacht einen zertrümmerten Ferrari inspizieren zu dürfen.«
    »Sie suchen also immer noch nach dem Band?«
    »Ja. Oder nach Spuren, die auf das Band hinweisen. Vielleicht wissen sie im Augenblick nicht einmal, wie viele Bänder überhaupt fehlen.«
    Ich ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen.
    »Was wollen Sie jetzt unternehmen?« fragte ich Connor.
    »Das Band aufspüren, das ist jetzt das Wichtigste. Wegen dieses Bandes müssen Menschen sterben. Wenn wir das Original finden … « Er schüttelte den Kopf. »Dann würde Ishigura ganz tief in der Scheiße stecken - und genau da gehört er

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